SEK-Einsatz in Dortmund Dreh mit Waffenattrappen war für ein Hochzeitsvideo

Dortmund · Die Dortmunder Polizei muss nach einem SEK-Einsatz gegen vermeintliche Rapper am Mittwochabend ihre Angaben korrigieren. Die Männer waren mit Waffen-Attrappen gesehen und von der Polizei überwältigt worden - allerdings wollten sie lediglich ein Hochzeitsvideo drehen.

"Das Ganze war grob fahrlässig und völlig unverständlich", stellte Polizeisprecherin Dana Seketa klar. Allerdings musste sie auch Fehler der eigenen Behörde eingestehen. In einer ersten Meldung hatte die Dortmunder Polizei von Rappern gesprochen, die mit zwei Sportwagen und Waffen-Attrappen ein Musikvideo gedreht hätten. "Die eingesetzten Kollegen der Bereitschaftspolizei kamen überwiegend aus anderen Städten. Vielleicht ist der Fehler damit zu erklären, genau wissen wir es aber auch noch nicht", erklärte Seketa gegenüber unserer Redaktion.

Zeugin informierte Polizei über "bärtige Männer mit Turban"

Gegen 19 Uhr am Mittwochabend waren die Beamten von einer Zeugin auf vier Männer aufmerksam gemacht worden, die im Dortmunder Osten vor dem Gebäude des ADAC mit Maschinenpistolen posierten und sich dabei filmten – nur 24 Stunden, nachdem der Mannschaftsbus von Borussia Dortmund Ziel eines Bombenanschlags geworden war. "Aufgrund des Champions League-Spiels des BVB an diesem Abend waren viele Kollegen im Einsatz, wir haben sofort eine Großfahndung eingeleitet", berichtet die Polizeisprecherin.

Rund eine halbe Stunde nach dem Notruf stürmten vermummte Sondereinsatzkräfte der Polizei mehrere Geschäfte auf der Brückstraße in der nördlichen Innenstadt. In einem überwältigte ein Sondereinsatzkommando jenes Quartett "bärtiger Männer mit Turban", das die Zeugin zuvor in zwei Sportwagen in Richtung Zentrum rasen gesehen hatte.

Zeuge berichtet von SEK-Einsatz in der Dortmunder Innenstadt

Gegenüber von den Männern betreibt Tausik F. einen Tabakladen. Auch sein Geschäft wurde gestürmt. "Es war gruselig, man bekam echt Angst", schildert F. den Eingriff. Ihn und viele andere Ladenbetreiber an der Brückstraße überraschte der spektakuläre Einsatz kurz vor Feierabend. "Wir wurden aufgefordert, das Geschäft zu schließen und die Türen geschlossen zu halten", erzählt F. weiter. Erst nach einer halben Stunde durfte er seinen Laden verlassen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Polizei gerade Entwarnung gegeben: Statt scharfer Waffen fand sie bei dem Quartett lediglich Softair-Pistolen, die echten Waffen täuschend ähnlich sehen, aber "nur" Hartplastik-Kugeln verschießen. "Wir sprechen dabei von sogenannten Anscheinswaffen", erklärte die Polizeisprecherin. Damit, so stellte sich bei der späteren Befragung heraus, wollte das Quartett vor dem Gebäude des ADAC Szenen für ein Hochzeitsvideo drehen.

ADAC will auf Anzeige verzichten

"Wir waren davon nicht informiert. Unser Gelände wird häufig für Foto- oder Videoaufnahmen benutzt, solange dabei kein Schaden entsteht, haben wir da auch nichts gegen", sagte ADAC-Westfalen-Sprecher Peter Meintz. In diesem Fall aber hätte das Unternehmen einem Video-Dreh mit Waffen-Attrappen wohl kaum zugestimmt. Zu präsent war der Anschlag auf den BVB bei den meisten Dortmundern, zu sensibel die Sicherheitslage.

Rechtliche Konsequenzen müssen die vier Schauspieler aber wohl nicht fürchten. Der ADAC werde keine Anzeige erstatten, so Meintz. Auch von Seiten der Polizei ist der Fall weitestgehend geklärt. "Die Aktion war zwar unwahrscheinlich dumm, aber der Gebrauch einer Anscheinswaffe ist eine Ordnungswidrigkeit, die Strafe wird voraussichtlich gering ausfallen", sagte Sprecherin Seketa. Teurer wird die Filmproduktion nur, wenn den Männern der Einsatz in Rechnung gestellt werden kann – letzteres prüft die Polizei aktuell.

(cbo)
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