Verkehrspsychologen Das Profil der Fahrerflüchtigen

Düsseldorf · Verkehrspsychologen unterteilen die Verkehrssünder, die sich von einem Unfallort entfernen, in fünf Hauptgruppen. Immer häufiger begehen junge, gebildete Menschen solche Straftaten - meist dann, wenn sie teure Autos beschädigen.

 Bei einem Verkehrsunfall in Schwalmtal wurden vor zwei Jahren drei Menschen schwer verletzt.

Bei einem Verkehrsunfall in Schwalmtal wurden vor zwei Jahren drei Menschen schwer verletzt.

Foto: ANC-News

Karin Grundmann war nur kurz im Supermarkt, um Milch und Eier zu kaufen. Als die 34-jährige Moerserin anschließend wieder auf dem Parkplatz vor ihrem Auto stand, bekam sie kurz einen Schock. "Die Seitentür meines erst drei Wochen alten Audis war zerbeult und auf einer Länge von einem Meter zerkratzt", so Grundmann. Von dem Verursacher fehlte jede Spur. Sie alarmierte die Polizei und fragte andere Supermarktkunden, ob sie etwas beobachtet hätten. Doch niemand hatte etwas gesehen. Die Polizei nahm den Schaden auf. Der Fahrerflüchtige konnte bis heute nicht ermittelt werden.

Landesweit ereignen sich täglich Hunderte solcher Fälle im Straßenverkehr. Allein in NRW meldete die Polizei im vergangenen Jahr 119 750 Fahrerfluchten. Die Dunkelziffer, so schätzen Experten, liegt bei 500 000. Meistens werden die Täter nicht gefasst. Fachleute haben eine Reihe von Gründen ausgemacht, wieso Menschen sich vom Unfallort entfernen. "Es gibt verschiedene Täterprofile", sagt Verkehrspsychologe Michael Bogus vom TÜV Nord. Eingeteilt werden sie in fünf Hauptgruppen, erklärt er.

1. Der Berauschte In vielen Fällen sind bei Unfallfluchten Alkohol oder Drogen im Spiel. Oft sind Fahrerflüchtige so berauscht, dass sie nicht mitbekommen, einen anderen Wagen beschädigt zu haben, und fahren deshalb einfach weg.

2. Der leicht Alkoholisierte Dieser Typus hat zwar Alkohol getrunken, aber nicht so viel, dass er nicht bemerkt, was er angerichtet hat. Er entfernt sich vom Unfallort, weil er befürchtet, seinen Führerschein zu verlieren, wenn er die Polizei verständigt.

3. Der Betagte Wegen des demografischen Wandels sind immer häufiger ältere Verkehrsteilnehmer in Fahrerfluchten verwickelt. Sie entfernen sich vom Unfallort, aber nicht, weil sie eine Strafe fürchten. Sie bekommen oft einfach nicht mit, dass sie beim Ein- oder Ausparken einen anderen Wagen touchiert haben.

4. Der Gestresste Ein Phänomen unserer immer schnelllebigeren Gesellschaft. Dieser Typus steht unter beruflichem, manchmal auch privatem Druck, ist gehetzt und nervös und deshalb unachtsam beim Autofahren. Er sieht seinen Fehler in der Regel zwar ein, wenn er ein anderes Auto beschädigt hat, und ärgert sich. Aus Zeitgründen (Termindruck) verständigt er aber nicht die Polizei oder wartet, bis der Geschädigte zu seinem Auto zurückkommt.

5. Der Neider Ebenfalls ein noch junges, aber wachsendes Phänomen, das Verkehrspsychologen besonders in Großstädten ausgemacht haben. Dieser Typus sitzt immer häufiger bei den MPU-Untersuchungen, um seine Fahrtauglichkeit nachzuweisen. Dabei handelt es sich häufig um junge, gebildete Menschen, die aber mit ihrem Leben aus unterschiedlichen Gründen nicht zufrieden sind und den Grund dafür bei den Besserverdienenden sehen. Fährt oder schrammt dieser Typus mit seinem Wagen (meist ein gerade noch so über den TÜV gekommener Kleinwagen) in ein teures Auto, flüchtet er in der Regel vom Unfallort und sagt sich, dass der andere genug Geld habe, um den Schaden selbst zu begleichen.

(RP)
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