Rocker-Prozess in Duisburg Hinrichtung im Autoanhänger

Duisburg · 2014 wird ein Hells Angel ermordet, seine Leiche landet zerstückelt und einbetoniert im Rhein. In Duisburg startete nun der Prozess gegen die Hintermänner des Verbrechens, der Hauptverdächtige aus Mönchengladbach ist abgetaucht. Die Sicherheitsvorkehrungen sind hoch.

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So läuft der Rocker-Prozess in Duisburg

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Foto: Christoph Reichwein (crei)

Es ist ein Tuscheln und ein Kichern wie in den hinteren Reihen eines Klassenzimmers. Der Staatsanwältin wird das bald zu viel. Sie fordert die Angeklagten auf, sich nicht weiter zu unterhalten. Und erntet genervt-finstere Blicke von der Anklagebank. Die sechs Männer, 35 bis 46 Jahre alt, sollen Mitglieder des Motorradclubs „Hells Angels“ gewesen sein und müssen sich nun wegen Mordes, Mordversuchs und Strafvereitelung verantworten. Der Prozess vor dem Landgericht Duisburg startet am Dienstag unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen. Wer in den Saal will, wird von der Polizei kontrolliert, alle Taschen werden überprüft.

Fünf der Angeklagten sollen am 9. Januar 2014 in Mönchengladbach am Mord an Kai M. beteiligt gewesen sein. Der 32-Jährige soll ebenfalls Mitglied der Hells Angels gewesen sein. Er wurde nach Angaben der Staatsanwältin damals unter einem Vorwand dazu gebracht, in einen Autoanhänger zu steigen, der mit einer Plane bedeckt war. Dort soll ihm der damalige Mönchengladbacher Hells-Angels-Boss Ramin Y. mit einer Maschinenpistole in den Hinterkopf geschossen haben. „Das Opfer war arg- und wehrlos“, sagt die Staatsanwältin. „Die Tötung diente der Beseitigung eines Verräters und damit der Festigung der Machtposition der Hells Angels“, trägt sie aus der Anklageschrift vor. Ramin Y. hatte Kai M. im Verdacht, ein V-Mann der Polizei zu sein. Y. steht nicht vor Gericht. Er ist abgetaucht und soll in den Iran geflüchtet sein. Gegen ihn wurde ein internationaler Haftbefehl erlassen. Auf der Anklagebank sitzt aber der Mann, der Y. damals die Waffe gereicht haben soll. Und ein anderer, der die Leiche von Kai M. zerstückelt haben soll. Mit einem Flex-Werkzeug soll der 43-Jährige Arme, Beine und Kopf abgetrennt, die Leichenteile in Fässer und eine Mülltonne gelegt und sie mit Mörtel übergossen haben. Einige Fässer sollen die Tatverdächtigen von einer Autobahnbrücke in den Rhein geworfen haben. Einen Monat später entdeckte ein Angler am Rheinufer in Duisburg einen abgetrennten Arm. Durch die Tattoos auf dem Körperteil konnten Ermittler es dem vermissten Kai M. zuordnen. Zwei Monate später wurde im Rheinpreußenhafen in Homberg der Torso des Mannes gefunden.

Die Mutter des Getöteten nimmt als Nebenklägerin am Prozess teil. Als der Vorsitzende Richter sie mit Blick auf die kommenden Verhandlungstage vorwarnt, dass zahlreiche Bilder der Rechtsmedizin im Saal gezeigt werden, was für sie hart und schwer werden könne, antwortet sie: „Mein Leben ist schon seit acht Jahren hart.“ Eine weitere Angehörige des Opfers hat sich dessen Vornamen auf den Arm tätowieren lassen und trägt ein T-Shirt mit einem Foto von Kai M.

Im Prozess geht es noch um einen weiteren Tatkomplex: Den Mordversuch an einem mutmaßlichen Mitglied des Motorradclubs „Bandidos“, auf das im November 2013 in Oberhausen geschossen worden war. Das Opfer wurde in seinem Auto von vier Kugeln getroffen, hat den Anschlag aber überlebt. Auch in diesem Fall sollen die Angeklagten als Hintermänner agiert haben. Der mutmaßliche Haupttäter ist auch in diesem Fall untergetaucht.

Die Angeklagten schweigen zu den Vorwürfen. Der Prozess läuft bis mindestens Anfang 2023.

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