Mönchengladbach Einbruchsserie: Bürger wehren sich

Mönchengladbach · Aus Sorge vor weiteren Einbrüchen werden in der Stadt die ersten Bürger initiativ. Nachbarn lassen Security-Dienste patrouillieren und erarbeiten gemeinsame Sicherheitskonzepte. So soll das jetzt auch am Bunten Garten geschehen.

Mönchengladbach: Einbrüche, Raub und Mord - Kriminalitätsstatistik 2012
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Mönchengladbach: Einbrüche, Raub und Mord - Kriminalitätsstatistik 2012

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Am 27. April wurde ein 61-Jähriger in seinem Haus am Max-Röder-Weg von einem Einbrecher gezwungen, den Tresor zu öffnen und dann niedergeschlagen. Am 17. April fesselte ein Unbekannter einen 82-Jährigen in seinem Haus an der Hespersstraße an einen Stuhl und stahl anschließend Schmuck.

Fast kein Tag vergeht in Mönchengladbach, ohne dass nicht irgendwo eingebrochen wird. Es gibt Straßen, da ist beinahe jeder Anwohner schon einmal Opfer geworden. "Heute ist es nicht mehr nur der Junkie, der einbricht, um an Geld für weitere Drogen zu kommen", sagt Bodo Schmitz, Chef der gleichnamigen Sicherheitsfirma. "Heute werden immer öfter Häuser ausbaldowert, und die Täter werden brutaler." Die Angst in der Bevölkerung wachse spürbar.

Auch Renate Schaffrath, Vorstand der Stiftung Schaffrath für Soziales, hat an ihrem Haus schon besorgniserregende Beobachtungen gemacht. Vor gut zwei Wochen sah sie einen fremden Mann, der sich auf ihrem Grundstück und an ihren Garagen verdächtig umguckte und scheinbar alle Einfahrten kontrollierte. Sie selbst saß im Auto mit getönten Scheiben, so dass der Fremde sie nicht sehen konnte.

"Ich habe Fotos von dem Mann gemacht, bin dann ausgestiegen und habe gerufen, dass ich ihn jetzt auf Bild habe. Daraufhin ist er weggerannt", berichtet Renate Schaffrath. Auch ihr Sohn, der im Gebäude eine Einliegerwohnung hat, sah schon häufiger Fremde auf dem Grundstück. Beide sind sich sicher: Hier waren kriminelle Auskundschafter unterwegs. Da Renate Schaffrath mehrere Familien kennt, bei denen bereits eingebrochen wurde, will sie nun eine Art Bürgerwehr für den Bunten Garten gründen. Nicht, dass sich nun Anwohner bewaffnen und Patrouille gehen.

Nein, Renate Schaffrath möchte Nachbarn gewinnen, um gemeinsam Security-Streifen zu finanzieren und bestimmte Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. "Die Bürger sollen wachgerüttelt werden", sagt sie. Security Schmitz hat dafür schon ein Konzept ausgearbeitet. Im Bereich Großheide soll es bereits so eine Bürgerwehr geben.

Die vielen Einbrüche machen sich auch in der Versicherungsbranche bemerkbar, weil Hausratsversicherungen in solchen Fällen für die Entschädigung aufkommen. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist die Anzahl der versicherten Wohnungseinbrüche in 2012 um 10 000 auf 140 000 gestiegen. Durchschnittlich lag der Schaden bei jedem Einbruch bei 3300 Euro und ist laut GDV so hoch wie noch nie.

"So etwas habe ich in meiner gesamten Berufslaufbahn noch nicht erlebt", sagt Horst Pawlik. Vorsitzender vom Bezirksverband Mittlerer Niederrhein im Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute.

Noch nie seien so viele Einbruchsschadensmeldungen bei ihm eingegangen. Und noch nie seien so viele Wohlhabende unter den Opfern gewesen. "Früher gab es den ein oder anderen Spontaneinbruch, da wurde die Wohnung durchwühlt und ein Laptop gestohlen", sagt Pawlik. Heute, so erscheine es ihm, seien die Einbrecher professioneller und brutaler geworden. Auch er spürt die zunehmende Angst vor Einbrechern bei seinen Versicherten. "Das ist überall Gesprächsthema", sagt er.

Renate Schaffrath möchte nicht weiter in der Sorge leben, dass bei ihr oder ihren Nachbarn eingebrochen wird, man eines Tages oder Nachts womöglich dem Täter gegenübersteht. Sie weiß, dass die Polizei nicht überall sein kann. Deshalb sucht sie Mitstreiter im Bereich Bunter Garten für ihre Bürgerwehr.

Wer interessiert ist, kann sich bei ihr per E-Mail melden: renate.schaffrath@gmx.de.

(RP/rl/top/anch)
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