Duisburg Die Ordnung ist heilig

Duisburg · Im Willy-Brandt-Berufskolleg ist das Lehrerzimmer ein Ort der Kommunikation. Da gibt es Grünpflanzen, Kaffee und einen Panoramablick über Schrebergärten. Arbeitsmaterial und kreatives Chaos müssen draußen bleiben.

 Gearbeitet wird im Lehrerzimmer des Willy-Brandt-Berufskollegs nicht. Es ist ein Raum der Kommunikation, wobei Dienstgespräche eigentlich auch nicht stattfinden sollen. Die Lehrer haben hier einen Ort zum Verschnaufen. Eine Partie Tisch-Eishockey oder ein Blick in die Zeitung gehört dazu.

Gearbeitet wird im Lehrerzimmer des Willy-Brandt-Berufskollegs nicht. Es ist ein Raum der Kommunikation, wobei Dienstgespräche eigentlich auch nicht stattfinden sollen. Die Lehrer haben hier einen Ort zum Verschnaufen. Eine Partie Tisch-Eishockey oder ein Blick in die Zeitung gehört dazu.

Foto: Andreas Probst

Es ist ordentlich. Viel zu ordentlich für ein Lehrerzimmer. Wird hier denn nicht gearbeitet? "Hier ist Raum für Kommunikation. Gearbeitet wird in den Büros, die sich die Lehrer maximal zu viert teilen", erklärt der stellvertretende Schulleiter Volker Hitzmann. Darum sieht das Lehrerzimmer des Willy-Brandt-Berufskollegs auch ganz anders aus als andere.

Hier stapeln sich keine Unterlagen auf den Tischen, keine Brotdosen, keine Wasserflaschen. Dafür gibt es blanke Tischplatten, umsäumt von bequemen, gepolsterten Bänken. Ein schulterhoher Blumenkasten mit mannshoch gewachsener Botanik dient als natürlicher Sichtschutz zur Eingangstür. Dieser ist in der Regel aber gar nicht nötig, denn Schülerbesuch gibt es selten. "Außer vor den Zeugnissen, da wird oft geklopft, weil die Schüler noch einmal über ihre Note verhandeln wollen", sagt Hitzmann.

Licht bekommen die Pflanzen — und auch die Lehrer — reichlich. "Vor einiger Zeit haben wir die Gardinen abgeschafft", erzählt er. Seitdem hat das Kollegium durch die raumbreite Fensterfront freien Blick auf die benachbarte Schrebergartenanlage. Neidisch werden sie beim Anblick der Gärtner in ihren Liegestühlen nach eigenem Bekunden nur selten. Und weil die Tische frei sind von Arbeit, hat dort sogar mal eine Zeitung Platz, die Lehrerin Sevil Yigit in der Pause gern aufschlägt.

Eine "Spülmaschinenbeauftragte"

Eine feste Sitzordnung gibt es im Lehrerzimmer des Willy-Brandt-Berufskollegs an der Krefelder Straße eigentlich nicht, "aber meist sitzt man doch mit den gleichen Leuten zusammen", erzählt Sevil Yigit. Das seien dann oft Kollegen aus dem gleichen Fachbereich, weil man sich dann eben auch was zu erzählen habe.

"Aber es wird nicht darauf bestanden", beteuert Klaus Pavkovic, der ohne Zeitung, aber dafür mit markantem Kaffeebecher mit Disneymotiv unterwegs ist. "Den habe ich mal von einem Kollegen bekommen. Der ist total praktisch. Schön groß und durch das Motiv immer gut wiederzufinden."

Um Spüldienst und dreckige Kaffeetassen gibt es unter den 70 Kollegen keinen Streit, denn eine "Spülmaschinenbeauftragte" kümmert sich um alles und wird dafür aus der gemeinsamen Kaffeekasse der Lehrer entlohnt. Aus der wird auch der fair gehandelte Kaffee bezahlt, von dem täglich etwa 15 Liter getrunken werden.

"Alle Lehrer sind gehalten, sich mindestens einmal am Tag im Lehrerzimmer blicken zu lassen", erzählt Hitzmann. Dies sei vor allem deshalb notwendig, weil am Schwarzen Brett wichtige Ankündigungen für alle ausgehängt werden.

Ort der Pause

Bei einem Blick in die Büros findet sich dann doch das, was im Lehrerzimmer zunächst vermisst wurde: Unterlagen, Federmäppchen, Süßigkeiten und noch mehr. In den Schränken hängen Hemden und Blusen zum Wechseln, sogar anderes Schuhwerk für den Feierabend wird dort untergebracht. Das Lehrerzimmer bleibt indes von solcherlei Dingen unbelastet. Das ist Hitzmann ebenso wichtig wie die Tatsache, dass das Lehrerzimmer dem Kollegium als Ort der Pause dient: "Nach Möglichkeit sollen hier auch keine Dienstgespräche geführt werden."

(RP)
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