Internationaler Einsatz Razzia gegen Geldautomatensprenger in NRW und den Niederlanden
Gronau/Enschede · Seit dem frühen Donnerstagmorgen laufen Durchsuchungen in Gronau und Enschede im Zusammenhang mit Geldautomatensprengungen. Beteiligt sind Einsatzkräfte der Staatsanwaltschaft Düsseldorf, des Bundeskriminalamtes und der niederländischen Polizei. Es gab zwei Festnahmen.
Die internationalen Fahnder schlagen im Morgengrauen zu. Seit dem frühen Donnerstagmorgen gehen deutsche und niederländische Ermittler gegen Geldautomatensprenger vor. Durchsucht werden zeitgleich Häuser, Wohnungen, Büros und Geschäftsräume im westfälischen Gronau und niederländischen Enschede; insgesamt fünf Objekte. Zwei Menschen wurden bislang festgenommen. An den Einsatz beteiligt sind Kräfte der Staatsanwaltschaft Düsseldorf, des Bundeskriminalamtes (BKA) und der niederländischen Polizei. Hintergrund ist ein Ermittlungsverfahren der Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten in Nordrhein-Westfalen, kurz Zeos NRW, in dem unter anderem wegen des Verdachts der Beihilfe zum Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und wegen schweren Bandendiebstahls ermittelt wird.
Im Zentrum des Verfahrens stehen zwei 43 und 19 Jahre alte niederländische Staatsangehörige aus dem Raum Enschede. Sie sind laut Staatsanwaltschaft Düsseldorf dringend verdächtig, in mindestens 17 Fällen ein hochmotorisiertes Fahrzeug der Luxusklasse in Kenntnis der späteren Verwendung an verschiedene niederländische Tätergruppierungen zur Begehung von Geldautomatensprengungen in Deutschland vermietet zu haben. Die Sprengungen wurden demnach in Senden, Gelsenkirchen, Dortmund, Löhne, Bad Oeynhausen, Arnsberg, Wesel (alle in NRW); Rinteln, Ihlow, Hann, Münden, Itterbeck (Niedersachsen); Dierdorf, Montabaur, Trier (Rheinland-Pfalz), Homburg (Saarland) und Gelnhausen (Hessen) verübt.
NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) sagte unserer Redaktion: „In jedem Fall besteht hier der Verdacht der Beihilfe zum Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und zu schwerem Bandendiebstah - beides Verbrechen. Wer einen Geldautomaten sprengt, gefährdet Leib und Leben sowie Eigentum auch weit über den Geldautomaten hinaus. Das kann sich sogar zum versuchten Mord auswachsen.“
Die länderübergreifenden Ermittlungen gehen zurück auf eine zentrale Auswertung des Bundeskriminalamts zu verschiedenen, im Jahr 2021 in Deutschland erfolgten Geldautomatensprengungen. Aufgrund der überregionalen Strukturen und Tatorte in NRW, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland, hat die Zeos in Abstimmung mit dem BKA die zunächst getrennt geführten Verfahren übernommen und zusammengeführt. Die daraufhin in enger Zusammenarbeit mit den niederländischen Strafverfolgungsbehörden durchgeführten Ermittlungen führten demnach schließlich zum Einsatz am Donnerstagmorgen.
Biesenbach lobte den internationalen Einsatz: Die mutmaßlichen Täter wähnen sich sicher, wenn sie aus ihrem vertrauten Rückzugsgebiet in dem einen Land heraus die Tatfahrzeuge in dem anderen Land anmieten, weitere Tatmittel wieder woanders gut verstecken und über Grenzen hinaus agieren“, sagte der Justizminister: Aber die Zeos sei international gut vernetzt und so ausgestattet, dass sie diesen komplexen Strukturen nachsteigen könne. „Wir verderben denen so das Handwerk“, so Biesenbach.
Seit Jahren werden in NRW Geldautomaten gesprengt. In diesem Jahr gab es in NRW bereits mehr als 70 Sprengungen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das mehr als eine Verdreifachung. Nach den Taten flüchten die Täter in hochmotorisierten, oft gestohlenen Limousinen über die Autobahnen – ohne Rücksicht auf andere. 75 bis 80 Prozent der Täter kommen aus den Niederlanden und haben einen marokkanischen Migrationshintergrund; etwa 20 Prozent stammen aus dem osteuropäischen Raum, zudem gibt es vereinzelt deutsche Nachahmer in NRW, die aber häufig kläglich scheitern.