Mülheim/Ruhr Bahnchaos hält nach Stellwerksbrand an

Mülheim/Ruhr · Im Bahnverkehr kommt es nun schon am dritten Tag zu massiven Verspätungen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Nachdem am Sonntag eine Relaisstation in Mülheim an der Ruhr in Flammen stand, werden die Züge und Bahnen auf unbestimmte Zeit über Wuppertal und Gelsenkirchen umgeleitet.

Bahn Mühlheim: Massive Probleme nach Feuer in Stellwerk
13 Bilder

Stellwerkbrand in Mülheim behindert Bahnverkehr

13 Bilder
Foto: Rene Anhuth / ANC-NEWS

Bahnfahrer im Ruhrgebiet brauchen in den nächsten Tagen Geduld. Auch zwei Tage nach dem Stellwerksbrand in Mülheim an der Ruhr ist die angespannte Lage im S-Bahn- und Fernverkehr nicht ausgestanden. Die Situation habe sich gegenüber dem Vortag nicht verändert, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Dienstagmorgen in Berlin. Der Fernverkehr zwischen Dortmund und Duisburg werde noch immer über Gelsenkirchen oder Wuppertal umgeleitet. Im Nahverkehr könnten zwischen Essen und Duisburg nur zwei Regionalzüge und eine S-Bahn-Linie mit langsamer Geschwindigkeit fahren. Deshalb komme es zu Verspätungen von bis zu 20 Minuten. Wie lange die Störung noch andauert, war am Dienstag unklar.

Wie die Bahn auf Twitter kommuniziert
Infos

Wie die Bahn auf Twitter kommuniziert

Infos
Foto: twitter.com/db_bahn

Die Schienenstrecke zwischen Duisburg und Essen sowie Essen und Oberhausen ist seit dem Brand gesperrt. Betroffen sind S-Bahn- und Regional-Express-Linien sowie ICE- und IC-Züge. Die Trasse von Köln über Düsseldorf, Duisburg und Essen nach Dortmund gehört zu den wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen der Bahn. Sie gilt gar als eine der meistbefahrenen Bahnstrecken der Welt.

Das Stellwerk im Stadtteil Styrum geriet am Sonntagmorgen gegen 7.40 Uhr in Brand. Ein Mitarbeiter bemerkte den Rauch und konnte sich unverletzt ins Freie retten. Noch ist unklar, wodurch das Feuer entstanden ist und auch, welchen Schaden es in der Relaisstation angerichtet hat, berichtete der Sprecher. "Bislang konnten wir noch nicht in das Stellwerk rein", sagte ein anderer Bahnsprecher. Gebaut wurde die Relaisstation in den späten 60er und frühen 70er Jahren. 2017 sollte es laut Planung gewartet und elektronisch auf den neuesten Stand gebracht werden.

Das ist der "DB Navigator"
5 Bilder

Das ist der "DB Navigator"

5 Bilder
Foto: DB

Dass ein Feuer in einem einzigen Stellwerk fast das komplette Ruhrgebiet lahmlegen und sogar den Zugverkehr nach Berlin verzögern kann, liegt nach Meinung des Sprechers an der Lage der Relaisstation. Die Stelle sei ein schwer zu umfahrendes Nadelöhr. Laut Lothar Ebbers, Sprecher beim Fahrgastverband "Pro Bahn", sei der Stellwerksbrand an einer "der ungünstigsten Stellen" passiert. "Die Strecke ist eine von nur drei Verbindungen zwischen Köln und Dortmund", sagt er. "Und weil die Wupper-Strecke wegen Bauarbeiten am Wochenende ebenfalls gesperrt war, blieb damit nur noch eine offen."

Auf der viergleisigen Strecke bei Mülheim verkehren planmäßig täglich vier bis fünf Züge pro Stunde. Die können andere Bahnhöfe nicht problemlos aufnehmen, sagt Ebbers. So seien beispielsweise in Herne und Essen-Altenessen die Bahnsteige schlichtweg zu kurz für die Züge aus dem Fernverkehr.

Die Bahn habe mit diesem besonderen Fall zwar nicht gerechnet, sei aber mit einem für Notfälle bestehenden Ersatzfahrplan zumindest teilweise vorbereitet gewesen, sagte der Sprecher. Demnach wird der Fernverkehr in Richtung Berlin über Wuppertal und die Bahnen in Richtung Norden über Gelsenkirchen umgeleitet. Nicht erreicht werden damit jedoch Stationen wie Mülheim, Essen, Wattenscheid und Bochum, die nur über die gesperrte Trasse angefahren werden können. Im Regionalverkehr werden Ersatzbusse eingesetzt. Inzwischen fahren zumindest der RE 1 zwischen Aachen und Paderborn und der RE 11 zwischen Mönchengladbach und Hamm wieder auf ihrer regulären Strecke - wenn auch mit Verspätungen. Die S 3 zwischen Essen und Oberhausen fällt aus.

Andere Bahnen wie etwa die S 1, die zwischen Dortmund und Solingen verkehrt, sind von sogenannten Verspätungskürzungen betroffen. Sie sind so stark verspätet, dass sie die Zeit nicht wieder aufholen und nach ihr kommende S-Bahnen behindern könnten. "Darum lassen wir die S 1 etwa nur nach Essen fahren und dann wieder umkehren, damit sie ab dort wieder im Takt fahren kann", erklärt der Bahnsprecher. Für die Reisenden zwischen Essen und Solingen fällt die Bahn damit jedoch aus.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort