Wildtiere zieht es in NRW-Städte Durch Essen stromern 4000 Füchse

Essen · In den vergangenen Jahrzehnten haben Wildtiere einen Wandel mitgemacht. Tiere wie Uhu, Fuchs oder Wildschwein haben die Großstadt als Lebensraum entdeckt. Regelmäßig kann man auch Wanderfalken beobachten.

Die Zahl der Wildtiere, die in deutschen Städten leben, steigt. Dadurch kann es schon mal vorkommen, dass man im Straßenverkehr auf einen Fuchs trifft (hier in Berlin). Alleine in Essen soll es rund 4000 Exemplare geben.

Die Zahl der Wildtiere, die in deutschen Städten leben, steigt. Dadurch kann es schon mal vorkommen, dass man im Straßenverkehr auf einen Fuchs trifft (hier in Berlin). Alleine in Essen soll es rund 4000 Exemplare geben.

Foto: dpa

Fuchs, Wildschwein, Uhu, Wanderfalke, Stieglitz oder Übersee-Exoten haben eines gemein: Sie sind Wildtiere und leben dennoch in der Stadt. Das Nahrungsangebot ist gut. Bejagt werden sie nicht. Ihre bevorzugten Reviere sind Parks, Gehölze, Industriebrachen und größere Grünstreifen.

"Früher war das nicht so", sagt Birgit Königs vom Naturschutzbund NRW. Die meisten Neuankömmlinge haben in den vergangenen 30 bis 40 Jahren neue Reviere gesucht, weil es in der Stadt bequemer ist. Manche Tiere wie das Wildschwein statten bewohnten Gebieten auch nur Besuche ab. Wenn dann aber eine ganze Wildschwein-Rotte den Garten auf der Suche nach Blumenzwiebeln durchwühlt, fällt das auf. Bonn hatte gelegentlich Besuche der Waldbewohner. "Auch wenn Wildschweine allgemein nicht gefährlich sind: Wenn eine Bache mit Jungen unterwegs ist oder ein Keiler schlecht drauf ist, sollte man nicht näher kommen", betont Königs. Wenn dagegen Halsbandsittiche auf der Düsseldorfer Königsallee sich zu Dutzenden in den Platanen für die Nacht einrichten, freuen sich die meisten Menschen. Allerdings hinterlassen die Vögel jede Menge Kot. "Parkbänke mussten deswegen schon abgebaut werden", sagt Peter Schütz vom Landesumweltamt.

Am Rhein ist es schön warm

In den Großstätten am Rhein haben sich die aus Asien und Afrika stammenden grünen Halsbandsittiche mit ihren bunten Hälsen dauerhaft eingerichtet. "Sie lieben die relativ warmen Rheinstädte wie Bonn, Köln, Leverkusen und Düsseldorf", sagt Schütz. Vermutlich sind irgendwann einmal einige Exemplare ihrem Besitzer weggeflogen und haben sich vermehrt.

Dem kleinen Stieglitz ist die Temperatur eher egal. Für ihn sind die Städte Fluchtgebiete. Die Körnerfresser, auch bekannt als Distelfink, finden auf dem Land nicht mehr genügend Futter. "Das ist nicht mehr vergleichbar mit der Landwirtschaft vor 30 oder 40 Jahren", sagt Schütz. Jetzt suchen die Vögel Blühstreifen an Autobahnen, Bahndämmen, Flussufern oder Böschungen.

Gefährlich nur für Mäuse oder Ratten ist der wieder heimisch gewordene Uhu. In alten Steinbrüchen wie nahe der Ruhr-Universität Bochum oder an der Stadthalle Hagen nistet er in den Felswänden. "Wenn man auf dem Parkplatz neben der Stadthalle wartet, kann man durchaus einen Uhu auf einer Laterne sitzen sehen", sagt Schütz.

Auch Füchse leben in großer Zahl in Städten. In Essen soll es 4000 Tiere geben. Das Nahrungsangebot ist üppig. Nager oder auch Wasservögel gibt es ausreichend. Wenn dann noch ein ruhiger Grünstreifen für den Bau dazukommt, bleibt der Fuchs in der Stadt. Allerdings sollte man ihn nicht streicheln. Das kann mit einem Biss enden, wenn sich das Tier in die Enge getrieben fühlt, sagt Königs vom Nabu. In Dortmund machten zwei Menschen jüngst Bekanntschaft mit dem Fuchsgebiss. Auch sollte man Wildtiere nicht durch Füttern an den Menschen gewöhnen, sagt Schütz. Dann wagen sie sich nämlich auch näher an den Menschen heran - und können unangenehm werden. Das gilt auch für Steinmarder und Waschbären, die längst in Städten zu Hause sind.

Auch der Wanderfalke

Neben dem Uhu ist auch der Wanderfalke zurück. Beide waren durch die Jagd und den Unkrautvernichter DDT nahezu ausgerottet worden. DDT ist inzwischen verboten, die Jagd durch die EU-Vogelschutzrichtlinie ebenfalls. Der mit bis zu 300 Stundenkilometern im Sturzflug schnellste Vogel haust in luftiger Höhe und dezimiert vor allem Taubenbestände - allerdings auch die von Brieftauben.

Nicht als Beute, sondern als Störenfried sieht gelegentlich der Bussard den Menschen an. Mäusebussarde verteidigen während der Aufzucht im Frühsommer ihre Horste. Kommen Jogger zu nah, kann es Angriffe geben, meist aber Scheinangriffe, sagt der Nabu. Dann heißt es, langsam den Rückzug anzutreten.

(dpa)
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