Er hörte Stimme des Teufels "Deutschen Taliban" soll drei Jahre hinter Gitter

Düsseldorf · Mit der Kalaschnikow ins wilde Waziristan: Nach Abitur und Zivildienst soll sich ein junger Mann aus Westfalen dem Dschihad verschrieben haben. Der Mann soll drei Jahre hinter Gitter, obwohl er psychisch krank ist.

 Josef D. soll nach dem Zivildienst Mitglied der terroristischen "Deutschen Taliban Mudschahedin" gewesen sein.

Josef D. soll nach dem Zivildienst Mitglied der terroristischen "Deutschen Taliban Mudschahedin" gewesen sein.

Foto: dpa, Federico Gambarini

Der 31-jähriger Josef D. sei Mitglied der terroristischen "Deutschen Taliban Mudschahedin" (DTM) gewesen, die den Dschihad auch nach Deutschland tragen wollte, sagte ein Vertreter der Bundesanwaltschaft am Montag vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf und beantragte zwei Jahre und zehn Monate Gefängnis. Der Angeklagte sei zwar psychisch krank, aber zur Tatzeit zurechnungsfähig gewesen, wenn auch vermutlich vermindert.

Der Angeklagte hatte gestanden, sich eine Kalaschnikow gekauft und zu den deutschen Taliban um Eric Breininger gesellt zu haben. Wegen einer dauerhaften Durchfallerkrankung habe er aber nicht an Angriffen auf westliche oder afghanische Truppen teilnehmen können. Stattdessen habe er für seine islamistischen Gesinnungsgenossen den Haushalt erledigt. Nach schweren Verlusten war die Gruppe im Mai 2010 zerfallen.

Seine Verteidiger beantragten am Montag einen Freispruch: Die Mitgliedschaft ihres Mandanten bei den DTM sei nicht erwiesen und die Gruppe auch keine Terrorvereinigung. Die Dienste ihres Mandanten seien zudem unwesentlich gewesen. Über eine Waffe verfüge praktisch jeder Mann in der Region.

Der vom Gericht bestellte psychiatrische Gutachter hatte dem Angeklagten eine schwere psychische Erkrankung, Schizophrenie, attestiert. Zur Tatzeit soll diese sich allerdings noch in einem Vorstadium befunden haben. Im Gerichtssaal hatte Josef alias "Jussuf" gesagt, "die Stimme des Teufels" zu hören. Zeitweise war seine Verhandlungsfähigkeit eingeschränkt. Wegen seiner psychischen Labilität sei der Angeklagte ein leichtes Opfer für Extremisten gewesen, räumte die Bundesanwaltschaft ein.

Die "Deutschen Taliban Mudschahedin" sollen aus bis zu zwölf aus Deutschland stammenden islamistischen Kämpfern bestanden haben. Eric Breininger, der die Gruppe mit seinen Internet-Video-Botschaften bekanntmachte, soll 2010 bei Kämpfen in Pakistan ums Leben gekommen sein.

Um seinen sterbenden Vater im Krankenhaus zu besuchen, war Josef D. im April 2013 von Jordanien nach Deutschland zurückgekehrt und festgenommen worden. Seither sitzt er in Untersuchungshaft. Der Prozess hatte Anfang Dezember 2013 begonnen. In Berlin war ein früheres DTM-Mitglied zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden.

(lnw)
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