Einmal im Jahr Wer als Erwachsener durch diese Tür geht, kommt als Teenager wieder heraus

Goch · Jedes Jahr vor Weihnachten gehen Lehrer, Kindergärtner und Logopäden in eine niederrheinische Scheune, um sich zu verwandeln. Ein Konzert lang sind sie wieder jene Teenager, denen Musik alles bedeutet.

Popmusik in der Provinz
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Popmusik in der Provinz

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Foto: KPFK

Nichts auf dieser Fahrt bereitet einen auf die Welt hinter der Tür vor. Nicht einmal darauf, dass dort überhaupt eine Welt ist. Der asphaltierte Feldweg, nachlässig geflickt, wird auch am Abend des 22. Dezembers von der Bundesstraße zunächst in die Dunkelheit führen. Licht aus ein paar Bauernhof-Fenstern, kahle Felder, in der Ferne das rote Geblinke der Windräder. Sollte mal wieder Nebel über der niederrheinischen Ebene liegen, wird höchstens das beleuchtete Bushäuschen vom Wagen aus zu sehen sein, auf der Vorderseite aus Plastik klafft ein riesiges Loch. Dann steht ein Auto am Straßenrand, dahinter noch eines und noch eines und noch eines und noch eines, mindestens zwei Reifen im Gras. Junge Leute gehen über eine Auffahrt zu einer Scheune. Einige werden vor der grünen Tür stehenbleiben und noch eine Zigarette rauchen, die anderen gehen sofort hinein. Dann wird es warm. Sie sind zu Hause.

Drinnen stehen ihre Leute zusammen, die mit den Bärten und den Skaterschuhen und dem Festivalbändchen ums Handgelenk, früher waren es vier. An der Theke in der Ecke bekommen sie ihr Bier. Gleich wird wieder eine Band auf die kleine Bühne gehen und die Hits spielen, die nur sie kennen. Statt nach Waffeln riecht es diesmal nach Paninis, aber sonst ist es wie im Jahr davor und in dem davor. Mit sich im Reinen sein. Wenigstens einen Abend lang.

Und irgendwo wird Arndt stehen mit einem Gesichtsausdruck, der weder Zweifel an seiner Ernsthaftigkeit noch an seinem zuversichtlichen Wesen lässt. An der Kasse. Hinter der Theke. Oder er musste noch mal los, um ein Gitarrenkabel zu besorgen.

Nicht mal er würde bestreiten, dass es das ohne ihn alles nicht gäbe. Dass sich jedes Jahr kurz vor Weihnachten mehr als hundert Menschen in einer Scheune zwischen Goch und Kalkar wiedersehen. Und dass es eine Zeit gab, in der es fünf, sechs solcher Konzerte im Jahr gab. Menschen, die im äußersten Fall die 30 gerade überschritten haben, aber an diesem Abend weit zurückreisen. In die Zeit, als die Dinge, die man liebte, und die Dinge, die man tat, noch unbedingt dieselben zu sein hatten.

Ohne Arndt kommt deshalb diese Geschichte nicht aus vom Aufwachsen in der Provinz, vom Bands gründen, den Träumen und dem Leben danach. Der Typ, über den eine Freundin sagt, er habe in der Schule häufig bloß dagesessen, aber die Leute sprachen ihn trotzdem an. Im Nachhinein vollkommen logisch, dass genau er mit Musik die Menschen zusammenbringen würde. Jahrgang 1987, Uedem, Kreis Kleve. Wenn seine Eltern im Auto die schwarze Kassette mit „Peter, Paul And Mary“ reinschoben, sangen er und seine Geschwister mit und weil sie noch kein Englisch konnten, dachten sie sich deutsche Texte aus. Zuhause liegen die Beatles auf dem Schallplattenspieler. So wie andere beschließen, sich Mopeds zu kaufen, kommt Arndt in der siebten Klasse mit ein paar Freunden auf die Idee: Lasst uns mal Instrumente besorgen und eine Band gründen. Er singt. Bis die Gitarristen aussteigen. Arndt übernimmt aus Mangel an Alternativen. Ein guter Gitarrist wird er niemals werden. Ist aber auch nicht so wichtig, die Applethorns spielen Britpop.

