Heim des Altkanzlers So wohnten die Schmidts

Hamburg · Wände voller Gemälde, Regale prall gefüllt mit Büchern, Zigaretten immer griffbereit. Wie Altkanzler Helmut Schmidt und seine Frau Loki in ihrem Privathaus in Hamburg lebten, können Besucher bald bei Führungen erfahren.

 Die Wände des Eingangsbereichs und Treppenaufgangs im Wohnhaus von Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt und seiner Frau Loki sind mit Kunstwerken behängt.

Die Wände des Eingangsbereichs und Treppenaufgangs im Wohnhaus von Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt und seiner Frau Loki sind mit Kunstwerken behängt.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Pro Monat stehen nur 24 Plätze zur Verfügung. Das Interesse ist deutschlandweit groß: Binnen Minuten waren alle Plätze bis Ende Juni ausgebucht. Geführt werden die Besucher künftig von Kunsthistorikerin Ina Hildburg-Schneider. Sie macht auf viele spannende Kleinigkeiten aufmerksam, die Eigenarten verraten. „Es ist alles so gelassen worden, wie es war“, berichtet die 35-Jährige und zeigt bei einem Besuch im Haus auf die Fensterbank des Arbeitszimmers. Ein Rasierapparat, Rasierwasser und ein Spiegel stehen dort – damit sich Helmut Schmidt noch mal schnell frisch machen konnte, wenn Besuch kam. Auch Kerzen finden sich auf dem Holz-Schreibtisch, im Bücherregal steht eine alte Taschenlampe. „Es hätte ja einen Stromausfall geben können“, erklärt Hildburg-Schneider.

Ein Student hat 6000 Gegenstände aus dem Haus inventarisiert und eine Datenbank angelegt. Auffallend ist die Kunstsammlung der Schmidts, die Bilder hängen bis unter die Decke. Die Treppe vom Arbeitszimmer hinunter führt vorbei an einem Porträt des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg sowie Werken von Marc Chagall oder Otto Dix. Die Schmidts hatten sich als Kinder auf der Lichtwarkschule kennengelernt, einer Reformschule. „Das hat die beiden ein Leben lang geprägt, dort haben sie ihre Kunstsinnigkeit bekommen“, sagt Hildburg-Schneider.

 Auf der Couch im Wohnzimmer nahmen schon Staatsgäste Platz.

Auf der Couch im Wohnzimmer nahmen schon Staatsgäste Platz.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Schmidt war von 1974 und bis 1982 als Nachfolger von Willy Brandt der zweite sozialdemokratische Bundeskanzler Deutschlands. Seine 2010 gestorbene Ehefrau Loki unterstützte ihren Mann politisch und engagierte sich als Naturschützerin. Das Paar war fast 70 Jahre verheiratet. Immer griffbereit waren die Zigaretten – überall in der Wohnung verteilt finden sich Silberschatullen mit Glimmstängeln. Gemeinsames Hobby war das Schachspiel. Das Brett und die Figuren können Besucher nach wie vor sehen. Für eine Partie nahmen die Schmidts auf sogenannten Hochzeitsstühlen Platz, die Helmut Schmidt zum 65. Geburtstag geschenkt bekommen hatte.

 Das Mobiliar im Esszimmer ist schlicht gehalten.

Das Mobiliar im Esszimmer ist schlicht gehalten.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

„Bitte nicht berühren“ steht auf dem schwarzen Flügel, auf dem der Altkanzler gerne spielte. Daneben am Fenster liegt noch Lokis Gartenschere. Nach einer halben Stunde Führung können die Besucher von dieser Stelle aus noch einen Blick in das Wohnzimmer mit den roten Sofas und den zahlreichen Bücherregalen werfen – doch weiter geht es nicht für sie. Die Besuchergruppen sollen nach Angaben der Stiftung klein bleiben, um das Haus in seinem ursprünglichen Zustand erhalten zu können – aber auch, um bei den Führungen alle Gäste im Blick zu behalten. Die Besucher werden von einem Sicherheitsmitarbeiter begleitet. „Die Sorge, dass nicht alles an seinem Platz bleibt, ist groß“, sagt Sprecher Ulfert Kaphengst.

 Das Arbeitszimmer des Altkanzlers ist bis zur Decke mit Büchern vollgestopft. Auf dem Schreibtisch darf ein Aschenbecher nicht fehlen.

Das Arbeitszimmer des Altkanzlers ist bis zur Decke mit Büchern vollgestopft. Auf dem Schreibtisch darf ein Aschenbecher nicht fehlen.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Alle, die noch keine Tickets ergattern konnten, bekommen am 23. Mai eine neue Chance. Dann können über die Internetseite www.helmut-schmidt.de Führungen für das dritte Quartal gebucht werden. Ab dem 23. August werden die Termine für das vierte Quartal freigeschaltet. Die Stiftung wolle die Anzahl der Führungen in den kommenden Jahren steigern, sagt Kaphengst.

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