Leverkusen Eltern kämpfen um neuen Bayer-Kindergarten

Leverkusen · Der Bayer-Konzern hat die Stadt gebeten, die Entscheidung über den geplanten Werkskindergarten an der Kaiser-Wilhelm-Allee um vier Wochen zu vertagen.

Leverkusen: Eltern kämpfen um neuen Bayer-Kindergarten
Foto: US

Die Unsicherheit in der Politik und bei der Stadt, ob ein Kindergarten in der Nähe von Chemiebetrieben, in denen auch Chlor, Phosgen und das krebserregende Acrolein eingesetzt werden oder entstehen, gut ist, lässt die Verantwortlichen bei Bayer vorsichtig werden. Inzwischen landete bei den Ratsfraktionen ein Brief von Anwohnern, die sich für den Bayer-Kindergarten einsetzen. 54 Elternteile haben unterschrieben.

Die in Chempark-Nachbarschaft wohnenden Wiesdorf Dr. Miriam und Dr. Philip Bechtle schreiben: "Uns ist bewusst, dass aufgrund der räumlichen Nähe zu produzierenden Chemiebetrieben ... erschwerte Randbedingungen vorliegen. Trotzdem müssen ... Wege gefunden werden, wie eine ... sichere Kinderbetreuung ... ausgebaut werden kann." Nach Angaben von Betriebsräten fehlen für Bayer-Angehörige rund 70 Kinderbetreuungsplätze.

Kinder nah und sicher betreuen

Weiter heißt es in dem Brief: "Da wir alle ... Anwohner bzw. Mitarbeiter des Chemparks sind, und unsere Kinder schon in Chempark-nahen Kindertagesstätten betreut werden, setzen wir uns selbstverständlich mit den ... geringen, ... nicht ... zu vernachlässigenden Gefahren von chemischen Produktionsbetrieben auseinander. ... Gleichzeitig sind wir darauf angewiesen, daß wir unsere Kinder nicht weit von unserem Wohn- oder Arbeitsort entfernt in einer Kita bringen. Daher begrüßen wir die Initiative von Bayer Real Estate (Bayer-Immobilienverwaltung, d. Red.) durch ... sehr erprobte technische Einrichtungen ... und intensive Schulung des Personals eine Möglichkeit zu schaffen, wie unsere Kinder in der Nähe unseres Wohn- und Arbeitsplatzes sehr sicher betreut werden können."

Die Politiker sollten auch berücksichtigen, dass ganze Wohnviertel in ähnlicher Nähe zum Werk liegen, genauso wie bestehende Kindergärten oder Einkaufszentren. Diese Einrichtungen haben allerdings Bestandschutz. Das Problem der Kita-Ansiedlung ist für Politiker und Behörden fast unlösbar. Alle wollen den Kindergarten. Der Haken ist der Standort, den Bayer weiter favorisiert. Wird die Kita gebaut, könnte Bayer sich selbst in Schwierigkeiten bringen: Neue Produktionen oder Änderungen könnten mit Hinweis auf den nahen Werks-Kindergarten abgelehnt werden, befürchtet die Stadtspitze.

Es geht um die ganze Innenstadt

Kita bauen und gleichzeitig die Entwicklungsmöglichkeiten des Chemparks sichern, dies ist die Frage. Seit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes gelten in dieser Hinsicht ganz verschärfte Auflagen. Es geht zudem nicht allein um die Kita, sondern um die Projekte Decathlon, Smidt-Ausbau, Ganser-Forum und die ganze Innenstadt-Zukunft. Deshalb das Zögern.

(RP)
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