Mit 16 schafft es Arndt unter die letzten zehn bei einem Beatles-Casting der Musikschule. Zwei Mädchen gewinnen. Klar können die besser singen, denkt er, aber sie sind keine Beatles-Fans, sie fühlen die Songs nicht. Sowieso mag er lieber, wenn die Stimme kratzt und wegbricht. Arndt findet: „Es geht nicht darum, was jemand kann, sondern was er liebt.“

Die Applethorns proben nach Ladenschluss im Keller eines Baumarktes. Alarmanlage ausstellen, durch die Gänge laufen. Einmal klettern sie aufs Dach, kiffen, klettern wieder zurück und entdecken Überwachungskameras. Würden sie nun aus dem Proberaum fliegen? Die Kameras sind dann doch nur Bewegungsmelder. Die Band hat ein ganz anderes Problem. In der Provinz ziehen nur Cover und Metal. Also veranstalten sie ihre Konzerte selbst. Im Sommer 2005 fahren sie nach Holland und packen die Autos mit billigem Dosenbier voll. Zur „Rock Ranch“ kommen 300 Leute, sehen sich vier Bands in einer Scheune an. Die Mütter verkaufen das Bier für einen Euro aus der Kühltruhe.

Allmählich verändert sich für Arndt die Bedeutung von Musik. Das ist nicht mehr wie Mofafahren, sondern Notwendigkeit, um zu verarbeiten, was ihm widerfährt. Er schreibt lieber einen Song, in dem er einem Mädchen seine Liebe gesteht, als dass er zu ihr hingeht. Zimmer und Dachboden werden zu seinem Studio. Kassettenrekorder, Laptop, Gitarre. Hoffentlich brettert im Moment der Aufnahme kein Lastwagen vorbei. Teure Technik interessiert ihn nicht. Weil er noch immer nicht so viel auf der Gitarre kann, muss er sich beschränken. Strophe, Refrain, Strophe. Melodie, Melancholie und Stimme. Reicht doch.

Die Applethorns sind nicht mehr, Arndt nennt sich fortan „From Major To Minor“, und die anderen Musiker begleiten ihn nun eben bei Konzerten. Auf seiner Webseite schreibt er: „Vielleicht fängt man auch ein bisschen deswegen an Musik zu machen, weil man ein wenig Großstadt-Flair erleben will. Weil man eigentlich lieber in Berlin, London oder mindestens Hamburg leben möchte. Aber man lebt in Uedem oder Kalkar, in Appeldorn oder Wissel.“ Seine Alben brennt er selbst, verkauft sie auf Konzerten in allen Ecken Deutschlands, in der Hoffnung, es würde mehr daraus werden. Einmal fragt ein Label nach, ob er weitere Sachen schicken könne. Er schickt weitere Sachen und hört nichts mehr von ihnen.

Dann kommt das Loch.

2010 bricht er sein Germanistik-Studium in Düsseldorf ab und zieht zurück nach Hause. Was nun? Eines Tages sitzt er mal wieder mit Philipp zusammen. Philipp, ein Jahr jünger, hat drei Dinge mit Arndt gemeinsam: Er kommt aus demselben Dorf, sitzt auch in einem Loch, weil er ziellos in Bonn herumstudiert, und spielt in einer Band, für die es im Kreis Kleve kaum Möglichkeiten gibt aufzutreten. Mit zehn Jahren setzt ihn die Platte „13“ von den Ärzten in Flammen, die Texte sind so schön unanständig. Mit 15 hält er seine erste Akustikgitarre in den Händen, in der Oberstufe lernt er einen Jungen namens Malte kennen, sie gründen eine Band, „Warum eigentlich Champagner“, weil sie einmal die Siegerehrung nach einem Formel-1-Rennen gucken, und Philipp fragt, warum eigentlich Champagner. Ein Jahr und eine Handvoll Auftritte später löst sich die Band wieder auf. Das Studium. 2010 gründet er die nächste Band.

