Nach tödlichem Stürz an den Kasematten Der neue Zaun am Rheinufer - eine Chronik

Düsseldorf · Fast ein Jahr ist es her, dass ein 66-jähriger Krefelder am Rosenmontag von der Kaimauer am Rheinufer stürzte und sich tödliche Kopfverletzungen zuzog. Nach dem Unfall entbrannte schnell eine Diskussion über weitere Sicherheitsmaßnahmen. Die Stadt beschloss einen neuen Zaun zu bauen. Ab Altweiber, 16. Februar, ruhen die Arbeiten bis einschließlich Rosenmontag, 20. Februar. Wir haben die Ereignisse in einer Chronik zusammengefasst.

Neuer Zaun am Rheinufer: Bauarbeiten verzögern sich
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Neuer Zaun am Rheinufer: Bauarbeiten verzögern sich

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Rosenmontag, 7. März 2011

Ein 66-Jähriger Krefelder kommt nach einem Sturz von der fünf Meter hohen Kaimauer an Kasematten ums Leben. Zunächst wird vermutet, dass der Mann auf eine Absperrkette gestiegen war und abstürzte.

Mittwoch, 9. März 2011

Die Unfallursache ist nach Angaben der Polizei geklärt: Das Ermittlungsverfahren und Rekonstruktionen am Tatort ergeben, dass der Krefelder gegen ein Geländer der Kaimauer am Unteren Rheinwerft gelehnt- Dabei hatte sich ein im Geländer eingelassenes Tor geöffnet und er stürzte rückwärts in die Tiefe. Trotz einer Notoperation verstirbt der Mann.

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ordnet zur eindeutigen Klärung der Todesursache eine Obduktion an. Zusätzlich soll ein Sachverständiger ein Gutachten zum Unfallhergang erstellen. Solange diese Ermittlungen nicht abgeschlossen sind, äußert sich die Stadt nicht zu dem Vorfall. Sie ist für diesen Abschnitt an der Rheinuferpromenade verantwortlich.

Auf Grund des Unfalls werden schnell alle Zugänge zum Unteren Rheinwerft gesichert. Die zehn Tore entlang der Kaimauer, die über Treppen zum Rhein hinunter führen, werden mit dicken weißen Kabelbindern festgezurrt. In der Politik wird über zusätzliche Hilfsmaßnahmen nachgedacht. Seit Mitte der 1990er Jahre war das Untere Rheinwerft durch zwei dicke Drahtseile begrenzt.

Donnerstag, 10. März 2011

Die Stadt lässt die Tore zusätzlich mit Schlössern verriegeln. Die Tore dienen sonst beispielsweise anlegenden Schiffen als Zugang zum Ufer. Ein Stadtsprecher teilt mit, dass es in Kürze einen Besichtigungstermin mit städtischen Diensthabenden und der Bezirksregierung am Rheinufer geben werde.

Freitag, 11. März 2011

Die Obduktion ist abgeschlossen: Der 66-Jährige erlag den schweren Kopfverletzungen, die er sich bei dem Sturz zugezogen hatte. Passanten und Leute aus der Nachbarschaft und der Schifffahrt melden sich zu Wort. Sie kritisieren die bisherigen Sicherheitsvorkehrungen und fordern eine Verbesserung.

Dienstag, 15. März 2011

Der tödliche Unfall soll im Ordnungs- und Verkehrsausschuss diskutiert werden. Dabei soll es vor allem darum gehen, welche zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen an der Unteren Rheinwerft zwischen Oberkasseler Brücke und Yachthafen geplant sind und bereits vorgenommen wurden.

Mittwoch, 4. Mai 2011

Das Gutachten eines Bausachverständigen-Instituts liegt vor. Danach gab es bauliche Mängel. "An dem Tor selbst fehlte die zur Arretierung vorgesehene Sicherheitsspinte", erklärt Ralf Herrenbrück von der Staatsanwaltschaft Düsseldorf auf RP-Anfrage.

