U-Ausschuss in Düsseldorf Top-V-Mann „Murat Cem“ bekräftigt Warnung vor Anis Amri

Düsseldorf · Der V-Mann im Umfeld des Terroristen Anis Amri hat nach monatelangem Tauziehen Parlamentariern in Düsseldorf Rede und Antwort gestanden: Ja, er habe vor dem Attentäter Anis Amri gewarnt.

 Die Bildkombo zeigt die am 21.12.2016 vom Bundeskriminalamt (BKA) veröffentlichten Fahndungsfotos des Berliner Weihnachtsmarkt-Attentäters Anis Amri. (Archivfoto)

Die Bildkombo zeigt die am 21.12.2016 vom Bundeskriminalamt (BKA) veröffentlichten Fahndungsfotos des Berliner Weihnachtsmarkt-Attentäters Anis Amri. (Archivfoto)

Foto: dpa/-

Der damalige V-Mann im Umfeld des Terroristen Anis Amri hat bestätigt, die Behörden mehrfach vor dem Tunesier gewarnt zu haben. „Er hat sehr präzise auf Fragen geantwortet und konnte Situationen sehr genau schildern“, sagte der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses zum Anschlag Amris in Berlin, Jörg Geerlings (CDU), am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Der V-Mann mit dem Decknamen „Murat Cem“ habe den Abgeordneten verfremdet und mit verzerrter Stimme etwa dreieinhalb Stunden lang Rede und Antwort gestanden. Er war per Videoübertragung von unbekanntem Ort zugeschaltet worden.

Er habe gewusst, dass Amri sich mit Anschlagsplänen beschäftigt habe und habe diesem einen Anschlag auch zugetraut, habe der Zeuge ausgesagt. Dies habe er auch weitergegeben. Von der Art und Weise des Anschlags und dem Zeitpunkt habe er aber nichts gewusst.

Sein Haupt-Augenmerk habe auch nicht Amri gegolten, sondern Abu Walaa. Auf ihn sei er angesetzt gewesen. Der Islamist Abu Walaa galt als Statthalter der Terrororganisation IS in Deutschland. Er steht derzeit in Celle vor Gericht.

„Murat Cem“ wird in den Akten als Vertrauensperson „VP-01“ geführt - er war jahrelang ein Top-Informant der Polizei in Nordrhein-Westfalen. Nachdem er in der Organisierten Kriminalität mehrfach Kriminelle hatte auffliegen lassen, war es gelungen, ihn in die Islamisten-Szene einzuschleusen. Behörden in Berlin hatten seine Warnungen aber den Erkenntnissen zufolge in Zweifel gezogen.

Die Zeugenaussage von „Murat Cem“ erfolgte in nicht-öffentlicher Vernehmung. Der ehemalige Polizeispitzel gilt als stark gefährdet, weil gegen ihn Todesdrohungen der islamistischen Szene kursieren sollen. Er befindet sich in einem Zeugenschutzprogramm.

Der frühere V-Mann suchte allerdings selbst die Öffentlichkeit. Mehreren „Spiegel“-Reportern berichtete er ausführlich über sein früheres Doppelleben - woraus ein Buch mit dem Titel „Undercover - Ein V-Mann packt aus“ entstand.

Der Untersuchungsausschuss in Düsseldorf beschäftigt sich nach wie vor mit der Aufklärung der Abläufe und Hintergründe des Terroranschlags am Berliner Breitscheidplatz. Amri hatte am 19. Dezember 2016 einen Lastwagenfahrer erschossen und war mit dessen Fahrzeug über den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz gerast. Insgesamt tötete er zwölf Menschen. Nach seiner Flucht war der Tunesier in Italien von der Polizei erschossen worden.

(chal/dpa)
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