Doch wo bitteschön auftreten? Mit dieser Musik. Zuerst haben sie bloß die Idee, zwei Konzerte für sich und ein paar andere Bands zu veranstalten. Irgendjemand kann sicher das Mischpult bedienen. Schon mit dem ersten Flyer zeigen sie, dass sie bloß nicht zu professionell wirken wollen. Die Wörter schneiden sie aus Zeitungen aus. 27. März, 20 Uhr, Jenseits, Kalkar. 3. April, 20 Uhr, Uedem, Bürgerkrug. Eintritt: 1,99 Euro. Arndts jüngerer Bruder darf auch mit seiner Band auftreten. Verrückt ist, dass die Leute kommen. Arndt und Philipp haben keine Wahl, sie müssen weitermachen. Bands im Landkreis, die es sonst schwer haben, Auftritte zu finden, spielen für Musikfans, die sonst nicht wüssten, wohin am Samstagabend. „Kein Platz für Konzerte“ ist geboren.

Arndt und Philipp haben mehr Energie als Plan. Sie müssen Wirte überzeugen. Sie müssen Bands finden, deren Musik mindestens okay ist. Metal wollen sie nicht so, HipHop macht hier eh niemand, elektronische Musik auch nicht. Also Indie-Pop, Rock, Singer/Songwriter. Klangtest, Fallen Leaves In June, Milford Sound, El Chupacabras. Dann die Soundanlage aufbauen, das Mischpult kommt aus dem alten Proberaum der Applethorns. Für die Bands kochen, Eintritt kassieren. Schleppen. Einmal besteht ein Wirt auf Security. Der Typ hat den ruhigsten Abend seines Lebens. „Niemand, der ein Idiot ist, interessiert sich für das, was wir machen“, sagt Arndt einmal. 2011 wechseln sie von Myspace zu Facebook. Dann werden aus zwei Veranstaltern vier.

Flo war als Besucher zum ersten Konzert gekommen. Seine eigene Band heißt Back To California und spielt Classic Rock, und er schickt Arndt eine Mail, ob sie nicht auch auftreten kann. Wenn es jemandem zuzutrauen ist, morgens nicht als erstes nach dem Smartphone zu greifen, sondern nach der Gitarre, dann Flo. „Kein Platz für Konzerte“ hat nie einen besseren Gitarristen gehört. Kein Wunder, der Typ hat sich schon in der Grundschule ein Best Of Queen für 50 Mark gekauft. Während seine Mitschüler auf dem Gymnasium Nu-Metal und HipHop hören, hört Flo Deep Purple, Pink Floyd, Led Zeppelin. Ein Freund nimmt ihn mit zum E-Gitarren-Unterricht, weil es in der Gruppe billiger ist. Im ersten Jahr übt Flo nicht, doch dann merkt er, dass er etwas gefunden hat, das er nicht mit anderen teilen muss wie Fußball oder Leichtathletik. Mit 18 Jahren gibt er selbst Gitarrenunterricht. Er interessiert sich für die Technik, die Arndt egal ist. Auch deshalb holen sie ihn ins Team.

Den Schlagzeuger seiner Band fragen sie gleich auch. Willi, Drummer wider Willen. Sein Getrommel mit den Fingern nervt eine Mitschülerin so sehr, dass sie sagt: Geh doch mal Schlagzeug spielen. Also nimmt der 16-Jährige Unterricht. Weil er in derselben Stadt aufwächst wie Flo, laufen sie sich bereits als Jugendliche über den Weg. Als ihn Arndt und Philipp fragen, macht er gerade eine Ausbildung zum „Mediengestalter Bild und Ton“. Dabei hatte er eigentlich Polizist werden wollen. Unmittelbar vor der Ausbildung muss er noch mal zum Polizeiarzt, kurz nach einer kleinen OP. Der Arzt sagt: Sorry, geht doch nicht.