Zudem gab es keine Umwehrung — der Fachbegriff aus der Bausprache bezeichnet eine Art Schutzvorrichtung, beispielsweise Fangzäune, die an der Kaimauer verhindern, dass im Falle eines Sturzes der Verunglückte in die Tiefe fällt. Unklar ist immer noch, wer letztendlich für den Unfall verantwortlich zeichnet. Polizei und Staatsanwaltschaft nehmen weitere Gespräche auf.

Mittwoch, 10. August 2011

Die Stadt errichtet einen Stabgitterzaun, der vorübergehend für mehr Sicherheit sorgen soll. Der Zaun ist 1,20 Meter hoch und reicht mit rund 750 Metern von der Pegeluhr bis zur Oberkasseler Brücke. Er kostet rund 40 000 Euro. Durch Punktschweißungen soll das Gitter an den Pfosten des jetzigen Seilgeländers befestigt werden.

Bis eine "richtige Vorrichtung" installiert ist, schätzt Verkehrsdezernent Stephan Keller den Zeitraum auf "sechs bis zwölf Monate". Der Zaun wird von der Altstadtgemeinschaft als "schrecklich" kritisiert. Auch Altstadtbesucher und Nachbarn bezeichnen den provisorischen Zaun als unattraktiv.

Montag, 15. August 2011

Weil die Proteste — auch aus der Politik — gegen den provisorischen Zaun nicht nachlassen, erklärt Verkehrsdezernent Stephan Keller, dass das Projekt "Neuer Zaun Rheinuferpromenade" unmittelbar nach den Sommerferien in Angriff genommen werden soll. Vorbild soll der Zaun am Kölner Rheinauhafen sein.

Dienstag, 6. September 2011

Das neue Geländer an der Rheinuferpromenade ist Thema im Ordnungs- und Verkehrausschuss.

Mittwoch, 7. September 2011

Für 1,6 Millionen Euro will die Stadt den neuen Zaun am Rheinufer bauen. Gemeinsames Ziel von Verwaltung und Politik ist es, dass der Zaun nach Kölner Vorbild bis zum Frühsommer 2012 steht. Damit der Zeitplan eingehalten werden kann, soll der Stadtrat die Verwaltung in einer Sitzung Ende September per Dringlichkeitsbeschluss mit weiteren Schritten beauftragen. Für Planung und Vergabeverfahren werden einige Monate notwendig sein. Der Umbau des Seilgeländers selbst soll vier Monate dauern.

Montag, 17. Oktober 2011

Im Rathauswird eine relingartige Stahlseil-Konstruktion mit einer festen Stange als Abschluss am oberen Rand für den neuen Zaun favorisiert. Sie soll den Stil der bisherigen Abgrenzung aufnehmen und möglichst viel Sicht auf den Rhein offen lassen. Verkehrsdezernent Stephan Keller sagt, dass man bis zur Terrassensaison fertig sein will. Der Bau soll Anfang 2012 beginnen und einige Wochen dauern. Die Teile für den neuen Zaun müssen eigens angefertigt werden. Die obere Abdeckung des Gitters soll abgeschrägt werden, so dass es nicht zum Verweilen einlädt.

Dienstag, 20. Dezember 2011

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen drei Mitarbeiter des städtischen Verkehrsamts. Sie werden verdächtigt, für die Mängel an dem Tor, durch das der Krefelder stürzte, verantwortlich zu sein.

Außerdem steht der Zeitplan fest: Nach dem Dringlichkeitsbeschluss und der Bestätigung durch den Stadtrat läuft das Vergabeverfahren. Im Januar will die Stadt den Auftrag für den Zaun erteilen. Im Februar sollen die Bauarbeiten beginnen. Am 31. März soll der Zaun vor den Kasematten und im Mai der Gesamtzaun fertig sein.

