Störche kehren zurück Der Frühling kommt nach NRW

Essen · Die Sonne scheint, die Krokusse stehen in voller Blüte – und die Störche kehren aus ihren Winterquartieren zurück. Gute Nachrichten in einer Welt voller schlechter.

 Die Störche kehren aus ihren Winterquartieren zurück nach Nordrhein-Westfalen.

Die Störche kehren aus ihren Winterquartieren zurück nach Nordrhein-Westfalen.

Foto: dpa/Boris Roessler

Der Zitronenfalter flattert vorbei, als sie gerade zur Arbeit fährt. Für Mona Kuhnigk vom Naturschutzbund Niederrhein (Nabu) ist das ein Zeichen: Der Frühling beginnt bald. „Zitronenfalter überwintern nicht als Puppe, sondern als ganzes Insekt“, sagt sie. „Durch ihre Blutbahn fließt ein körpereigenes Frostschutzmittel.“ Sobald es wärmer wird, sind sie die ersten Schmetterlinge, die aus der Winterstarre erwachen. Ein Vorbote des Frühlings sozusagen.

Meteorologisch hat der schon am 1. März begonnen, kalendarisch dauert es von da an noch 20 Tage. Doch schon jetzt können die Menschen in Nordrhein-Westfalen sich auf sonnige Spaziergänge einstellen. „Das Wetter wird ganz gut, weil es einen Hochdruckeinfluss gibt“, sagt Meteorologin Ulrike Zenkner vom Deutschen Wetterdienst (DWD). In den kommenden Tagen soll es gering bewölkt sein, Regen ist nicht in Sicht und der Wind weht schwach aus östlicher Richtung. Die Sonne hat ihren großen Auftritt. Nur die Temperaturen spielen noch nicht ganz mit. „Es wird zwar kühl, aber mild für diese Jahreszeit“, sagt Zenkner. Sechs bis elf Grad sollen es am Freitag in NRW werden, am Samstag sieben bis zehn und am Sonntag fünf bis acht. Im höheren Bergland wie dem Sauerland misst das Thermometer zwei bis drei Grad weniger. Und in den kommenden Nächten soll es in ganz NRW Minusgrade und Frost geben.

Das hält die Störche nicht davon ab, aus ihren Winterquartieren zurück nach Deutschland zu kehren. „Die ersten sind schon eingetrudelt“, sagt Hans Glader, Vorsitzender der Stiftung Störche NRW. Sie kommen aus Spanien und Portugal, nur noch wenige fliegen für den Winter nach Afrika. Das liegt daran, dass es in Südeuropa große Mülldeponien gibt, wo sie gut überwintern können. Nach Afrika zu fliegen, ist dagegen riskant. „Vor allem über der Straße von Gibraltar ist die Thermik schlecht“, sagt Glader. Die Tiere sind Segelflieger und deshalb darauf angewiesen. Dauerhaft mit den Flügen zu schlagen, bedeutet für sie einen großen Kraftakt. Und es gibt noch einen Grund: Viele Einzugsgebiete in der Sahel-Zone fallen laut Kuhnigk für die Vögel weg, weil sie zu trocken sind. Dort könnten sie inzwischen nicht mehr überleben. Die Ursache sei der Klimawandel.

Der sorge auch dafür, dass es inzwischen einige Störche gibt, die in Deutschland bleiben. „Die Winter sind in den vergangenen Jahren immer milder geworden,“ sagt Kuhnigk. Und solange keine Schneedecke im Weg ist, entdecken sie auch von November bis Februar Regenwürmer und Mäuse.

Überhaupt hat sich die Anzahl der Störche in den vergangenen 30 Jahren deutlich erhöht: 609 Storchenpaare nisteten 2021 in NRW, vor allem im Kreis Minden-Lübbecke und am Niederrhein. 1991 waren es NRW-weit drei. Auch das liege laut Kuhnigk am Klimawandel. Das Wetter sei insgesamt milder geworden.

Die Naturschutzreferentin hat beobachtet, dass die Krokusse und Weiden in diesem Jahr etwas früher blühen als sonst. Auch Haselpollen fliegen schon durch die Luft. „Es sind die typischen Frühblüher“, sagt Kuhnigk. „Allergiker dürften jetzt häufiger niesen.“ Doch sie werden mit blühenden Azaleen und Zierkischen belohnt. Die Natur wird bunter, wenn es die Welt schon nicht wird.

Kuhnigk lauscht morgens und am abends am liebsten der Singdrossel. „Das macht mir richtig gute Laune“ sagt sie. Die Naturschutzreferentin hat sich auf Vögel spezialisiert und freut sich über jeden, der ein Frühlingslied trällert. Sie hofft, dass es ein heiterer März wird. Trotz allem.

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