Hilden DLRG warnt vor Zehn-Meter-Türmen

Hilden · Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft mahnt, sich bei Turmsprüngen in Schwimmbädern nicht selbst zu überschätzen. Das Verletzungsrisiko beim Fall aus großen Höhen sei immens.

 Der Betrieb im Hildener Waldbad wurde nach dem Unfall nicht unterbrochen. Trotz des schlechten Wetters sprangen am Montag mehrere Besucher.

Der Betrieb im Hildener Waldbad wurde nach dem Unfall nicht unterbrochen. Trotz des schlechten Wetters sprangen am Montag mehrere Besucher.

Foto: Tinter, Anja

Ein 18-Jähriger hatte sich erst am Sonntagvormittag bei einem Sprung im Waldbad Hilden schwer verletzt.

Es war das tragische Ende einer Mutprobe: Nach einem missglückten Sprung vom Zehn-Meter-Turm des Waldbads Hilden schlug ein 18-Jähriger aus Wuppertal am Sonntagvormittag heftig mit der Brust auf der Wasseroberfläche auf. Er wurde mit Verdacht auf innere Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Offensichtlich gab es kein Fremdverschulden, sagte ein Sprecher der Polizei Mettmann am Montag. Niemand habe den 18-Jährigen gestoßen.

Zeugen schilderten, dass er mehrmals an den Rand des Zehn-Meter-Turms getreten sei. "Er hatte wohl Angst zu springen", vermutete der Sprecher. Dann entschloss sich der junge Mann doch noch zum Sprung — mit den Füßen zuerst. Im Flug kippte er nach vorne und schlug mit der Brust auf dem Wasser auf.

Wie ein eindeutiger Unfall hatte es nach Angaben von Sabine Müller, Sprecherin des Bades, aber nicht ausgesehen. "Er hatte mit anderen Jugendlichen auf dem Sprungturm herumgealbert und gejohlt und auch während des Sprungs einen Schrei ausgestoßen", berichtet Müller. Auch nachdem er mit dem Bauch aufgekommen war, sei nicht klar gewesen, ob sich der Jugendliche tatsächlich verletzt hatte. "Weil der Sprungturm und das Becken permanent überwacht werden, ist ein Mitarbeiter zur Sicherheit sofort zu dem jungen Mann ins Becken gesprungen und mit ihm zum Rand geschwommen."

Der 18-Jährige sei weiterhin ansprechbar gewesen, habe aber über Bauchschmerzen geklagt. Daraufhin habe ihn der Badmitarbeiter auf eine Bank gesetzt, ein anderer habe einen Sanitäter gerufen, der den Schwimmer untersuchte. "Weil der Bauch gerötet war und der junge Mann nach einer Viertelstunde Schüttelfrost bekam, als habe er einen Schock, wurde er ins Krankenhaus gebracht." Erst am Nachmittag konnten die Ärzte Entwarnung geben, der 18-Jährige sei außer Lebensgefahr.

"Bei einem Sprung von einem Zehn-Meter-Turm entwickelt sich eine extreme Wucht", warnt Joachim Rödig, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Mönchengladbacher Klinikum Maria Hilf. "Wenn man dann falsch auf dem Wasser aufkommt, kann man sich starke Verletzungen zuziehen, ähnlich wie bei einem Motorradunfall." Knochen können brechen, die Haut kann platzen. Auch Brustkorbprellungen und innere Verletzungen sind möglich. "Aus dieser Höhe ist das Wasser hart wie Beton", sagt Rödig.

Das mussten auch schon mehrere Prominente bei Stefan Raabs "TV-Total Turmspringen" schmerzlich erfahren. Der Entertainer veranstaltet den Wettbewerb seit 2004. Auf der Verletzungsliste stehen seitdem unter anderem ein blaues Auge (bei Sänger Ben), ein Trommelfellriss (Schauspieler Michael Meziani), ein Netzhautriss (Sänger Izzy Gallegos) und eine Steißbeinprellung bei Raab selbst.

Gerade weil Sprünge aus derartiger Höhe immer ein gewisses Risiko darstellen, gelten an den Türmen besondere Regeln, auch im Waldbad: Auf die Plattform darf immer nur eine Person, die anderen müssen auf der Ebene darunter warten. Laut Sprecherin Müller funktioniere das im Waldbad auch gut. Es gebe kein Gedrängel, jeder warte, bis er dran ist. Allerdings geben die Bademeister, die den Sprungturm samt Becken ständig beaufsichtigen, den Springern keine Anweisungen, wie gesprungen werden sollte.

Roland Scheidemann von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Düsseldorf sagt: "Einen Zehn-Meter-Sprung macht jeder Springer auf eigene Verantwortung." Die Aufsichtspersonen könnten zwar darauf achten, dass immer nur eine Person oben steht und unter dem Turm niemand schwimmt. "Es ist dennoch lebensgefährlich, wenn jemand etwa einen Kopfsprung versucht, der nicht routiniert ist", sagt Scheidemann.

Am sichersten sei der Sprung mit den Füßen voran, die Arme am Körper angelegt. "So bietet man dem Wasser den geringsten Widerstand." Er rät: Wer vom Zehn-Meter-Turm springen möchte, sollte sich langsam über die niedrigeren Bretter an die Höhe herantasten. "Sich selbst zu überschätzen, ist gefährlich. Wer unsicher ist, sollte vernünftig sein und zurückklettern."

Grundsätzlich passiert es nach Auskunft von Sabine Müller vom Waldbad immer mal wieder, dass jemand beim Sprung vom Zehn-Meter-Turm mit dem Bauch auf dem Wasser aufprallt. Die wenigsten verletzten sich allerdings dabei. "Manche stehen schon zehn Minuten später wieder auf dem Sprungturm." Am Tag nach dem Unfall lief der Betrieb im Hildener Waldbad regulär. Das Unglück des Wuppertalers schreckte die Springer gestern nicht. Nur wetterbedingt war es in dem Freibad leerer als sonst.

(RP/csi)
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