Neuss/Düsseldorf Elf Verletzte bei Brand in Papierfabrik FS-Karton

Neuss · Bei einem Brand in der Papierfabrik FS-Karton an der Düsseldorfer Straße in Neuss wurden am Donnerstagabend zahlreiche Arbeiter verletzt. Elf Menschen mussten wegen des Verdachts auf Rauchvergiftung mit Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden.

Feuer in der Papierfabrik
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Feuer in der Papierfabrik

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Foto: Frank Kirschstein

Gegen 22.15 Uhr hatte eine Brandmeldeanlage in der Produktion von FS-Karton bei der Leitstelle der Neusser Feuerwehr Alarm geschlagen: In einer Papiermaschine in Halle 1 des Betriebes am Hafen hatte ein Materialstau dazu geführt, dass sich das erhitzte Papier entzündete. Die Feuerwehr hatte den Brand jedoch schnell unter Kontrolle, sagte Einsatzleiter Ferdinand Baier.

Die Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot am Unglücksort. "FS-Karton hat eine Geschichte", erklärte Baier in Erinnerung an einen Großbrand Anfang Juni 2010. Damals hatte sich ein Feuer in einem Außenlager für Altpapier entzündet und die Feuerwehr über mehrere Tage in Atem gehalten. Binnen Minuten waren deshalb am Donnerstagabend 50 Feuerwehrleute und 30 Rettungssanitäter auf dem Betriebsgelände an der Stadtgrenze zu Düsseldorf-Heerdt.

Während der Löscharbeiten wurde die Düsseldorfer Straße in beide Richtungen gesperrt, auch die Straßenbahn der Linie U75 musste anhalten. Nach dem automatischen Brandmeldealarm löste die Feuerwehr wenig später einen Alarm der Stufe "MANV 1" aus. "MANV" steht für "Massenanfall von Verletzten" und bezeichnet eine Situation, bei der eine große Anzahl von Verletzten versorgt werden muss. Eigene Verstärkungskräfte und benachbarte Rettungsdienste rücken an. "Stufe 1" bedeutet, dass die Einsatzleitung am Unglücksort von 5 bis 50 Verletzten ausgeht. Ferdinand Baier sprach zum Ende des Einsatzes von einem "eher kleinen" Feuer. Schwerverletzte gab es nicht. Die Arbeiter aus der betroffenen Produktionshalle litten in erster Linie unter den Folgen der zeitweise heftigen Rauchentwicklung. Gegen 23.15 Uhr rückten die meisten Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst wieder ab.

Neues Brandschutzkonzept erarbeitet

Nach dem Feuer am 2. Juli 2010, das erst nach mehreren Tagen gelöscht werden konnte und einen Schaden in knapp zweistelliger Millionenhöhe verursacht hatte, war vom Unternehmen gemeinsam mit den Behörden ein neues Brandschutzkonzept erarbeitet worden. Dieses betraf vor allem die großen Papierlagerflächen im Außenbereich. Dazu gehörten größere Abstandsflächen, breitere Durchfahrten, mehr Distanz zur Bebauung, Trennwände aus Beton.

Damals wurde zudem geplant, das Lager mit wärmeempfindlichen Infrarot-Kameras zu überwachen und auf der Produktionshalle Löschkanonen zu installieren, um die Anlagen gegen Flammen verteidigen zu können. Der Brand bei der Papierfabrik FS-Karton 2010 war der größte Einsatz für die Neusser Feuerwehr in den vergangenen 25 Jahren. Angesichts der Dimension des Feuers entschied sich die Wehrführung damals zu einer noch nie dagewesenen Maßnahme: Erstmals wurden die so genannten Bereitschaft NRW zu Hilfe gerufen.

Die großen Löschwassermengen — in der Spitze wurden 41 900 Liter Wasser pro Minute verbraucht — mussten vom Klärwerk zum Teil kaum gereinigt in den Hafenkanal und damit in den Rhein abgeleitet werden. Das Hydrantennetz konnte diese Mengen nicht liefern. Deshalb wurden 14 Kilometer Schlauch verlegt, um Wasser direkt aus dem Hafen zu pumpen. Die Flugasche verbreitete sich 2010 bis Viersen und Duisburg und sorgte für erhebliche Belästigungen. Eine Gefährdung durch Schadstoffe in der Luft gab es jedoch nicht. Über die Tage verteilt waren damals 1000 Helfer im Einsatz, 32 davon wurden verletzt und mussten medizinisch versorgt werden. Im Vergleich dazu verlief der Einsatz am Donnerstagabend glimpflich — auch weil die Feuerwehr schnell und umfassend reagierte. "In einer Papierfabrik muss man immer mit einem Großeinsatz rechnen", sagte Ferdinand Baier von Feuerwehr Neuss. Der Großeinsatz 2010 sei dafür der eindrucksvollste Beweis.

(NGZ/top/ila)
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