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40-jähriger Häftling erschossen JVA-Geiselnehmer war offenbar verwirrt - Sondersitzung im Landtag

Düsseldorf · Er soll gesagt haben, mit einem Hammer das Coronavirus besiegen zu wollen: Im Fall der Geiselnahme in der JVA Münster nennt das Justizministerium weitere Details zu dem erschossenen Täter. Der SPD reicht das nicht, sie hat eine Sondersitzung im Landtag angestrengt.

Münster: Polizei erschießt Geiselnehmer in JVA
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Polizei erschießt Geiselnehmer in JVA Münster

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Foto: dpa/Bernd Thissen

Der bei einer Geiselnahme in der JVA Münster von der Polizei erschossene Täter ist einem Bericht des NRW-Justizministeriums zufolge offenbar verwirrt gewesen. Nach Angaben der 29 Jahre alten JVA-Bediensteten, die als Geisel genommen worden war, habe der 40-Jährige zu ihr gesagt, „er sei der Sohn der Jungfrau Maria und müsse - wie eine Figur in dem Film „Thor“ - zu einem Feld an einem roten Haus in Spanien, um einen Hammer zu holen und mit diesem Hammer das Coronavirus zu besiegen“. Die SPD will in einer Sondersitzung des Landtags am Freitag unter anderem wissen, ob der Mann psychisch krank war - und wie er sich vor der Tat gegenüber den Bediensteten verhalten hatte.

In dem Bericht von Justizminister Peter Biesenbach (CDU), der diese Woche bereits an Mitglieder des Rechtsausschusses ging, heißt es weiter, dass es sich bei der Waffe des Häftlings nicht wie zunächst angenommen um eine Rasierklinge gehandelt habe, „sondern um eine angespitzte und in diesem Bereich gehärtete Zahnbürste“. Wie der Mann die Zahnbürste angespitzt habe, sei Gegenstand der Ermittlungen.

Der Bericht, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, nennt auch Details zu den Schüssen, die Polizisten am vergangenen Freitag auf den Mann abfeuerten. Demnach sagte der Häftling gegen 9.20 Uhr zu der JVA-Bediensteten in seiner Gewalt, sie beide müssten nun „etwas machen“ und „bei drei losgehen“. Der Mann habe die 29-Jährige mit der Waffe am Hals gezwungen, mit ihm auf Kräfte des Spezialeinsatzkommandos der Polizei zuzugehen. Beamte hätten daraufhin ihre Schusswaffen „gezielt“ eingesetzt.

Die Geisel habe mit nur leichten Verletzungen am Hals befreit werden können. Der Täter erlag noch vor Ort seinen Verletzungen.

Der SPD reichen die bisher vorliegenden Informationen zu dem Fall durch den Justizminister nicht. Die Fraktion hat eine Sondersitzung des Rechtsausschusses beantragt, der am Freitag im Landtag zusammen kommen wird. Die Landesregierung soll dort auch die Frage beantworten, „ob der bauliche Zustand der Justizvollzugsanstalt Münster die Geiselnahme begünstigt hat“. Um einen Neubau wird seit langem gestritten.

„Es geht darum, jetzt schnell die notwendigen Schlüsse aus dem tragischen Vorfall zu ziehen“, sagte die rechtspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Sonja Bongers, am Donnerstag. Sie verwies darauf, dass es die zweite Geiselnahme in einer JVA innerhalb weniger Wochen gewesen sei. Anfang September hatte ein Häftling in Geldern einen Bediensteten mit einem Messer in seine Gewalt gebracht, das er sich in der Druckerei nach einem Ablenkungsmanöver von einer Fensterbank geschnappt hatte. Nach anderthalb Stunden konnte der Täter von mehreren Bediensteten der JVA in einem günstigen Moment überwältigt und entwaffnet werden.

(chal/dpa)
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