Samstag, 21. Januar 2012

Details zu den ersten Vorarbeiten für den Zaun, die in der folgenden Woche beginnen sollen, werden bekannt. Auf den 400 Metern vor der Treppe am Burgplatz und der Gastronomie an den Kasematten werden Bauzäune aufgestellt. Dahinter wird das alte Geländer Stück für Stück abgebrochen. Die Montage soll am 6. Februar beginnen.

Nachdem der erste Abschnitt fertig ist, werden die Arbeiten in Richtung Norden und Süden fortgesetzt. Diese Abschnitte sind jeweils 200 Meter lang. Das Geländer besteht aus zehn Edelstahlseilen mit einem Abstand von zehn Zentimetern. Ein Handlauf aus Edelstahl mit einem Rohrdurchmesser von etwa sechs Zentimetern bildet den oberen Abschluss. Er dient als Übersteigschutz und ist nach innen zum Unteren Rheinwerft hin gebogen.

Im Bereich der Tore kann der Handlauf zum Öffnen herunter geklappt werden. Die neuen Pfosten bekommen einen Korrosionsschutz mit Deckanstrich und werden laut Stadt etwa 50 Zentimeter tief im Boden verankert. Auch das Geländer nördlich der Oberkasseler Brücke wird durch das neue 1,20 Meter hohe Seilgeländer ersetzt. Das vorhandene Geländer im Bereich der Rhein-Kniebrücke erhält einen Handlauf als Aufsatz und wird dadurch auch auf die Höhe von 1,20 Meter gebracht.

Außerdem werden im Bereich der Altstadt die Tore erneuert. Sie erhalten eine doppelte Schließung mittels Zylinderschloss sowie Dreikanthalbzylinder. Auf diese Weise soll unbeabsichtigtes und unbefugtes Öffnen verhindert werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 1,34 Millionen Euro.

Montag, 23. Januar 2012

Die Arbeiten für den neuen Zaun haben begonnen. Sie werden unter einer speziellen Schraub- und Streckkonstruktion durchgeführt: Diese kann im Fall eines drohenden Hochwassers innerhalb von zehn Stunden abmontiert werden.

Montag, 6. Februar 2012

Die Arbeiten am Zaun geraten wegen der eisigen Temperaturen ins Stocken. Das Kühlwasser einer Bohrmaschine ist eingefroren. Die Bauarbeiter konnten deshalb keine Löcher in den Boden fräsen, in denen der Zaun gut 50 Zentimeter tief verankert werden soll. Die Stadt sucht eine schnelle Lösung und will nicht warten, bis es wieder wärmer wird.

Freitag, 10. Februar 2012

Das Problem mit der Kälte scheint behoben: Mit einer Art Tauchsieder haben die Techniker das Problem nach Angaben des Verkehrsamts gelöst. Inzwischen sind die Löcher gebohrt. Da die Arbeiter dabei allerdings auf Kies stießen, muss nächste Woche zunächst ein großer Saugwagen den Kies beseitigen. Über Karneval ruhen die Arbeiten an dem Zaun. Danach werden die Pfosten gesetzt und — wenn die Temperaturen bis dahin stimmen — auch festbetoniert.

Montag, 1. April 2012

Das erste 400 Meter lange Teilstück des Zauns wird von Verkehrsdezernent Stephan Keller vorgestellt. Mit der Fertigstellung hat die Stadt das Ziel, das Geländer in den Kasematten bis zu Beginn der Terrassensaison zu montieren, erreicht. Die fehlenden Tore sollen nachträglich eingebaut werden. Zudem werden in den folgenden Tagen noch kleinere Restarbeiten, wie die Reinigung des Zauns oder das Nachspannen der Seile, durchgeführt. Der erste Abschnitt des Zauns ist vor der Treppe am Burgplatz und vor der Gastronomie der Kasematten zu finden. Nachdem der erste Bauabschnitt fertiggestellt ist, sollen die Arbeiten nun in Richtung Süden und Norden fortgeführt werden.

(ahem)
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