Wesel Das RWE baut ab, aber nicht in Wesel

Wesel · Schlechte Zahlen bei Kraftwerken und Ökostrom bringen den Energieriesen ins Wanken. Tausende sollen gehen. Rund 500 Mitarbeiter am Standort Wesel sind nicht betroffen, wird beteuert. Grund: das Netzgeschäft steht hier im Zentrum.

 Keine Auflösungserscheinung am RWE-Standort Wesel: Die Reparaturen an der mit schwarzen Keramikplatten verkleideten Fassade des RWE-Gebäudes könnten in der Krise symbolisch sein. Doch Wesel wackelt nicht.

Keine Auflösungserscheinung am RWE-Standort Wesel: Die Reparaturen an der mit schwarzen Keramikplatten verkleideten Fassade des RWE-Gebäudes könnten in der Krise symbolisch sein. Doch Wesel wackelt nicht.

Foto: Ekkehart Malz

Eine Stelle beim RWE hatte Ewigkeitscharakter. So war das über Jahrzehnte. Auch in Wesel war der Energieriese ein sicherer, verlässlicher Arbeitgeber. Und ein wirtschaftlicher Motor für die gesamte Region. Nun steckt der Konzern in der Krise. Als Verlustbringer gelten die Sparten Kraftwerke und Ökostrom. Von konzernweit 70 000 Stellen soll die Belegschaft in den nächsten Jahren auf 50 000 zurückgefahren werden (RP berichtete). Das lässt Fragen nach der Zukunft des Standorts Wesel aufkommen, der in der jüngsten Vergangenheit im Zusammenhang mit Vertragsverhandlungen (Stromkonzession etc.) von der Politik immer wieder besonders hervorgehoben und betont worden war. Immerhin ist das RWE hier nach eigenen Angaben weiterhin mit rund 500 Mitarbeitern präsent. Deren Stellen sollen nicht gefährdet sein, beteuert RWE.

"Alles, was jetzt in der Zeitung steht, hat keinerlei Auswirkungen auf den Standort Wesel", sagte gestern Sebastian Ackermann, Sprecher der RWE Deutschland AG, auf Anfrage der RP. "Es gibt keinen Stellenabbau und auch keine Abbaupläne, denn hier geht es um das Netz und unsere 100-prozentige Tochter Westnetz GmbH. Wesel ist unsere Heimat. Wir sind sehr stolz auf den Standort."

Von den 500 — so die offiziell genannte Zahl — in Wesel beschäftigten Mitarbeitern brauche sich niemand Sorgen zu machen, sagte Ackermann. Der Verteilnetzbetreiber Westnetz GmbH ist zuständig für Instandhaltung, Planung und Betrieb am Niederrhein (Kreis Wesel, Kreis Kleve und Isselburg im Kreis Borken). Zur Frage, ob es bereits Verlagerungen von Abteilungen an andere Orte gegeben habe, sagte der RWE-Sprecher, dass dies nicht der Fall gewesen sei. Wohl aber würden Querschnittsaufgaben gebündelt.

Während sich Kämmerer in Essen, Dortmund und anderen Städten Sorgen über sinkende Erträge machen, ist Wesels Kassenhüter Paul-Georg Fritz nicht direkt von der rasierten Dividende betroffen. Wesel hat keine RWE-Aktien. Indirekt aber, so Fritz auf RP-Anfrage, seien die Mindereinnahmen des Kreises Wesels schon ein Problem für die Kommunen. Denn der hält noch immer eine Million Aktien.

Da die Dividende auf einen Euro pro Aktie halbiert werden soll, muss im Nachtragshaushalt des Kreises korrigiert werden: eine Million statt zwei Millionen Euro Dividende (RP berichtete). Fritz geht davon aus, dass die Lücke über die Kreisumlage von den Kommunen finanziert werden müsse. Zu möglichen Auswirkungen klammer RWE-Kassen auf die städtischen Gewerbesteuereinnahmen mochte sich Kämmerer Fritz unter Berufung aufs Steuergeheimnis nicht äußern.

(RP)
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