Radeln und sparen Diensträder werden in Deutschland immer beliebter

Düsseldorf · E-Bike statt E-Klasse - immer mehr Arbeitgeber in NRW bieten ihren Mitarbeitern an, ein Dienstrad statt des üblichen Dienstautos zu leasen. So funktioniert es.

Pedelecs 2018 - neue E-Bikes von Riese & Müller und Kreidler
10 Bilder

Pedelecs 2018 - neue E-Bikes von Riese & Müller und Kreidler

10 Bilder
Foto: Kreidler

Radfahren ist bei den Deutschen beliebt: 73,5 Millionen Fahrräder standen laut Zweirad-Industrie-Verband 2017 in deutschen Garagen, Kellern und angekettet auf den Straßen. 2007 waren es noch 68 Millionen Räder. Besonders gerne schwingen sich die Deutschen für Einkäufe und kleinere Besorgungen in den Sattel (75 Prozent). Immer mehr Arbeitnehmer entscheiden sich außerdem, mit dem Zweirad zur Arbeit zu fahren (32 Prozent). Das zeigt der Fahrrad-Monitor 2017 des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Bei solchen Zahlen scheint es wenig verwunderlich, dass immer mehr Arbeitnehmer dem Dienstrad den Vorzug vor dem Dienstauto geben. Seit fünf Jahren gelten für Dienstfahrräder ähnliche steuerliche Regeln wie für Dienstwagen. Seitdem blüht das Geschäft mit dem betrieblichen Fahrrad-Leasing. Firmen haben in der Regel keine zusätzlichen Kosten. Mitarbeiter können sich auf dem Weg vergleichsweise günstig ein Fahrrad zulegen. Den größten Nutzen haben jedoch die Fahrrad-Leasing-Unternehmen hierzulande.

Eins von ihnen ist die Bike & Outdoor Company (BOC). Das Unternehmen hat Filialen in ganz Deutschland darunter auch in Mönchengladbach, Aachen, Dortmund und Köln. Konkrete Leasing-Zahlen wollte das Unternehmen auf Nachfrage nicht liefern. Über das gesamte Filialnetz hat sich die Zahl der abgeschlossenen Leasing-Verträge für Firmenfahrräder in den Jahren 2016 und 2017 zum Vorjahr allerdings verdoppelt.

Ähnliches berichtet die Firma JobRad, die als einer der Pioniere in der Branche gilt. Auch sie gibt keine Räderzahlen bekannt. Laut einer Sprecherin hat sich die Zahl der Arbeitgeber, die mit JobRad kooperieren, in den letzten drei Jahren auf heute über 7500 verzehnfacht. Allein 2200 dieser Arbeitgeber sind in NRW angesiedelt.

Ein Anruf bei Vodafone etwa zeigt, dass 200 der 14.000 Arbeitnehmer auf das Dienstfahrrad umgestiegen sind. 60 von ihnen wohnen in Düsseldorf, 30 in Ratingen. Die Firma hat das Angebot im Oktober 2017 eingeführt.

Das Leasing-Prinzip ähnelt seit 2012 dem des Dienstwagens. Damals wurden in einem Erlass der Finanzbehörden die Steuervorteile von Dienstwagen auf Fahrräder und Pedelecs ausgeweitet. Das heißt: Ein Prozent des Listenpreises muss der Nutzer als geldwerten Vorteil versteuern, wenn er das Rad auch privat nutzen möchte. Für die zurückgelegten Strecken fällt jedoch, anders als beim Auto, keine weitere Versteuerung an. Wie auch bei Dienstwagen wollen sich viele Unternehmen den Umgang mit den Diensträdern ersparen und beauftragen Leasing-Firmen.

Oftmals geht das dann so: Die Firma macht einen Rahmenvertrag mit dem Anbieter, der Mitarbeiter wählt ein Rad aus, die Leasing-Raten werden über Gehaltsumwandlung von dessen Bruttogehalt abgezogen. Damit sinkt das zu versteuernde Einkommen. So müssen Mitarbeiter und Unternehmen weniger Abgaben leisten. Einige Firmen geben jene Ersparnisse an ihre Mitarbeiter weiter, etwa indem sie die Rad-Versicherung zahlen.

Auch dazu, wie viele Diensträder auf deutschen Straßen unterwegs sind, gibt es keine verlässlichen Zahlen. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft schätzt die Zahl auf über 200.000. Laut Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen „zeichnet sich hier aber ein großer Trend ab.“ Daten kann aber auch hier niemand bieten.

Das Dienstrad der Wahl ist übrigens gerne etwas teurer. Laut JobRad liegt der E-Bike-Anteil bei über 50 Prozent. Durchschnittlich liegt der Radpreis bei JobRad bei 2500 Euro.

Ähnlich wie beim Dienstwagen liegt der Grund für die höheren Kaufpreise wohl darin, dass die finanzielle Belastung beim Leasing eines Dienstfahrrades nicht groß ist. Am Ende der in der Regel dreijährigen Laufzeit kann der Mitarbeiter das Rad mitunter für eine vergleichsweise geringe Restzahlung kaufen. Abhängig von Radpreis, Steuerklasse und Höhe des Einkommens lassen sich über das Leasing eines Dienstrades 15 bis 40 Prozent sparen, verglichen mit dem Kauf des Fahrrades im Fachhandel.

Wir finden es natürlich gut, wenn mehr Menschen mit dem Rad zu Arbeit fahren“, sagt Christina Wolff, Sprecherin beim Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Nordrhein-Westfalen. „Das Finanzierungsmodell muss allerdings transparent sein und sollte keine Nachteile für die Radfahrer mit sich bringen. Deshalb ist es wichtig, alle Vor- und Nachteile genau zu prüfen. Nicht, dass das Fahrrad am Ende doch mehr kostet, als zunächst erwartet.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort