Fall Mirco Das Motiv bleibt im Dunkeln

Kempen · Das vom mutmaßlichen Mörder des zehnjährigen Mirco aus Grefrath genannte Motiv, aus beruflichem Stress gehandelt zu haben, haben Zeugen entkräftet. Die Zeugen seien glaubwürdig, sagt die Verteidigung.

2011: Die Soko Mirco - ein Jahr danach
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Der Rechtsbeistand der Eltern des zehnjährigen Mirco aus Grefrath, die im Prozess gegen den mutmaßliochen Mörder ihres Jungen als Nebenkläger auftreten, sieht die Glaubwürdigkeit des Angeklagten als "endgültig zerstört" an. Das sagte Rechtsanwalt Ekkehard Klug gestern nach dem siebten Verhandlungstag gegen Olaf H. aus Schwalmtal.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, am 3. September vergangenen Jahres den zehnjährigen Mirco in seine Gewalt gebracht, missbraucht und schließlich ermordet zu haben.

Der Anwalt äußerte sich nach den Aussagen zweier Vorgesetzter des Angeklagten. Olaf H. hatte gegenüber der Polizei in einer Vernehmung gesagt, er habe aus beruflichem Stress gehandelt, er sei von seinem Vorgesetzten zusammengefaltet worden. Am Montag hatte der Angeklagten dann ausgesagt, der Chef seines direkten Vorgesetzten habe ihn am Mittag des Tattages daheim angerufen und in persönlich beleidigt, weil er wegen einer Erkrankung seiner Tochter zu Hause geblieben sei und angeforderte Arbeitsberichte nicht abgeliefert habe.

Beide Zeugen wiesen diese Darstellung zurück. Der Chef, der den Anruf getätigt haben soll, sagte, er habe nicht angerufen, er sei mit seiner Familie in London im Urlaub gewesen. Bei seiner Aussage suchte er immer wieder den Blickkontakt zum Angeklagten. Der ehemalige direkte Vorgesetzte von Olaf H. sagte aus, dass sein Chef zwar in Gesprächen sehr deutlich formuliere, aber nicht beleidigend werde.

Der Anwalt der Nebenklage sagte, nach den Aussagen der beiden Zeugen bleibe die Frage offen, welche Motivation Olaf H. wirklich geleitet habe, die Tat zu begehen. Das von ihm geschilderte Motiv des beruflichen Stresses und dass ein Vorgesetzter ihn zusammengefaltet habe könne es nicht sein.

Gerd Meister, der Verteidiger des Angeklagten sagte, er habe nicht den Eindruck, dass der Vorgesetzte seines Mandanten, der ihn beleidigt haben soll, gelogen habe. Er habe ohnehin nie an das von Olaf H. in einer polizeilichen Vernehmung genannte Motiv des beruflichen Stresses geglaubt. Das allein könne eine solche Tat nicht erklären. Er habe den Eindruck, sagte Gerd Meister weiter, dass hinter der Tat mehr stecke, als der Angeklagte offenbare. Er habe daher für seinen Mandanten einen Psychoanalytiker hinzugezogen, der nun mit ihm Gespräche führen soll.

(RP/jul)
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