Zu viert machen sie weiter. Das Beste aus den bescheidenen Mitteln herausholen, denn Geld verdienen sie damit nicht. Sponsoren wollen sie nicht. Sie veröffentlichen Sampler mit eigenem Design, lassen T-Shirts bedrucken, aber nicht die billigsten. Und sie bleiben im Landkreis, bloß die Bands dürfen auch von anderswo kommen. Die Zuschauerzahlen stagnieren, aber darum geht es nicht. Besser soll es werden, nicht größer. Abende, zu denen sie selbst gerne gehen würden. Nie gibt es einen Hype um die Konzerte, nie gerät eine der Bands in Gefahr, berühmt zu werden. Keine einzige von ihnen spielt je auf dem nur wenige Kilometer entfernten Haldern Pop Festival. Es gibt Hits, aber es sind die Hits von 150 Leuten. Nie erhält irgendwas im Internet mehr als ein paar Hundert Aufrufe. Man liked „Kein Platz für Konzerte“ nicht, man liebt es.

Dann ist da noch dieses besonderste unter den besonderen Konzerten. Schon im ersten Jahr veranstalten Arndt und Philipp ein Konzert kurz vor Weihnachten. Alle kehren zurück in ihre niederrheinischen Dörfer und wollen sich wiedersehen, anstatt aufs Christkind zu warten. Im dritten Jahr fehlt ihnen ein Raum, aber Arndts Freundin hat eine Scheune, Theke steht schon drin. Zum ersten Mal können sie alles selbst bestimmen. Jedes Jahr kommen 150 Leute, dichtes Gedränge in der Scheune, Philipp backt vegane Waffeln bis zur Erschöpfung. Das Weihnachtskonzert wird zur Alternative für all die Leute, die keine Lust haben, sich in den Kneipen zu betrinken, wie es andere Gleichaltrige tun. „Blau unterm Baum“ nennt ein Kneipenbesitzer sein Event. Die Leute, die das Weihnachtskonzert besuchen, sind nicht blau, sondern glücklich.

Konzerte von „Kein Platz für Konzerte“ sind auch immer ein Fest der Freundschaft. Menschen sehen sich dort nicht nur wieder, sie lernen sich auch kennen. Philipp trifft die Frau, für die er später nach Berlin ziehen wird. Musiker gründen neue Bands. Das ist keiner dieser Bandwettbewerbe, an denen sie alle viel zu häufig teilgenommen haben, wo der eine dem anderen nichts gönnt. Das ist eine Familie, in der alle möglichen Musiker einen Platz finden.

Christian, der schon im Kindergarten Gitarre spielen will, weil die Kindergärtnerin das auch macht. Doch erst mal darf er nur in den Glockenspielkurs. Leute, die die besten Songs schreiben, aber sich von Selbstzweifeln klein halten lassen. Matze, der noch weiß, an was er mit neun Jahren baute, als er zum ersten Mal „Appetite For Destruction“ von Guns n‘ Roses hörte, nämlich an der Polizeistation von Lego. Und dann marschiert er in den Allkauf und haut seine Weihnachtseinnahmen für die anderen Platten der Band auf den Kopf. Gerade volljährig geht er, der Schlagzeuger geworden ist, zur Schuldirektorin, um ihr zu sagen, dass er die 13. nicht macht. Dann geht er zum Tonstudio, in dem er während seines Praktikums ein Erweckungserlebnis hatte, als neun Bläser loslegten. Er sagt, er brauche einen Job. Dann teilt er seiner Mutter mit, dass er die Schule geschmissen hat.

Gerrit, der seine Schulzeit im Jugendzentrum verbringt und im Proberaum, ein Hühnerstall mit Blut und Kacke an den Wänden. Lieber übernachtet er dort als zuhause, weil es da Stress gibt. Er schaufelt Pferdemist, um Geld für Gesangsunterricht zu verdienen, aber weil er sich das inzwischen so gut selbst beigebracht hat, weil er keine Stimme, sondern ein Organ hat, sagt die Gesangslehrerin bloß, sie könne ihm nicht mehr viel beibringen.

Alle haben dort einen Platz.

