Projekt in Dortmund Das „Offene Wohnzimmer“ für geflüchtete Mütter und Kinder aus der Ukraine

Dortmund · Rund 225.000 Flüchtlinge aus der Ukraine hat NRW aufgenommen. Darunter sind viele Frauen und Kinder. Ein Projekt in Dortmund hilft gezielt. Doch dessen Zukunft ist ungewiss.

Das „Offene Wohnzimmer“ - ein Projekt aus Dortmund für geflüchtete Mütter und Kinder
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Das „Offene Wohnzimmer“ - ein Projekt aus Dortmund für geflüchtete Mütter und Kinder

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Foto: dpa/Christoph Reichwein

Zum Jahrestag des russischen Übergriffs auf die Ukraine ist die Angst bei vielen nach Deutschland geflüchteten Menschen um ihre Angehörigen groß. „Meine Eltern sind in Odessa geblieben. Im Nachbarhaus sind Raketen eingeschlagen“, berichtete Irina, die ihren Nachnamen nicht in der Öffentlichkeit nennen will, am Freitag in Dortmund bei einem Besuch von SPD-Landeschef Thomas Kutschaty im „Offenen Wohnzimmer“, einem Projekt des Frauenzentrums Dortmund. Irina und ihr Nachwuchs erhalten in dem Projekt umfassende Unterstützung, ebenso wie weitere 40 Mütter und zahlreiche Kinder und Jugendliche.

Die traumatisierten Flüchtlinge sollen sich dort möglichst ein wenig zuhause fühlen und ein Gefühl von Normalität bekommen. Sie erhalten Hilfe bei Behördengängen, bei der Suche nach einer Kita oder Schule und bis zu einer Vermittlung werden die Kleinsten im Projekt betreut. Im angebotenen Deutsch- und Integrationskurs reichten die Plätze bei weitem nicht aus, schilderte Projektleiterin Nathalie Laufenburg.

Die Frauen seien schwer traumatisiert und erhielten auf Wunsch auch psychosoziale Hilfen, wie Laufenburg sagte. Eine junge Mutter appellierte, Deutschland solle auch nach dem Jahrestag des russischen Einmarsches die Not der ukrainischen Bevölkerung nicht vergessen. Victoria, die mit drei Kindern aus Kiew geflüchtet war, lebt in Sorge um viele zurückgelassene Verwandte - auch sie will ihren Nachnamen nicht nennen. Ihr Mann habe aber die Grenze überqueren dürfen, er müsse nicht kämpfen - ab drei Kindern sei das zugelassen.

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Foto: dpa/Emilio Morenatti

Nach der Ankunft in Deutschland sei der Alltag der überwiegend hoch qualifizierten Frauen und ihrer Kinder meistens geprägt von beengten Wohnverhältnissen, auch in Sammelunterkünften, hieß es beim Frauenzentrum. Das „Wohnzimmer“ sei als Ort der Erholung und Entlastung gedacht. Auch die Kinder müssten verloren gegangenes Vertrauen erst langsam wieder zurückerlangen.

Nach einer noch laufenden Finanzierung durch die „Aktion Mensch“ und Spenden sei ab Sommer aber ungewiss, ob das Hilfsprojekt weiterlaufen könne. „Wir brauchen die finanzielle Sicherheit, dass wir hier weitermachen können. Wir müssten sonst den Deutschkurs und die Kinderbetreuung einstellen. Und auch die mittlerweile wichtige Anlauf- und Austauschstelle für die Frauen würde wegfallen. Das wäre fatal“, betonte Vorstandsreferentin Serah Dubidad. Man habe Ideen ohne Ende, der Bedarf sei gewaltig.

Problematisch sei auch die Wohnungssuche, berichtete Betreuerin Ljuboa Bruch. Anfangs sei die Aufnahmebereitschaft groß gewesen, inzwischen wollten viele ihre Wohnungen offenbar nicht an Flüchtlinge aus der Ukraine vermieten, bedauerte Bruch. NRW hat bisher rund 225 000 Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Kutschaty versprach den Frauen weitere Unterstützung des Landes NRW.

(toc/dpa)
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