Solingen Der rote "Müngstener" auf der Brücke ist Geschichte

Solingen · Pendler ertragen mit Gelassenheit den Schienenersatzverkehr, den die Bahn jetzt offiziell bis zum 14. Dezember verlängerte.

 Die Regionalbahn 47 steht für ein Kapitel Bahngeschichte.

Die Regionalbahn 47 steht für ein Kapitel Bahngeschichte.

Foto: Mak (Archiv)

Es war ein Tag wie seit Monaten am Bahnhof Mitte: Schnellen Schrittes eilten die Pendler zwischen Bus und Bahn. Mit bemerkenswerter Gelassenheit ertrugen sie auch gestern die Unannehmlichkeit des Schienenersatzverkehrs wegen der Sperrung des Müngstener Brücke. Statt in der Regionalbahn 47 bequem weiterzufahren, nun also der Wechsel des Fahrzeugs — das kostet die 5000 Reisenden Zeit, die die Strecke zwischen Solingen und Remscheid täglich zurücklegen.

"Eigentlich regt sich schon keiner mehr auf", heißt es im Bus mit Blick auf das Stimmungsbild. Wenn sich Fahrgäste allerdings doch einmal beklagen, dann passiert dies mitunter beim Umsteigen am Remscheider Haupthof. Hier sind die Zeiten der Anschlussverbindungen ziemlich knapp gerechnet.

Wegen Schäden an den Kopfplatten aus Stahl in der Mitte der Brückenkonstruktion, die bei den laufenden Sanierungsarbeiten sichtbar geworden sind, verzögert sich die Wiedereröffnung des Stahlkolosses auf unbestimmte Zeit. Darauf hatte Bahn unlängst bereits hingewiesen. Doch jetzt hat sie auch offiziell per Fahrplanänderung die Dauer des Schienenersatzverkehrs nach hinten korrigiert. Statt bis zum Ende der Herbstferien am 3. November wird der "Müngstener" zwischen Solingen-Mitte und Remscheid-Hauptbahnhof bis Samstag, 14. Dezember, durch Busse ersetzt — und damit bis zum Fahrplanwechsel.

Am 15. Dezember übernimmt Abellio die Regionalstrecke und hat bereits angekündigt, das Grundprinzip des Schienenersatzverkehrs der Bahn fortzusetzen. Damit ist aber auch klar, dass die roten Züge des "Müngsteners" der Bahn nicht mehr über die 107 Meter hohe Brücke fahren werden. Ein Kapitel Bahngeschichte endet. Abellio will sogenannte Silberpfeile einsetzen, sagt Sprecher Peter Werz.

"Was können wir ausrichten? Es dauert eben länger, bis es überhaupt wieder über die Brücke geht", zeigt ein Pendler am Bahnhof-Mitte Verständnis, während der "Müngstner" unten am Bahnsteig stoppt. Andere reagieren mit Humor. Jedenfalls kursieren im Schienenersatzbus, der eine Etage höher auf der Straßenebene an der Haltestelle steht, schon Wetten, dass die Sperrung sogar noch zwei Jahre dauern könnte.

Und dann war es gestern doch kein Tag wie andere am Bahnhof-Mitte. Zwei Männer steckten im Aufzug fest. Kurios: Es waren zwei Bahnarbeiter. Sie benachrichtigen die Kollegen, um die Störung rasch zu beheben.

(RP)
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