Nordrhein-Westfalen Der Priestermangel bedroht die Gemeinden in NRW

Düsseldorf · Landesweit fallen Messen aus, werden Gemeinden zusammengelegt, weil es immer weniger Priester gibt. Das ergab eine RP-Umfrage unter den Bistümern in NRW. Allein im Ruhrbistum gibt es ein Drittel weniger Geistliche als vor 15 Jahren.

 Weil Priester Burkhard Hoffmann verhindert war und sich kein Ersatz für ihn finden ließ, musste zum ersten Mal seit 60 Jahren die Sonntagsmesse in St. Gereon in Monheim ausfallen.

Weil Priester Burkhard Hoffmann verhindert war und sich kein Ersatz für ihn finden ließ, musste zum ersten Mal seit 60 Jahren die Sonntagsmesse in St. Gereon in Monheim ausfallen.

Foto: Ralph matzerath

Die Heilige Messe in St. Gereon muss am 21. Mai ausfallen. Das teilte die Katholische Kirche Monheim am Rhein auf ihrer Internetseite mit. Trotz intensiver Suche sei kein Priester gefunden worden, der Pfarrer Burkhard Hoffmann hätte vertreten können, der mit 30 Pilgern ins Heilige Land gereist ist.

Nach 60 Jahren fiel damit zum ersten Mal in St. Gereon die Sonntagsmesse aus. Und die Gemeinde kündigte bereits an, dass es bei dem einen Mal wohl nicht bleiben werde. Priestermangel ist nicht nur in Monheim, sondern mittlerweile landesweit zu einem großen Problem für die Katholische Kirche geworden. Das ergab eine Umfrage unserer Redaktion unter den Bistümern und Erzbistümern in Nordrhein-Westfalen. Der Mangel an Geistlichen führt unter anderem zu Ausfällen von Messen und Gottesdiensten und Gemeindezusammenlegungen.

"Die Ehelosigkeit ist eine besondere Herausforderung"

Darüber hinaus müssen immer mehr Beerdigungen ohne Priester auskommen. Hauptgrund ist, dass immer weniger junge Männer das Amt bekleiden wollen. So wie allgemein in der Gesellschaft die Bedeutung des christlichen Glaubens rückläufig sei, so sei das auch im Hinblick auf den Priesternachwuchs, sagt Ägidius Engel, Sprecher des Erzbistums Paderborn. "Selbstverständlich ist die Ehelosigkeit des Katholischen Priesters auch eine besondere Herausforderung und bedarf einer eigenen Berufung zum priesterlichen Dienst", so Engel.

Der Priestermangel ist zum Teil dramatisch. Im Bistum Aachen gibt es derzeit nur noch 250 Priester - und damit 100 weniger als noch vor zehn Jahren. Auch wegen dieser Entwicklung gibt es dort seit 2011 eine Strukturreform. "Ursprünglich 531 Pfarreien wurden zu aktuell 329 Pfarreien in 71 Gemeinschaften der Gemeinden zusammengelegt; ein Grund war der Priestermangel, aber auch weniger Mitglieder", erklärt Stefan Wieland vom Bischöflichen Generalvikariat Aachen.

Im Ruhrbistum Essen verzeichnete man in den vergangenen 15 Jahren einen Rückgang an Priestern um etwa ein Drittel. "Bis ins Jahr 2030 ist nach derzeitigem Stand noch einmal mit einer Halbierung der Zahl der Priester im aktiven Dienst zu rechnen", sagt Ulrich Lota, Sprecher des Bistums Essen. Derzeit gebe es dort knapp 500 Priester, aber nur etwa die Hälfte befinde sich noch im aktiven Dienst.

Zudem seien in die Zahl etwa 90 Priester eingeschlossen, die anderen Diözesen angehörten. Ähnlich sieht es im Erzbistum Paderborn aus. Durch Tod und Eintritt in den Ruhestand sinkt die Zahl der Priester im aktiven Dienst dort jährlich um 30 bis 40 Geistliche. In den vergangenen zehn Jahren sank die Zahl der Geistlichen von 1179 auf 947. Einen vergleichsweise leichten Rückgang meldet dagegen das Bistum Münster - dort sank die Zahl von 977 im Jahr 2005 auf 924 (Stand 31. Dezember 2015, neuere Zahlen lagen noch nicht vor).

Der "Einsatzplan 2024" soll Probleme abfedern

Im Erzbistum Paderborn werden wegen des Priestermangels bereits Gottesdienstzeiten verlegt und die Gläubigen dazu aufgerufen, in einer Nachbargemeinde die Eucharistie zu feiern. "Die Zahl der Eucharistiefeiern innerhalb einer Gemeinde muss leider reduziert werden", sagt Paderborns Erzbistumssprecher Engel. Um dem Personalproblem künftig gerecht zu werden, hat man dort den "Einsatzplan 2024" aufgelegt. "Dadurch können die Gemeinden schon jetzt erfahren, welches pastorale Personal ihnen zukünftig zur Verfügung steht", betont Engel.

Die Priesterausbildung findet begleitend zu einem Magisterstudium der Katholischen Theologie statt. Voraussetzung ist die Hochschulreife und der Erwerb eines Studienabschlusses in Katholischer Theologie. "Vor und während der Priesterausbildung wird zudem großer Wert auf die spirituelle und menschliche Reife der Kandidaten gelegt", betont Lota. Die Priesterausbildung umfasst zudem eine einjährige Vorbereitungszeit, das sogenannte Propädeutikum.

Im Bistum Osnabrück wird in diesem Jahr zum ersten Mal seit mindestens 100 Jahren keine Priesterweihe stattfinden. Ulrich Beckwermert, Regens des Priesterseminares im Bistum Osnabrück, sagte dem "Domradio", dass man eine Berufung zum Priester nicht erzwingen könne. Man müsse die Situation so nehmen, wie sie sei, und man müsse auch die Zeichen der Zeit erkennen, so der Regens. "Ich denke, wenn wir nicht nur Trübsal blasen und sagen: ,Es geht alles zurück, es kommen immer weniger Leute', sondern auch das Positive in dieser Zeit entdecken, dann werden wir erleben, dass Leute wieder Freude an der Kirche haben."

(csh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort