Gespräch im Rathaus Dezernent: Maulkorb für Kulturchefs

Düsseldorf · Die Leiter von 18 Kultureinrichtungen werden am Freitag im Rathaus erwartet. Der Beigeordnete Hans-Georg Lohe will ihnen einschärfen, nicht mehr öffentlich über Interna zu reden. Tonhallenchef Michael Becker erhält von der Stadtspitze derweil viele Ratschläge – und vielleicht eine Abmahnung.

 Die Tonhalle im Ehrenhof. Intendant Michael Becker beklagt, dass zuletzt mehrere Stellen in der Verwaltung des Konzerthauses nicht besetzt wurden und deshalb Konzerte gestrichen werden mussten.

Die Tonhalle im Ehrenhof. Intendant Michael Becker beklagt, dass zuletzt mehrere Stellen in der Verwaltung des Konzerthauses nicht besetzt wurden und deshalb Konzerte gestrichen werden mussten.

Foto: Gabriel, Werner

Die Leiter von 18 Kultureinrichtungen werden am Freitag im Rathaus erwartet. Der Beigeordnete Hans-Georg Lohe will ihnen einschärfen, nicht mehr öffentlich über Interna zu reden. Tonhallenchef Michael Becker erhält von der Stadtspitze derweil viele Ratschläge — und vielleicht eine Abmahnung.

Der Ärger von Kulturdezernent Hans-Georg Lohe über die öffentliche Beschwerde von Tonhallenchef Michael Becker ist noch nicht verflogen. Für heute hat der Beigeordnete die Leiter der 18 städtischen Kulturinstitute zu einer Sondersitzung ins Rathaus eingeladen. Er will ihnen einschärfen, dass er es nicht duldet, wenn sie öffentlich über Interna aus der Verwaltung sprechen, wie es Becker in der vergangenen Woche getan hatte. Er beklagte vor dem Kulturausschuss überraschend, dass Stellen in seinem Haus nicht schnell genug wiederbesetzt wurden.

Kulturdezernent Lohe will verhindern, dass nun auch andere Leiter zum Beispiel von Museen in der Öffentlichkeit mehr Mitarbeiter oder einen höheren Zuschuss fordern — angesichts der intensiven Gespräche, die hinter verschlossenen Türen über die Zukunft der Institute geführt werden, herrscht viel Unruhe. "Die Verwaltung muss in der Öffentlichkeit mit einer Stimme sprechen", sagt Lohe. Becker war nicht der erste Kulturchef, der sich in diesem Jahr laut beschwerte: Schauspiel-Intendant Staffan Valdemar Holm hatte im Frühjahr öffentlich über einen sinkenden Zuschuss geklagt und ebenfalls Ärger mit der Stadt bekommen.

Im Fall Becker geht es nicht nur um die Gesprächskultur — die Institutsleiter sind städtische Angestellte und müssen sich ans Dienstrecht halten. Es gibt Gerüchte, dass Becker eine Abmahnung erhalten soll. Dies will niemand bestätigen. Ernstere Konsequenzen hat der Intendant allerdings nicht zu befürchten: Stadt und Politik sind bekanntermaßen zufrieden mit ihm, sein Vertrag wurde bis 2019 verlängert.

Seit der Intendant öffentlich seine Vorgesetzten kritisiert hat, kommentieren diese allerdings plötzlich rege in der Öffentlichkeit seine Arbeit. So hat OB Dirk Elbers angemahnt, die Tonhalle solle kreativer in der Suche nach Sponsoren werden, zum Beispiel mit Werbung im Innenraum. An anderer Stelle forderte der OB, das Konzerthaus müsse mehr Gastspiele von renommierten Orchestern bieten. Das sind ungewohnt kritische Töne.

Die Politik äußert unterdessen parteiübergreifend Verständnis, dass Lohe die Kulturchefs zur Ordnung ruft, schließlich müsse die Verwaltung sicherstellen, dass sie in Ruhe arbeiten kann. Die Opposition hat nach Beckers Beschwerde aber Zweifel, dass die Personalplanung der Stadt funktioniert. "Ich befürchte, die Tonhalle ist nur die Spitze des Eisbergs", meint Cornelia Mohrs (SPD). Die Grünen vermuten, die Stadt habe sich nicht auf Tariferhöhungen vorbereitet und spare ohne Konzept.

Die Sorgen von Becker werden derweil kleiner. Die Stadt prüft die Umwandlung der Tonhalle zur GmbH, die sich auch der Intendant wünscht. Zudem ist nun nur noch eine der drei freien Stellen gesperrt. In dieser Woche wurde die Stelle des Kassenleiters zur Wiederbesetzung freigegeben. Dezernent Lohe betont, dass dies ohnehin geplant war. Es gebe keinen Zusammenhang mit Beckers Beschwerde.

(RP/jco)
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