Kleve/Goch Der historische Sieg der SPD

Kleve/Goch · Landtagswahl 2012, der Tag danach: Der CDU-Kreisvorstand analysierte Montagabend die herbe Niederlage bei den Zweitstimmen im nördlichen Wahlkreis 54/ Kleve II. SPD-Chefin Hendricks fordert "neue Verhaltensweise".

 Daumen hoch: Der SPD-Nordkandidat Bodo Wißen (l.) und sein Kollege aus dem Süden Norbert Killewald.

Daumen hoch: Der SPD-Nordkandidat Bodo Wißen (l.) und sein Kollege aus dem Süden Norbert Killewald.

Foto: Gottfried Evers

Der Tag danach, immer noch teils ungläubiges, teils fassungsloses Kopfschütteln bei den Vertretern der beiden großen Volksparteien CDU und SPD, die bei der Landtagswahl 2012 einen historischen Moment in der politischen Geschichte des Kreises Kleve miterleben durften: Die SPD hat zum ersten Mal im nördlichen Wahlkreis 54/Kleve II bei den Zweitstimmen die siegesgewohnte CDU hinter sich gelassen: Gerade mal 32,5 Prozent der Voten in den Kommunen Kleve, Emmerich am Rhein, Goch, Bedburg-Hau, Kranenburg und Rees holten die Christdemokraten, 34,4 Prozent schaffte die SPD — eine Sensation im einstigen "schwarzen Bollwerk". Trösten konnte die CDU alleine die Tatsache, dass Kandidat Günther Bergmann das Direktmandat für den Einzug ins Düsseldorfer Landesparlament mit 39,2 Prozent der Stimmen gegen Herausforderer Bodo Wißen (SPD) mit 36,6 Prozent gewonnen hat.

SPD-Kreisparteichefin und Bundesschatzmeisterin Dr. Barbara Hendricks aus Kleve gab gestern unumwunden zu: "Das konnte man so nicht erwarten. Die CDU hat eine historische Niederlage erlitten. Wir haben eigentlich gar kein überragendes Resultat geholt, denn in dieser Größenordnung haben wir uns auch in den 80er- und 90er-Jahren bewegt. So gesehen haben wir nur nach einem Jahrzehnt Unterbrechung wieder an die früheren guten Ergebnisse angeknüpft. Wir sind jedenfalls auf einem guten Weg!" Ob dieser historische, weil allererste Sieg der SPD ein Signal für die beiden nächsten Urnengänge (2013 Bundestagswahl, 2014 Kommunalwahl) sein könnte, mochte die SPD-Chefin nicht vorhersagen: "Wir müssen im Kreis Kleve immer kämpfen, aber meiner Ansicht nach sollte das Ergebnis ein Signal an die Adresse der CDU sein, nicht immer so selbstherrlich zu agieren wie sie das in vielen Kommunen tut, sondern eine neue Verhaltensweise an den Tag zu legen."

Der neue Landtagsabgeordnete, CDU-Kreisparteichef Dr. Günther Bergmann, traf sich gestern Abend in Weeze mit seinem Vorstand zu einer ersten Wahl-Analyse, "knallhart aufgeteilt für alle Kommunen". Denn die Differenz zwischen seinem Erststimmen-Ergebnis und dem immer schlechteren Zweitstimmen-Resultat für die Landesliste (sprich: Partei, sprich: Spitzenmann Norbert Röttgen) war von Kommune zu Kommune unterschiedlich hoch, auch im Süden beim Sieg von Margret Voßeler im Wahlkreis 53/Kleve I. Auf dem Weg zum ersten Treffen der Niederrhein-Abgeordneten der CDU in Düsseldorf gab Bergmann, der übrigens heute seine erste Fraktionssitzung im Landtag vor sich hat, zu: "Wir als CDU haben im Norden eine herbe Niederlage einstecken müssen, die richtig weh tut. Ich habe schon in den vorherigen 14 Tagen eine spürbar schlechtere Stimmung in der Partei und bei den Wählern festgestellt. Norbert Röttgen wurde abgelehnt." Für Bergmann ist eine Lehre aus dem unverhofften Desaster klar: "Wir dürfen nicht selbstgefällig sein, sondern müssen auch im Kreis Kleve um jede Stimme kämpfen." Und noch eins hat er gelernt: "Ratio alleine reicht nicht aus, es gehören auch Emotionen dazu."

(RP/url/jco)
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