Eichenprozessionsspinner in NRW Schulfrei wegen Raupenalarms

Düsseldorf/Velbert · Weil 17 Bäume an einer Grundschule in Velbert vom Eichenprozessionsspinner befallen waren, durften die Schüler am Dienstag zu Hause bleiben. In diesem Jahr hat sich der Schädling in NRW so stark verbreitet wie selten zuvor.

 Eine Raupe des Eichenprozessionsspinners (Symbolbild).

Eine Raupe des Eichenprozessionsspinners (Symbolbild).

Foto: dpa/Patrick Pleul

Raupen- statt hitzefrei hieß es am Dienstag an einer Grundschule in Velbert. Große Teile des Geländes waren abgesperrt. Grund: In 17 Eichen hatte sich der Eichenprozessionsspinner eingenistet, dessen Härchen schwere allergische Reaktionen auslösen können. „Da wir für 400 Kinder die Verantwortung übernehmen müssen, wollten wir kein Risiko eingehen“, sagt Schulleiterin Sabine Klose. Die Nester des Schädlings waren schon am Wochenende entdeckt worden, am Montag war es den Eltern deshalb noch freigestellt, die Kinder in die Schule zu schicken. Am Dienstag wurden die Bäume von den Nestern befreit.

Landesweit sind in diesem Jahr besonders viele Städte betroffen. In Köln warnt die Stadt derzeit vor allem am Fühlinger See vor den Raupen – 70 Prozent der 250 Eichen dort sind befallen. In Düsseldorf zäunte die Städtische Wohnungsbaugesellschaft befallene Bäume ein. Diese werden in Leverkusen von der Stadt zur Warnung markiert. „Es ist so schlimm wie noch nie“, sagt Wolfgang Auler, dessen Velberter Schädlingsbekämpfungsfirma für die Entfernung der Raupen an der Schule zuständig war. Dazu habe unter anderem der besonders warme Mai beigetragen. „Seit vier Wochen sind drei Mitarbeiter ausschließlich mit dem Eichenprozessionsspinner beschäftigt.“ Dabei gehe es einerseits um die Entfernung der Raupen und Nester, andererseits um die Sichtung von befallenen Bäumen.

Die Schmetterlingsraupen sind deshalb so gefährlich für Menschen, weil ihre Haare Juckreiz, Pusteln und Husten auslösen können. „Das ist schon bei gesunden Menschen so, bei Senioren, Kindern oder Allergikern ist die Gefahr entsprechend höher“, sagt Peter Schütz, Sprecher des NRW-Umweltministeriums. Dem Ministerium liegen keine Daten zur diesjährigen Verbreitung des Schmetterlings vor. Bei einer so häufigen und ungefährdeten Art gebe es keine Meldepflicht. Zudem sei der Befall von Region zu Region unterschiedlich: „Im kühlen Bergland gibt es weniger Eichenprozessionsspinner als im warmen Flachland.“

Grundsätzlich gilt: Die Raupen schlüpfen Anfang Mai, von Ende Juli bis Anfang September fliegen die ausgewachsenen Schmetterlinge. Beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW heißt es, dass seit 2001 eine starke Vermehrung des Schmetterlings festgestellt werde. Zunächst sei er nur im linksrheinischen Tiefland und im Münsterland vorgekommen, habe sich danach aber immer mehr verbreitet. Der Schmetterling befällt vor allem einzeln stehende Eichen, Alleebäume und Waldränder. Er ernährt sich von Eichenblättern.

Seinen Namen verdankt das Insekt dem Fressverhalten seiner Raupen: Diese schwärmen nachts in Gruppen von den Nestern in Richtung Baumkrone aus, was dann aussieht wie eine Prozession. Tagsüber leben die Schmetterlinge und Raupen in gespinstartigen, klebrigen Nestern, die Schädlingsbekämpfer Wolfgang Auler zufolge bis zu einen Meter groß werden können. „Jede Raupe hat bis zu 600.000 Haare, in den Nestern sammeln sich entsprechend viele davon.“ Die Nester müssten nahe Kindergärten und Schulen schnell entfernt werden. Entweder würden dabei die Raupen und Puppen abgesammelt oder abgesaugt. „Danach kommen sie in die Müllverbrennungsanlage.“ Mehrere Stunden habe am Morgen die Reinigung der 17 befallenen Bäume auf dem Gelände der Velberter Grundschule gedauert: „Nichts darf übersehen werden.“

Damit es erst gar nicht so weit kommt, empfiehlt Auler vorbeugende Maßnahmen. So könnten an Eichen spezielle Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, die die Raupen bereits früh abtöteten. Für dieses Jahr rechnet Auler aber noch mit vielen weiteren Einsätzen für sein Team: „Die Spitze des Befalls ist noch nicht erreicht.“

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