Öffentlicher Dienst in NRW Der Streik geht kommende Woche weiter

Düsseldorf · Mit den massivsten Warnstreiks seit Jahren hat Verdi am Dienstag Druck in den Verhandlungen für den öffentlichen Dienst gemacht. Busse und Bahnen blieben fast überall in den Depots. Am nächsten Donnerstag soll wieder gestreikt werden.

So läuft der Verdi-Warnstreik in NRW 2018
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So läuft der Warnstreik in NRW

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Foto: dpa, gfh

Michael Laufs hat gewartet — darauf, dass sein Bus doch noch kommt, aber das Hoffen war vergebens. Seine Linie fiel ersatzlos aus. "Ich musste fünf Kilometer laufen, weil von St. Hubert aus keine Busse fuhren", sagte der 28-Jährige, der eine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann macht. Erst gegen 9.30 Uhr sei er gestern Morgen in der Kaufmannsschule Krefeld angekommen — Unterrichtsbeginn war um 8 Uhr. Doch er war nicht der einzige, der mit Verspätung bei der Arbeit eintraf. "Für mich und andere Betroffene ist der Streik ärgerlich, aber ich kann die Argumentation der Streikenden nachvollziehen."

Der 24-stündige Warnstreik fiel gestern in vielen Städten heftiger aus, als zunächst erwartet. Mehr als 50.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft Verdi, die zu dem Streik aufgerufen hatte, in Nordrhein-Westfalen. In Köln, Düsseldorf und vielen Ruhrgebietsstädten kam der öffentliche Personennahverkehr fast vollständig zum Erliegen. Busse und Bahnen blieben in den Depots. In Krefeld streikten alle 155 Straßenbahnfahrer. Auch Notfahrpläne konnten in vielen Städten nicht vollständig erfüllt werden, berichtete die Niag für Moers und Duisburg. Bestreikt wurden auch andere Einrichtungen wie die Müllabfuhr, Kindertagesstätten, Jobcenter, Musikschulen, Kliniken und Stadtverwaltungen. Der Warn-streik war laut Verdi einer der massivsten der vergangenen Jahre.

Kurz vor der zweiten Verhandlungsrunde im öffentlichen Dienst morgen und übermorgen in Potsdam sind Details über die weiteren Streikpläne der Gewerkschaft für NRW bekannt geworden. Wie unsere Zeitung aus Gewerkschaftskreisen erfuhr, will Verdi die Beschäftigten von Bund und Kommunen mindestens an einem Tag in der kommenden Woche erneut zur Arbeitsniederlegung aufrufen. Geplant sei eine Warnstreikaktion für Donnerstag, 27. März, hieß es aus Verdi-Kreisen. Die Warnstreiks würden stattfinden, sollten die Arbeitgeber in der zweiten Runde kein Gegenangebot vorlegen.

Während sich in einigen Städten die Lage am Nachmittag entspannte, streikten etwa in Leverkusen die Busfahrer der Wupsi (Kraftverkehr Wupper-Sieg AG) den gesamten Tag. Sämtliche 140 Busse der Wupsi blieben seit vier Uhr früh in den Garagen und wurden teilweise auf dem Betriebshof quergestellt. Nur etwa ein Viertel des regulären Fahrplanbetriebs konnte aufrechterhalten werden — mit der Hilfe von Subunternehmen, die unter der Flagge der Wupsi unterwegs waren.

In Duisburg legten Angestellte der Stadtwerke ihre Arbeit nieder. Die Stadtverwaltung wurde zeitweise bestreikt. In Recklinghausen trafen sich 1300 Sparkassenangestellte aus 14 Städten zu einer Protestversammlung. In Solingen versammelten sich am Morgen vor dem Rathaus rund 450 Personen mit Trillerpfeifen. Vor den Schulen kam es zu Staus, weil Eltern ihre Kinder mit dem Auto brachten.

In Düsseldorf fielen die Straßen- und U-Bahnen komplett aus, Busse verkehrten nur auf einigen Linien mit Aushilfsfahrern. Für die Pendlerstadt Düsseldorf, in die täglich mehr als 300 000 Berufstätige von auswärts strömen, hatte dies große Auswirkungen: Auf den Straßen herrschte im Berufsverkehr spürbar mehr Autoverkehr. Wer mit der Deutschen Bahn angereist war, musste ab Hauptbahnhof auf Taxis oder Busse umsteigen. Am Taxistand bildeten sich lange Schlangen mit Wartezeiten von bis zu 20 Minuten. Wer es nicht zu weit hatte, machte sich deshalb zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt.

An Straßenbahn-Stationen ohne elektronische Anzeigetafel warteten immer wieder Fahrgäste vergeblich auf eine Bahn. Auch das Abfall-Tochterunternehmen Awista streikte komplett, zudem blieben viele städtische Kitas geschlossen oder boten nur einen Notdienst. Offenbar konnten die meisten Eltern aber eine Betreuung organisieren: Die Not-Hotline verzeichnete nur elf Anrufe. Besonders auf den Autobahnen Richtung Köln staute sich in den Morgenstunden der Verkehr. Kaum gestreikt wurde hingegen im Bergischen Land — in Hückeswagen, Radevormwald, Wermelskirchen —, in Neuss sowie im Kreis Kleve und in Dinslaken, Voerde und Wesel.

(ila/tojo/arl/maxi/leb/gt)
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