Kevelaer Druckerei Bercker stellt Insolvenzantrag

Kevelaer · Ulrich Schurer, der Geschäftsführer von Bercker Graphischer Betrieb, hat am Donnerstag mitgeteilt, dass er beim Amtsgericht Kleve Insolvenzantrag für sein Unternehmen gestellt hat.

 Ulrich Schurer musste gestern seine Belegschaft informieren.

Ulrich Schurer musste gestern seine Belegschaft informieren.

Foto: Archiv

Das Unternehmen im Kevelaerer Gewerbegebiet am Hoogeweg — das nichts zu tun hat mit dem Verlag Butzon & Bercker — hat 150 Mitarbeiter, deren Jobs jetzt in akuter Gefahr sind. Den Betroffenen wurde die Situation in einer Betriebsversammlung am späten Nachmittag dargelegt.

Der Rheinischen Post teilte Schurer auf Anfrage mit, er wolle sich in den kommenden Tagen mit den leitenden Mitarbeitern ganz darauf konzentrieren, über die notwendig gewordene Insolvenz hinaus alles zu tun, um dem im Prinzip "gut aufgestellten Unternehmen und seinen qualifizierten Mitarbeitern" eine wirtschaftlich gesicherte Zukunft zu ermöglichen. Jene Mitarbeiter hatten sich vor einiger Zeit bereits mit Kurzarbeit arrangieren müssen und auf Geld verzichtet, um der Firma das Überleben zu ermöglichen. Zwischenzeitlich sah es auch so aus, als sei man wieder auf gutem Wege, hatte es geheißen. Erfolg versprechende Großaufträge sollten das Steuer herum reißen. Doch das reichte nicht.

Als einer der größten deutschen Buchdrucker druckte Bercker in der Vergangenheit unter anderem die Harry-Potter-Bücher und viele weitere Bestseller — zuletzt, wie berichtet, die Biografie des Apple-Gründers Steve Jobs. Schurer macht für diese Insolvenz mehrere Entwicklungen verantwortlich, auf die das Unternehmen nach seiner Aussage keinen Einfluss nehmen konnte. Die ganze Branche klage über wirtschaftliche Schwierigkeiten, für die unter anderem der Preisverfall im Buchmarkt und Neuentwicklungen wie das eBook als Gründe genannt werden. Schurer: "Der Umbruch in den letzten Jahren, gekennzeichnet durch Druckauflagenrückgang, steigende Kosten für Papier und den heftigen Preiskampf im Wettbewerb um Aufträge, hat auch beim Traditionsunternehmen Bercker deutliche Spuren hinterlassen." Das Unternehmen gibt es in der Marienstadt seit 1870.

Trotz starker Umsatzeinbrüche habe sich Bercker nicht zuletzt mit schmerzhaften, strukturellen Sparmaßnahmen bis zuletzt am umkämpften Markt behaupten können. Der Geschäftsführer erklärt: "Als zum Jahreswechsel einer unserer wichtigsten Kunden ausfiel, zwang uns der damit verbundene erhebliche Forderungsverzicht zur Insolvenzanmeldung."

Gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter werde der Geschäftsbetrieb vorerst in vollem Umfang fortgeführt. Es werde nach geeigneten Investoren gesucht, mit denen möglichst bald eine Auffanggesellschaft gegründet werden soll. Schurer sieht gute Chancen für das Unternehmen, auch nach der Insolvenz fortzubestehen. "Unsere Buchdruckerei ist ausgelastet, der Maschinenpark ist modern und damit leistungsfähig, die Belegschaft hochqualifiziert und motiviert. Ohne die finanziellen Altlasten und den aktuellen Forderungsausfall wäre es nicht zur Insolvenz gekommen", meint Schurer.

Erste Interessenten für eine Auffanggesellschaft hätten sich bereits beim vorläufigen Insolvenzverwalter gemeldet. Der war gestern für weitere Informationen nicht zu erreichen.

(RP/url)
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