Tönisvorst Domian über Leben und Tod

Tönisvorst · Pfarrer Renz Schaeffer habe sicher Weihnachtsgefühle, wenn er sein bis ao gut gefülltes Gotteshaus sehe, vermutete Prof. Dr. Klaus-Peter Hufer von der Kreisvolkshochschule (VHS) Viersen. VHS und evangelische Kirche St. Tönis hatten einen prominenten Gast eingeladen: Der Journalist Jürgen Domian kam – und mit ihm 230 Menschen, die hören wollten, was Domian zu sagen hatte.

 Erich Schützendorf und Pfarrer Renz Schaeffer in der evangelischen Kirche in St. Tönis im Gespräch mit Jürgen Domian (von links).

Erich Schützendorf und Pfarrer Renz Schaeffer in der evangelischen Kirche in St. Tönis im Gespräch mit Jürgen Domian (von links).

Foto: Kaiser

Pfarrer Renz Schaeffer habe sicher Weihnachtsgefühle, wenn er sein bis ao gut gefülltes Gotteshaus sehe, vermutete Prof. Dr. Klaus-Peter Hufer von der Kreisvolkshochschule (VHS) Viersen. VHS und evangelische Kirche St. Tönis hatten einen prominenten Gast eingeladen: Der Journalist Jürgen Domian kam — und mit ihm 230 Menschen, die hören wollten, was Domian zu sagen hatte.

Das Gespräch mit Pastor Schaeffer und Erich Schützendorf, bei der VHS für den Fachbereich "Fragen des Älterwerdens" zuständig, drehte sich um die Themen Kirche, Glauben, Sterbehilfe, um Domians Buch "Interview mit dem Tod" und seine nächtliche WDR-Sendung.

Vehement trat Domian für die Sterbehilfe ein. "Es gibt ein Recht auf würdiges Leben und es muss ein Recht auf würdiges Sterben geben", propagierte der 55-Jährige, der in der Hospizbewegung engagiert ist. "Ich erlebe viele alte Menschen, die sich nach dem Tod sehnen, aber ich hätte nicht die Kraft, beim Sterben zu helfen", sagte Erich Schützendorf. Pfarrer Schaeffer warnte vor Missbrauch und davor, den Tod in "unserer narzisstischen Gesellschaft" als perfekten Abgang zu inszenieren. Domian warf der Kirche, der er selber in seiner Jugend so zugetan war, dass er Theologie studieren wollte, vor, "in Beton gegossene Ideologien" zu verbreiten, dabei sei die Gesellschaft längst viel humaner als die Kirche.

"Sie haben den Tod interviewt", sagte eine Zuhörerin, "ist er männlich oder weiblich?" Domain gab zu, dass der Tod in seinem Buch ganz klischeehaft männlich sei, "aber vielleicht ist es auch eine schöne Frau".

Er habe versucht, Antworten zu finden auf Fragen, die ihn beschäftigen. "Hat der Mensch eine Seele?" ist eine davon. Aus der Essenz dessen, was er bei den Mystikern gelesen und im Zen-Buddhismus gelernt habe, habe er die Antworten des Todes formuliert. Eine Kernaussage lautet: Lebe im Jetzt, morgen kann es bereits vorbei sein.

(WS03)
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