Mönchengladbach Der Unfallfahrer wollte töten

Mönchengladbach · Der Rheindahlener, der den Tod einer Radfahrerin verursacht hat, war vorher offenbar stundenlang in suizidaler Absicht durch die Stadt und die Region gerast. Dabei nahm er billigend in Kauf, andere mit in den Tod zu reißen.

Radfahrerin stirbt nach Unfall mit Auto
11 Bilder

Radfahrerin stirbt nach Unfall mit Auto

11 Bilder

Bereits in den frühen Morgenstunden des 20. Septembers wurde er von Zeugen gesehen, wie er in seinem Ford Fusion mit völlig überhöhtem Tempo im Bereich des Nordparks herumraste. Auch im Aachener Raum muss der 37-jährige Rheindahlener an jenem Vormittag unterwegs gewesen sein — von dort meldeten sich ebenfalls Zeugen, die seinen Wagen beobachtet hatten. Der Unfallfahrer, der gegen Mittag auf der Monschauer Straße in Holt eine 46-jährige Radfahrerin mit seinem Auto erfasste und tötete, war offenbar also schon stundenlang vor dem Unfall mit deutlich zu hoher Geschwindigkeit unterwegs gewesen.

Suizidaler Hintergrund?

Es hat den Anschein, dass der Todesfahrer billigend in Kauf nahm, dass er anderen Schaden zufügt. Und — die Amokfahrt hatte mit großer Sicherheit einen suizidalen Hintergrund. Polizeisprecher Willy Theveßen formuliert es vorsichtig: "Die Hinweise verdichten sich, dass ein normales Verkehrsgeschehen nicht die Ursache des Unfalls war." Der Fahrer sei stundenlang viel zu schnell durch die Stadt und die Region gerast, bis er um 12.45 Uhr auf der Monschauer Straße drei Autos an der roten Ampel über die Linksabbiegespur überholte und die 46-jährige, alleinerziehende Mutter dreier Kinder überfuhr. "Hunderte Menschen haben an diesem Morgen Glück gehabt, die Holterin leider nicht", sagt Willy Theveßen. Der Unfallfahrer blieb nahezu unverletzt und wurde, weil er einen deutlich verwirrten Eindruck machte, unmittelbar nach dem Geschehen ins Landeskrankenhaus gebracht. Dort wird er in der geschlossenen Abteilung weiterhin begutachtet.

Die Betroffenheit ist immens. Besonders in Holt, wo die Getötete wohnte, nehmen die Menschen großen Anteil. Einige hatten die Idee, ein Spendenkonto für die beiden hinterbliebenen Töchter und den Sohn einzurichten. "Das ist nicht so einfach", sagt der Holter Bestattungsunternehmer Heinrich Flesser. "Das Konto muss zweckgebunden sein, das Geld ausschließlich den Kindern zugutekommen."

Im Pfarrbüro laufen seit dem Unfall die Telefone heiß. Es wird laufend nachgefragt, wie man die Kinder in dieser schlimmen Lage unterstützen kann. Es gibt jetzt ein privat eingerichtetes Konto, "Diese Nummer geben wir weiter, wenn bei uns nachgefragt wird", sagt Ute Windeck vom Pfarrbüro St. Michael. Die Welle der Hilfsbereitschaft sei überwältigend.

Geschockt und traurig

Die getötete 46-Jährige hat seit 2006 als Hauswirtschaftskraft in einer Behinderteneinrichtung der evangelischen Stiftung Hephata gearbeitet. "Die Kollegen sind geschockt und traurig", sagt Sprecherin Sonja Zeigerer. Die getötete Frau wird als fleißig, liebevoll und lebensfroh beschrieben. "Und in allem, was sie tat, dachte sie immer an ihre Kinder", sagt Dieter Kalesse von der Stiftung. Diese hat einen Nachruf veröffentlicht. Darin heißt es: "Ein unfassbares Unglück hat sie aus dem Leben und aus der Mitte ihrer Familie gerissen. Wir können nicht verstehen, was geschehen ist."

(RP/ac/jco/top)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort