Sommertour - Geheimnisvolle Orte (1) Die Wunder-Madonna

Sommertour - Geheimnisvolle Orte (1) · Die Niederdonker Gnadenkapelle ist Anziehungsort für Menschen, die Ruhe und Trost suchen. Das "wundertätige Bildnis" der Gottesmutter lockt gläubige. In einem Jahr werden dort 37.500 Opferkerzen angezündet.

 Pfarrer Karl-Heinz Pütz kennt das Geheimnis des „wundertätigen Bildnisses“. Er sieht es nicht. Er glaubt daran.

Pfarrer Karl-Heinz Pütz kennt das Geheimnis des „wundertätigen Bildnisses“. Er sieht es nicht. Er glaubt daran.

Foto: RP, Ulli Dackweiler

Sie hat noch niemanden geheilt. Aus ihren Augen tropfen keine Tränen. Und doch gilt die Darstellung der Mutter Gottes in der Niederdonker Gnadenkapelle als "wundertätiges Bildnis". Tausende Wallfahren besuchen jährlich die Kapelle in Meerbusch. Das Geheimnis hat noch niemand ergründet. Ich, als Evangelische mit dem Marienkult nicht so vertraut, mache mich auf den Weg nach Büderich. Am Ende des Niederdonker Straße steht die kleine, weiße Kapelle aus dem 16. Jahrhundert.

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Foto: KLXM.de

Durch eine schwere, hölzerne Tür betrete ich den Kirchraum. Es ist still. Sehr still. Nur die Flugzeuge stören die Ruhe. Ich betrachte die Figur. Sie ist kleiner als ich erwartet habe. Keiner weiß genau, wie sie eigentlich in die niederrheinische Stadt gekommen ist. Kerzen, schon am frühen Morgen entzündet, erhellen das Mariengesicht. Die Augen der Gottesmutter sind auf die Sitzbankreihen gerichtet. Auf dem Schoß der tote Sohn — Alptraum jeder Mutter, in ein goldenes Gewand gekleidet.

"Hier wird eigentlich etwas Schreckliches verherrlicht", sagt Pastor Karl-Heinz Pütz, der die Niederdonker Gnadenkapelle und das Marienbildnis oft beschrieben hat. "Aber es ist ein Ausdruck unseres Glaubens", erklärt er das Geheimnis. "Es geht um das, was dahinter liegt, um das, was wir nicht sehen." Auch die 5000 Besucher, die jährlich zur Festoktav nach Büderich kommen, sehen es nicht. Aber sie fühlen es. Da ist Pütz sicher. Die ganze Bandbreite des Lebens zwischen Leid, Trauer, Liebe und Vertrauen stecke in diesem Bildnis. "Das ist die christliche Symbolik", sagt der Pfarrer. 37 500 Opferkerzen und -lichter haben die Besucher im vergangenen Jahr angezündet, beschreibt Pütz die Anziehungskraft. "Das ist ein heiliger Ort."

Wer aus der benachbarten Großstadt Düsseldorf kommt, betritt an der Niederdonker Gnadenkapelle eine andere Welt. Felder, Bäume und eine lange Allee, der Siebenschmerzenweg, der zur nächsten Kirche führt. Idylle pur. Der Niederrhein beginnt — mit einem leuchtenden Geheimnis.

(RP)
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