Im März 2016 erfahren sie, dass es diesen Platz nicht mehr geben wird, nach mehr als 50 Konzerten. „Auszeit!“ überschreiben die Veranstalter den Eintrag auf der Webseite. „Wir vier sind alle recht stark eingespannt und wohnen mittlerweile an vier verschiedenen Orten. Im Moment reicht die Zeit einfach nicht mehr richtig aus. Wir sind raus - und wir sind stolz darauf.“

Aus dieser Auszeit sind sie bis heute nicht zurückgekehrt. Alle Entwicklungen liefen gegen sie. Nicht nur, dass ihre Zuschauer zum Studieren und Arbeiten an alle möglichen Orte gezogen sind. Nicht nur, dass sich Bands aus demselben Grund auflösten und keine neue Bands nachkamen, weil junge Leute nicht mehr in dem Ausmaß Bands gründen wie früher, denn wer sollten die Vorbilder sein auf Instagram? Nicht nur, dass viele Kneipen dicht sind, in denen sie Konzerte gegeben haben. Auch ihr Leben hat sich verändert. Philipp ist jetzt Kindergärtner, Willi arbeitet in Köln fürs Fernsehen. Flo hat sein Philosophiestudium nach dem Bachelor geschmissen, studiert Musik in Enschede. Alles, weil der Kerl vom Radio ihnen an der Uni erzählte, er habe schon das ganze Leben Radio gemacht. Flo überlegte, was er schon das ganze Leben gemacht hatte und das war eben nicht Kant, sondern Musik.

Bei Arndt ist es noch mal anders. Musikmachen und Konzertveranstalten verlieren nicht nur an Bedeutung, weil er Logopäde wird und nach Krefeld zieht. Da ist noch seine Freundin, die ihm zeigt, dass es neben der Musik noch was anderes gibt. Er hat dieses größte aller Gefühle ja oft genug besungen. Sie ist die eine, die aus der Jahrgangsstufe unter ihm. Die Annäherung dauert Monate. Er gibt ihr ein Mixtape, sie gibt ihm Karten für ihr Theaterstück, er bringt ihr sein erstes Album. Über den ersten Kuss auf einem Konzert der Musikerin Feist wird er in einem Song singen: „My heart was louder than the voice of the Canadian girl.“ 2013 veröffentlicht er sein letztes Album. Ihm ist passiert, was einem Singer/Songwriter nicht passieren darf: Er ist glücklich. 2018 heiraten sie, feiern in der Scheune. Die Gäste sind beinahe dieselben wie auf Arndts Konzerten.

Doch ein Konzert können Arndt, Philipp, Flo und Willi nicht begraben. Das Weihnachtskonzert ist heilig. Zu wichtig für sie, zu wichtig für die anderen. Schon Monate vorher fragen die Leute, ob es wieder stattfindet. Als es 2017 in Gefahr ist, weil aus der Scheune eine Wohnung werden soll, bieten mehrere Leute ihre eigene Scheune an. „Bevor das aufhört, kommt zu mir nach Hause.“ Noch bleibt den Veranstaltern der Ort.

Sie und die anderen kommen vom Konzert nicht los. So richtig kommen sie auch vom Musikmachen nicht los. Auch wenn niemand so viel Zeit hineinsteckt wie Flo, der sein Studium in wenigen Wochen beenden wird. Willi trommelt unregelmäßig in zwei Bands. Arndt sagt, es gebe From Major To Minor, solange es ihn gebe. Kürzlich hat er wieder mehrere Konzerte gespielt. Am Schlagzeug saß Mathis, der seit der zwölften Klasse hinter ihm am Schlagzeug sitzt. Mathis ist Lehrer in einer Gesamtschule. Weil sein Schlagzeug noch immer bei den Eltern steht, übt er im Musikraum der Schule. Matze arbeitet in einem Tonstudio auf Mallorca. Gerrit arbeitet tagsüber in einem Autohaus, die restliche Zeit spielt er in einer Metalband und Coversongs auf Hochzeiten. Da sind noch Leute, die mit 34 weiterhin dieselbe Dringlichkeit spüren, einen Song fertig zu machen, auch wenn es bei Youtube wieder nur ein paar Klicks werden. Arndts Bruder ist nach Berlin gezogen, des Jobs wegen. Seine Vormieterin hat ihm ein Klavier hinterlassen. Er schreibt noch immer Lieder, weil er weiß, dass es ihm danach besser geht als vorher.

In Berlin wohnt auch Malte, der Junge von Warum eigentlich Champagner. Malte macht kaum noch Musik, er macht was mit Social Media. Aber wenn, dann spielt er seiner Tochter was auf der Akustikgitarre vor.

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