Dortmunder Fall der Nicole Denise Schalla Polizei fasst mutmaßlichen Mörder - 25 Jahre nach der Tat

Dortmund · Vor 25 Jahren wurde Nicole Denise Schalla getötet. Nun hat die Dortmunder Polizei einen 52 Jahre alten Mann festgenommen, der dringend verdächtig ist, die damals 16-Jährige ermordet zu haben.

Staatsanwalt Henner Kruse (r.), Uwe Block vom Kriminalkommissariat 11 (Mitte) und Norbert Krüger vom Kriminalkommissariat 43 am Donnerstag im Dortmunder Präsidium.

Staatsanwalt Henner Kruse (r.), Uwe Block vom Kriminalkommissariat 11 (Mitte) und Norbert Krüger vom Kriminalkommissariat 43 am Donnerstag im Dortmunder Präsidium.

Foto: dpa/Marcel Kusch

25 Jahre musste die Familie der damals 16 Jahre alten Nicole Denise Schalla mit der quälenden Frage leben, wer das Mädchen getötet hat – nun kommt Bewegung in den Fall: Ermittler des Dortmunder Polizeipräsidiums haben in einer Pressekonferenz am Donnerstag bekannt gegeben, dass sie einen Mann festgenommen haben, der dringend tatverdächtig ist.

Der Mann ist heute 52, lebte damals in Castrop-Rauxel, ein Richter hat ihm am Donnerstag den Haftbefehl verkündet. Der Vorwurf: Mord. „Wir konnten ihm eine eindeutige Spur zuorden“, sagt Henner Kruse von der Staatsanwaltschaft Dortmund. Die DNA-Spur konnte 1993 am Körper des Mädchens gesichert werden. Da Mord nie verjährt, werden ungeklärte Fälle immer wieder bearbeitet. Neue Untersuchungsmethoden führten nun zu einem Treffer in der DNA-Analyse-Datei, „einem eindeutigen Treffer“, wie die Ermittler sagen. Letztlich war es eine einzige Hautschuppe, die den Mann in den Fokus der Ermittlungen gerückt hat.

Uwe Block, Leiter der Mordkommission, hat den Beschuldigten im Beisein seiner Lebensgefährtin am Mittwoch mit den schweren Vorwürfen konfrontiert. „Er hat mich wortlos mit recht starrem Blick angeguckt dann bestritten, einen Mord begangen zu haben“, sagt der Ermittler. „Er wollte dann nicht mehr reden und lässt sich jetzt anwaltlich vertreten.“

Der damals 28 Jahre alte Mann hat schon „zahlreiche Straftaten“ begangen, wie Kruse sagt, er wurde aber bisher nie wegen eines Sexualdelikts verurteilt. Er soll Nicole Denise Schalla sexuell missbraucht und dann erwürgt haben. Ihre Leiche wurde Mitte Oktober 1993 in einem Gebüsch an einer Feuerwehrzufahrt im Dortmunder Westen entdeckt – nicht weit entfernt von ihrem Elternhaus. Es hatte die ganze Nacht geregnet, die Ermittler mussten akribisch versuchen, Spuren zu sichern.

Der Beschuldigte ist vor allem in den 1990er Jahren polizeilich bekannt geworden, weil er immer wieder Frauen unvermittelt und von hinten angegriffen hatte. Er saß nach Angaben der Ermittler schon mehrmals im Gefängnis. Nach einer Verurteilung wegen Nötigung war er ab dem Jahr 2003 bis Mitte 2011 in Haft, da das Gericht Sicherungsverwahrung angeordnet hatte. Nach seiner Entlassung stand er noch eine Zeitlang unter Führungsaufsicht.

Nicole Denise Schalla besuchte damals die 11. Klasse eines Gymnasiums und war am Tattag, dem 14. Oktober 1993, mit dem Bus auf dem Weg nach Hause in den Dortmunder Stadtteil Jungferntal. Sie hatte ihren Freund in Herne besucht. Eine Zeugin beobachtete damals, dass ein Mann im Bus plötzlich aufsprang und dem Mädchen folgte, als es ausstieg. Nur etwa 30 Meter von der Haltestelle entfernt wurde die Leiche am nächsten Tag entdeckt.

MK-Leiter Block hat den Kontakt zur Familie des Mädchens über all die Jahre gehalten. Er war es nun, der ihr sagte, dass Nicoles Mörder sehr wahrscheinlich gefasst ist. „Sie hatten Probleme, das zu realisieren und waren hin und hergerissen zwischen Freude und Erleichterung“, sagt Block. Er hatte den Eltern immer gesagt, dass er den Fall nicht vergessen und immer wieder aufgreifen würde.

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