“Unwürdige Perspektive“ Immer mehr Ältere in NRW auf Sozialhilfe angewiesen – scharfe Kritik vom Patientenschutz

Düsseldorf/Bochum · In NRW sind immer mehr ältere Menschen auf Sozialhilfe angewiesen, darunter für die Grundsicherung zur Pflege und bei Erwerbsminderung. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz mahnt dringenden Handlungsbedarf an.

 Immer mehr Senioren in NRW sind auf Sozialhlfe angewiesen (Archivbild).

Immer mehr Senioren in NRW sind auf Sozialhlfe angewiesen (Archivbild).

Foto: dpa/Virginia Mayo

Immer mehr ältere Menschen in Nordrhein-Westfalen sind auf Sozialhilfe angewiesen. Die Ausgaben für Hilfe zur Pflege seien im vergangenen Jahr stark um 14,1 Prozent auf knapp 1,2 Milliarden Euro gestiegen, teilte das Statistische Landesamt am Dienstag in Düsseldorf mit. Die Sozialhilfeausgaben für die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nahmen um 7,8 Prozent auf knapp 2,1 Milliarden Euro zu, wie das Landesamt unter Verweis auf Daten des NRW-Gesundheitsministerium außerdem mitteilte.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz sprach von einer fatalen Entwicklung und mahnte gegenüber der Bundesregierung dringenden Handlungsbedarf an, der weiterhin bestehe. „Die Pflege macht erst arm und dann macht sie die Menschen zu Sozialhilfeempfängern. Das ist eine unwürdige Perspektive für den Lebensabend von Millionen Menschen“, sagte der Vorstand der Stiftung, Eugen Brysch, am Dienstag der dpa.

Es gehe nicht um eine Vollfinanzierung, aber die reinen Pflegekosten sollten zu hundert Prozent von der Pflegeversicherung getragen werden, forderte er. Brysch warf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor, bisher diese Herausforderung seit seinem Amtsantritt nicht anzugehen. „Die steigende Inflation wird ganz besonders die Pflegebedürftigen treffen“, prophezeite Brysch und verwies auf steigende Kosten für Löhne, Unterbringung, Investitionen und Verpflegung.

Nach früheren Angaben des Landesamtes erhielten Ende 2020 in NRW rund 84 100 Personen Hilfe zur Pflege. Das waren 4400 (5,5 Prozent) mehr als Ende 2019. Fast 90 Prozent der Empfänger lebte in Einrichtungen. Die Empfänger der Leistung waren im Durchschnitt 79,3 Jahre alt.

Grundsicherungsleistungen erhielten in NRW Ende vergangenen Jahres fast 292 000 Menschen. Mehr als die Hälfte von ihnen hatte die Altersgrenze erreicht und erhielt Grundsicherung im Alter - das waren 4,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das Durchschnittsalter lag bei 74,4 Jahren.

(toc/dpa)
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