Landesregierung will Wende Kaum noch neue Windräder in NRW

Düsseldorf · So viel Strom wie 2019 ist mit der Windkraft in Deutschland noch nie produziert worden. Das lag fast nur am Wetter. Denn der Neubau von Windrädern ist eingebrochen, auch in NRW. Das hat mehrere Gründe.

Windenergieanlage in einem Wald (Archiv)

Windenergieanlage in einem Wald (Archiv)

Foto: dpa/Patrick Pleul

Der Ausbau der Windenergie in Nordrhein-Westfalen ist weitgehend zum Erliegen gekommen. Der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) geht für das Jahr 2019 von insgesamt nur etwa 40 neuen ans Netzen genommenen Windrädern aus. Das ist ein deutlicher Einbruch gegenüber dem Vorjahr, als noch 110 Windkraftanlagen fertiggestellt wurden. Im Jahr 2017 waren in NRW sogar 307 neue Anlagen hinzugekommen.

Die bis November in NRW ans Netz gegangenen Windräder haben eine Gesamtleistung von etwa 105 Megawatt. „Es bleibt aber abzuwarten, wie viele Anlagen 2019 außer Betrieb gegangen sind. Der Nettozubau wird also wahrscheinlich sogar geringer ausfallen“, sagte ein LEE-Sprecher. Zum Vergleich: Das kurz vor der Fertigstellung stehende Steinkohlekraftwerk Datteln 4 hat eine Leistung von gut 1000 Megawatt.

Zwischen Aachen und Minden drehen sich nach LEE-Angaben insgesamt rund 3700 Windräder mit einer Gesamtleistung von knapp 6000 Megawatt. Damit liegt Nordrhein-Westfalen bei der Windkraft an Land auf Platz 4 unter den Bundesländern. Spitzenreiter ist Niedersachsen mit einer installierten Leistung von mehr als 11.000 Megawatt. Der Neubau von Windrädern ist auch bundesweit stark eingebrochen. Trotzdem ist durch den starken Wind 2019 die Stromerzeugung an Land um fast 15 Prozent gestiegen. Für NRW gibt es noch keine aktuellen Zahlen.

Im Zuge der Energiewende setzt die schwarz-gelbe Landesregierung auf einen deutlichen Ausbau der Windenergie. Bis 2030 strebt sie eine Gesamtleistung von etwa 10 500 Megawatt an, fünf Jahre später könnten sogar bis zu 12 000 Megawatt erreicht werden. Das seien aber „theoretische Potenziale, deren Umsetzbarkeit von vielfältigen Faktoren abhängt“, heißt es in einer Antwort von Energieminister Andreas Pinkwart (FDP) auf eine Große Anfrage der Grünen im Landtag.

Nach Angaben von Pinkwart sind in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr so viele neue Windenergieanlagen genehmigt worden wie in keinem anderen Bundesland, doch bis sie ans Netz gehen dauert es meist mehr als ein Jahr. Laut LEE beträgt die Dauer von der Genehmigung bis zur Inbetriebnahme mittlerweile im Schnitt 20 Monate - „wenn die Projekte nicht noch während des Baus beklagt und damit bei der Fertigstellung behindert werden“. Nach einer Auswertung der Fachagentur Windenergie gab es Mitte 2019 in NRW 58 Klagen gegen Windenergieanlagen. Ein großer Teil der Kläger seien Naturschutzverbände, die Verstöße gegen den Artenschutz bemängelten.

Nutzungskonflikte gibt es aber nicht nur mit dem Naturschutz, sondern auch mit dem Luftverkehr, weil Windräder Bodennavigationsanlagen, sogenannte Funkfeuer, nicht stören dürfen. „Allein im Umfeld des Drehfunkfeuers Nörvenich im Kreis Düren können aktuell 211 Anlagen mit gut 684 Megawatt Leistung nicht realisiert werden“, hatte Pinkwart kürzlich mitgeteilt. Kein anderes Drehfunkfeuer deutschlandweit blockiere mehr Windenergievorhaben. Insgesamt würden in NRW 355 Anlagen durch Drehfunkfeuer blockiert. Über eine Bundesratsinitiative will Pinkwart erreichen, das der Schutzabstand der Windräder von Funkfeuern von 15 auf 10 Kilometer verringert wird.

(hsr/dpa)
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