Nach Badeunfall am Kaarster See „Eltern müssen jederzeit nach ihren Kindern greifen können“

Düsseldorf · Am Kaarster See hat es am Wochenende einen tragischen Unfall gegeben. Ein Junge geriet unter Wasser. Ein Rettungsschwimmer erklärt, wie Eltern Badeunfälle verhindern können.

Kaarst: Großeinsatz am Kaarster See
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Großeinsatz am Kaarster See

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Foto: Simon Janßen

Bei 30 Grad im Freibad entspannen und sich im Badesee abkühlen - vor allem viele Familien planen so einen Ausflug an den Wochenenden von Juni bis August. Dass ein solcher Sommertag tragisch enden kann, damit rechnet wohl niemand.

So war es jedoch vergangenen Sonntag am Kaarster See. Dort musste ein vierjähriger Junge am frühen Abend aus dem See gerettet werden. Der Junge trieb regungslos im Wasser und wurde reanimiert. Was genau passierte, ist bislang unklar. Am Montagnachmittag ist der Junge im Krankenhaus gestorben.

Ein Einzelfall ist das nicht. Immer wieder kommt es zu tragischen Unfällen an Badeseen in der Region.

  • 2013 beispielsweise fiel ein 13-jähriger Junge beim Tretbootfahren in den Unterbacher See und ertrank
  • 2015 starb ein siebenjähriger Junge im Badesee „Lago Laprello“. Das Kind hatte sich wohl zu weit in den See gewagt und ist dort untergegangen.
  • Im April 2018 starb ein 18-Jähriger am Baggersee Blankenwasser in Neuss. Baden ist an dem See verboten.

„Man muss sich aber klar machen, dass es ein großer Unterschied ist, ob es sich um einen jungen Erwachsenen handelt oder um ein vierjähriges Kind“, sagt Michael Grohe von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG NRW. „Die Aufsichtspflicht der Eltern endet bei Kleinkindern nie.“ Das gilt für Grohe vor allem bei Kindern, die noch nicht schwimmen können. „Es ist wichtig, dass Eltern sich immer in Reichweite dieser Kinder befinden. Das ist wörtlich gemeint: Eltern müssen im Wasser jederzeit nach ihren Kindern greifen können“, sagt Grohe. Wenn Freibäder an Sommertagen stark besucht seien, könne es zu lange dauern, bis ein Bademeister bei einem ertrinkenden Kind ist. „Bei Kindern kann das ja sehr schnell gehen, dass sie Wasser verschlucken, sich nicht an der Oberfläche halten können und untergehen“, sagt Grohe.

Auch Schwimmflügel, Luftmatratzen oder aufblasbare Schwimmtiere bieten dem Experten zufolge keine ausreichende Sicherheit für Kinder. „Es kann immer sein, dass ein Schwimmflügel ein Loch hat und im entscheidenden Moment nicht genügend Luft darin ist.“ Besonders wichtig sei es, Kleinkinder beim Schwimmen in Baggerlöchern immer im Blick zu behalten. „Dort gibt es oft Abbruchkanten, an denen es auf einmal Tief wird. Das ist fatal, wenn Kinder nicht schwimmen können.“

Die meisten Todesfälle durch Ertrinken in Deutschland ereignen sich laut Statistik der DLRG im Juni. 2017 kamen in diesem Monat 69 Menschen ums Leben. Im Juli 2017 waren es 55 Menschen.

Die meisten dieser Unfälle passieren an Flüssen (157 Todesfälle im Jahr 2017), gefolgt von Seen mit 137 Todesfällen. Die meisten Menschen ertranken 2017 in Bayern. Dort kamen insgesamt 86 Menschen im Wasser ums Leben, gefolgt von NRW und Niedersachsen mit jeweils 55 Ertrunkenen im selben Jahr. Laut DLRG sind die meisten Opfer Senioren im Alter zwischen 76 und 80 Jahren. Badeunfälle bei Kindern unter zehn Jahren kommen dagegen eher selten vor.

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