Folgen anhaltender Dürre Brandgefahr in Nordrhein-Westfalens Wäldern steigt

Düsseldorf · Weil es seit Jahren zu trocken ist, brennen immer mehr Forstflächen. Feuerwehren und der Landesbetrieb Wald und Holz arbeiten daher zusammen, um Flammen effektiv bekämpfen zu können. Geplant ist eine groß angelegte Übung.

 Ein Feuerwehrmann vor einem brennenden Waldstück. Noch in diesem Sommer soll eine Übung mit dem Landesbetrieb Wald und Holz stattfinden.

Ein Feuerwehrmann vor einem brennenden Waldstück. Noch in diesem Sommer soll eine Übung mit dem Landesbetrieb Wald und Holz stattfinden.

Foto: dpa/Berthold Stamm

Anhaltende Trockenheit und Wind treiben Hartwig Dolg­ner schnell die Sorgenfalten auf die Stirn. Denn bei dieser Kombination steigt die Waldbrandgefahr enorm, und Dolgner ist als Teamleiter Walderhaltung beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW für die Brandvorsorge zuständig. Zuletzt war es zwar auch regnerisch in NRW, doch erst vor wenigen Wochen hatten rund zwei Hektar gerodete Waldfläche in Euskirchen gebrannt; die Bundeswehr setzte sogar Hubschrauber ein, um Löschwasser in großen Behältern zum Brandort zu transportieren. Auch nahe Warstein im Kreis Soest hatte sich ein Feuer auf etwa 1200 Quadratmeter gerodetem Bereich ausgebreitet und war in den Boden eingedrungen. Mehr als 180 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Technischem Hilfswerk bekämpften die Flammen, Spezialisten suchten mit Drohnen nach Glutnestern. Mit dem Klimawandel steige das Risiko solcher Ereignisse, sagt Dolgner. „Wir gehen von einer zunehmenden Gefährdungslage aus.“

Seit rund zwei Jahren, seit dem großen Waldbrand bei Gummersbach, bei dem rund 25 Hektar Wald vernichtet wurden, bereitet sich das Institut der Feuerwehr gemeinsam mit dem Landesbetrieb intensiv auf derartige Schadensereignisse vor. Dazu gehören unter anderem gemeinsame Fortbildungen, Übungen im Gelände, aber auch der Austausch von aktuellem digitalem Kartenmaterial, um zu gewährleisten, dass die schweren Einsatzfahrzeuge auch sicher in den Wald hinein und wieder hinauskommen.

Nicht überall können die tonnenschweren Löschzüge wenden, zudem besteht die Gefahr, dass sie sich festfahren. „Darüber hinaus gibt es in jeder Kommune einen forstlichen Ansprechpartner für die Feuerwehren“, sagt Dolgner. Dieser würde etwa Waldwege und Löschteiche begutachten und gegebenenfalls Reparaturen veranlassen. Eine gute Befahrbarkeit von Waldwegen sei auch deshalb wichtig, weil immer mehr Menschen in den Wäldern unterwegs seien und nach Unfällen geborgen werden müssten.

Ein Horrorszenario aus Dolgners Sicht wäre ein Feuer in unmittelbarer Nähe von Siedlungen, wie sie in Kalifornien immer wieder ausbrechen. Dass Häuser hierzulande wegen eines Waldbrandes ein Raub der Flammen werden, ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. So gilt das Abstandsgebot, dass Häuser nicht näher als 35 Meter an den Wald gebaut werden dürfen, laut Dolgner schon lange nicht mehr. „Aber auch Bäume können brennen“, sagt der Experte. Zwar sei es meist das herumliegende Totholz, das sich auf gerodeten Flächen entzünde, aber angesichts der zunehmenden Dürre könnten auch trockene Bäume Feuer fangen. „Und die Tendenz zu eher trockenen Sommermonaten ist ungebrochen“, erklärt Dolgner, „daran ändert auch ein feuchtes Jahr wie 2021 nichts, es verschiebt nur kurzfristig die Wahrnehmung.“

Weil die Gefahr rasant wächst, hat der Landesbetrieb gemeinsam mit der Feuerwehr ein Waldbrandkonzept für NRW aufgestellt. Dies müsse aber noch von unter den zuständigen Ministerien abgestimmt werden. Dolgner rechnet allerdings mit einer baldigen Freigabe.

Problematisch sind vor allem die bereits erwähnten gerodeten Flächen in Windlagen, die meist mit abgesägten Ästen bedeckt sind. Diese trocknen mit der Zeit völlig aus und bilden eine potenziell hohe Brandlast. Ein Feuer breitet sich auf solchen Flächen, von denen es durch das Fichtensterben und weiträumige abgeholzte Gebiete viele in Nordrhein-Westfalen gibt, besonders schnell aus, oft eben noch angefacht durch den Wind, der dort nicht durch natürliche Barrieren ausgebremst wird. „In solchen Fällen muss schnell reagiert werden, damit ein Brand sich nicht ausbreitet“, sagt Dolgner. Zuständig für die eigentliche Brandbekämpfung sei aber ausschließlich die Feuerwehr, betont er; der Landesbetrieb kümmere sich nur um die Vorsorge. Dolgner: „Wir löschen keine Brände.“

Zur Prophylaxe gehört beispielsweise auch, eine gerodete Fläche auszusuchen, die später von der Feuerwehr gezielt entzündet wird, um dort die Bekämpfung eines solchen, oft unberechenbaren Feuers zu trainieren. Noch in diesem Sommer soll die Übung stattfinden, die laut Dolgner große Sicherheitsmaßnahmen erfordert. Trotz aller Herausforderungen, die in den kommenden Jahren durch eine mögliche Zunahme von Waldbränden auf die Feuerwehren zukommen, sieht Dolgner die Brandbekämpfer aber grundsätzlich „extrem gut aufgestellt“. Vieles werde allerdings von der klimatologischen Entwicklung abhängen. Denn wenn die Wälder zunehmend vertrocknen, geraten auch die besten Brandbekämpfer irgendwann an ihre Grenzen.

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