Volksfest im Münsterland Dülmen fängt seine Wildpferde

Dülmen · Einmal im Jahr wird aus dem Naturschutzgebiet Merfelder Bruch ein Treffpunkt für Pferdefreunde aus ganz Deutschland. Aus einer Herde wilder Ponys werden die einjährigen Hengste aussortiert.

Dülmen fängt seine Wildpferde ein: Volksfest im Münsterland
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Fang der Wildpferde in Dülmen

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Um kurz vor halb zwei läuft die Vorbereitung noch wie am Schnürchen. Försterin Friederike Rövekamp schaut in die Wildpferdearena im Merfelder Bruch. "Eigentlich läuft alles zu glatt", sagt die Frau, die 90 Minuten später zusammen mit den Fängern die Tiere in die Arena treibt. Doch zu früh gefreut. Kurze Zeit später geht ein Unwetter über dem Münsterland nieder. Es regnet und graupelt. Den 15.000 Zuschauern läuft das Regenwasser bis in die Unterwäsche. Da helfen auch die aufgespannten Regenschirme nur bedingt. Wer einen Stehplatz hat, flüchtet unter die Bäume - oder an den Bierstand.

Pünktlich zum Start des traditionellen Wildpferdefangs gegen 15 Uhr aber scheint wieder die Sonne. In der Herde leben rund 400 Tiere. Das Donnern der Hufe ist schon zu hören, als die Tiere noch nicht zu sehen sind. Zwei Drittel der gesamten Herde kommen jetzt im wilden Galopp durch einen schmalen Durchgang in das Oval gelaufen. Die Veranstaltungsregie fährt die Musik runter. Der Anblick ist imposant. Stuten, Fohlen und eben die Jährlingshengste stürmen in das Rund. Um sie geht es.

Zuschauer kommen aus ganz Deutschland

32 Männer müssen sie jetzt einfangen. Dirigiert von der Försterin, die im Auftrag des Herzogs von Croÿ die Herde das ganze Jahr über im Blick hat. Die Junghengste müssen von der Herde getrennt werden. Passiert das nicht, würden sie im Laufe der Zeit zu viele Nachkommen zeugen. Die Herde würde zu groß für das Naturschutzgebiet mit seinen 400 Hektar.

Die Zuschauer kommen aus ganz Deutschland. "Wir sind aus der Nähe von Cloppenburg kurz vor Ostfriesland angereist", erzählt eine Familie vor dem Wildfang. Seit Jahren wollen sie sich das Spektakel anschauen. In diesem Jahr hat es mit der Kartenbestellung übers Internet geklappt. "Wir hatten Glück, nach 30 Minuten waren ja alle Karten vergeben", erzählt der Familienvater.

Wie er haben sich Tausende mit ihren Autos über die Landstraße zwischen Dülmen und Coesfeld in Richtung Wildfang-Arena geschoben. Kurz vor dem Eingang zum Naturschutzgebiet bilden ein Dutzend Tierschützer ein Spalier. Mit Transparenten prangern sie an: "Tiere sind keine Ware."

Tierschutz ist wichtig

Seit Jahren passt der kritisierte Herzog die Veranstaltung an den Tierschutz an. Die Fänger werden regelmäßig geschult. Das wilde Herunterreißen der Hengste am Hals auf den Boden ist längst Geschichte. Eine Veterinärin hat alles im Blick. Der Wildpferdefang ist seit Jahrzehnten ein gesellschaftliches Ereignis im Münsterland.
Neben der Arena stehen VIPs-Zelte, in die benachbarte Scheune laden die Stadtwerke Dülmen Gäste ein. Dass die jungen Hengste nach dem Fang versteigert, also als Waren gehandelt werden, stört hier niemanden.

Einer der 32 Fänger darf diesmal nur die Halfter anreichen, die die Hengste nach dem Einfangen um den Kopf gelegt bekommen. Seine Verlobte hat ihm jeden anderen Einsatz verboten. "Er soll ohne blaue Flecken zur Hochzeit kommen", erzählt der Arena-Sprecher. Die Zuschauer applaudieren. Die harte Arbeit müssen jetzt die anderen erledigen.

Nach einem Blick zwischen die Beine, wenn klar ist, dass es ein Hengst ist, packen die Fänger zu. Meist zu dritt werden die Tiere gegen die gepolsterten Zäune gedrückt, dann wird das Halfter angelegt. Geschafft: Dieses Pony wird demnächst wahrscheinlich ein Kind durch die Reithalle tragen.

(dpa)
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