Psychologe zum Unfall-Ausraster in Düsseldorf „Manche Menschen haben einfach keine Empathie“

Düsseldorf · Während mehrere Notärzte bei einem Unfall in Düsseldorf um das Leben eines Jugendlichen kämpften, schrie eine Frau die Retter an, weil sie einen Termin nicht einhalten konnte. Wir haben mit dem Notfallpsychologen Frank Lasogga darüber gesprochen.

Es geht um wenige Minuten, um Leben und Tod, darum, dass jeder Handgriff sitzt, wenn ein schwerer Unfall im Straßenverkehr passiert. In Düsseldorf gab es den letzten schweren Unfall erst vor wenigen Tagen. Am Mittwochmorgen war ein Jugendlicher mit seinem Moped gegen einen Lkw geprallt. Rettungskräfte und Feuerwehr mussten gerufen, der Junge noch an Ort und Stelle intensiv behandelt werden. Eine Frau, die weniger Meter hinter dem Unfall im Stau stand, hielt die Situation jedoch nicht aus. Sie legte sich so massiv mit den Rettungskräften an, dass ihr jetzt ein Strafverfahren droht. Ein Einzelfall ist das nicht. Immer wieder erleben Rettungskräfte, dass andere Verkehrsteilnehmer aus reiner Ungeduld in eine Rettungsaktion eingreifen. So stieg ein 69-jähriger Rentner aus Hüsten im März 2018 einfach in einen Rettungswagen und fuhr ihn 30 Meter zu Seite, weil er nicht mehr länger im Stau warten wollte - und das, obwohl gerade ein Rettungseinsatz lief. Wie kann es sein, dass Menschen auch dann so ungeduldig reagieren, wenn es für einen anderen um Leben und Tod geht?