Doppelmord-Prozess Marcel H. nutzte Opfer-Handy für Chats

Bochum · Der mutmaßliche Doppelmörder Marcel H. aus Herne ist während seiner Flucht in die Rolle des zweiten Opfers geschlüpft.

 Der angeklagte Marcel H. vor Gericht.

Der angeklagte Marcel H. vor Gericht.

Foto: dpa, htf

Das hat ein 30-jähriger Zeuge am Donnerstag vor dem Bochumer Landgericht berichtet. Demnach hatte der Mann aus Bochum anfangs geglaubt, er chatte mit seinem Freund Christopher, der zu diesem Zeitpunkt allerdings schon tot war. Marcel H. soll nach der Tötung seines ehemaligen Schulfreundes mit dessen Handy auf Nachrichten geantwortet haben.

"Irgendwann kam mir alles so ungereimt vor", sagte der Zeuge den Richtern. Der Schreibstil habe so gar nicht zu seinem Freund Christopher gepasst. Alles sei so kurz und abweisend gewesen. "Ich dachte mir: Was hat den denn jetzt gebissen?" Als er später von der Polizei erfahren habe, dass sein Freund umgebracht worden war, sei für ihn eine Welt zusammengebrochen. "Er war ein hilfsbereiter und sehr lebensfröhlicher Mensch", sagte der 30-Jährige den Richtern.

Marcel H. verfolgte die Zeugenaussagen, wie auch schon an den vorangegangenen Verhandlungstagen, ohne jegliche äußere Regung. Der 19-Jährige hat über seinen Verteidiger bereits eingeräumt, Anfang März zunächst den neunjährigen Nachbarjungen Jaden und anschließend seinen 22-jährigen Ex-Schulfreund Christopher umgebracht zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht unter anderem von Mordlust aus.

In der Schule war Marcel H. einer Zeugin zufolge eher ruhig. "Er war ein höflicher, angepasster Schüler", sagte eine ehemalige Lehrerin des Angeklagten den Richtern. "Er konnte unheimlich gut reden, kam aber nie auf den Punkt." In Klassenarbeiten habe er daher häufig am Thema vorbeigeschrieben. Außerdem habe er sehr viele Fehlstunden gehabt. Angst habe man vor Marcel H. aber nicht haben müssen. "Da gab es ganz andere Kandidaten", sagte die Lehrerin. Mit einem Urteil ist voraussichtlich Ende November zu rechnen.

(cbo, dpa)
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