Bedburg-Hau - mit Videos Ein radikaler Umbruch im Museum Schloss Moyland

Mit der Neupräsentation der Sammlung van der Grinten beginnt für das Museum Schloss Moyland eine neue Ära. Auf drei Etagen hat die künstlerische Direktorin Dr. Bettina Paust ihr Konzept verwirklicht, das sie bereits bei ihrer Benennung formulierte. Weitere Schritte sollen folgen.

Die Sammlung van der Grinten ist enorm: In die Breite angelegt, rund um den großen Fundus von Joseph Beuys zusammen getragen. Das wurde mehr als zehn Jahre lang im Museum Schloss Moyland mit der "Moyländer Hängung" gezeigt. Die Hängung ist jetzt Geschichte. Ein Saal im Erdgeschoss allerdings erinnert noch dezent an die Zeit, als dort Bild an Bild hing.

Es ist ein radikaler Umbruch im Haus vollzogen — vor allem in der Präsentation der Kunst. Bei wohltuend gutem Licht präsentiert sich die Sammlung jetzt völlig anders, obwohl sich baulich so gut wie nichts verändert hat. Architekt Thomas Albrecht gelang es dennoch, mit kleinsten Mitteln hier und da ein neues Raumgefühl zu schaffen. Das beginnt gleich hinter dem Eingang, wo eine Edelholztheke den Besucher empfängt und unter der Treppe eine Garderobe eingerichtet wurde. Das Treppenhaus ist hell, lässt Licht hinein und erlaubt, 'raus zu gucken. Bilder gibt es hier keine mehr. Ähnlich hatte das schon Paust-Vorgänger Dering veranlasst — und es bekommt dem Schloss gut. Es sind die Räume zum Licht und Luft tanken, die dem Gang durch die große Sammlung die nötigen Zäsuren geben.

Die neue Ordnung

Hier beginnt auch die neue Ordnung: Linker Hand geht es zur Fotosammlung mit Bildern von Willy Maywald und Fritz Getlinger. Sehr schön wirken die Räume mit den expressionistischen Holzschnitten und vor allem die britischen Malerradierer. Auch hier werden, versprach zur Eröffnung die künstlerische Direktorin Dr. Bettina Paust, die Bilder regelmäßig gewechselt. In diesem Trakt findet man auch einen Raum zur Geschichte des Schlosses und ein wunderbar von Haus Freudenberg gebautes Schloss Moyland als Baukasten für die kleinen (und großen) Spielkinder. Paust betonte, dass der Anstoß, Fotos zu sammeln, als Fotos noch nicht als eigene Kunstwerke galten, Joseph Beuys gegeben hat. Hans und Franz-Joseph van der Grinten nahmen den Rat gerne an.

Auf der rechten Seite des Eingangs sind die Räume mit den Künstlerfreunden von Beuys sowie der Saal, der an die Moyländer Hängung erinnern soll. Teuber, Schoofs und Wiegand sind da zu finden. Mitten in der kleinen Schlosskapelle steht dann die Capri-Batterie von Beuys, jene Zitrone mit der "angestöpselten" Birne. Oben ruhen in sich dagegen Heerichs wunderbare Karton-Skulpturen, für die neue, in ihren Proportionen genau austarierte Sockel entwickelt und von der Schlosswerkstatt gebaut wurden. Breiter Raum bekommen auch die fantastischen Briefe von James Lee Byars an Beuys in der Galerie.

Die Skulpturensammlung des 19. Jahrhunderts dagegen blieb im Keller — aber so ausgedünnt, dass man sich auf einzelne Werke konzentrieren kann. Wie in allen anderen Etagen trifft auch hier die Sammlung der Kranenburger Brüder auf die Werke von Beuys, die sie ebenfalls gesammelt haben. Schlitten, mehrere plastische Bilder und nicht zuletzt zwei frühe Grabkreuze zeugen wieder von dem weltberühmten Bildhauer.

Oben unterm Dach wird dann nochmals unterstrichen, dass sich Moyland künftig noch intensiver um die Kunstvermittlung kümmern will. Kein Wunder, dass Museumspädagogin Nina Schulze strahlte. Sie hat schon viele Ideen für die Zukunft. . . .

(jul)
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