Hinter den Kulissen der Rheinkirmes 2011 Das Leben der Schausteller

Düsseldorf · Die Rheinkirmes ist im vollen Gang. Überall präsentieren sich Schausteller mit ihren Geschäften. Doch ihr Privatleben bleibt den Besuchern des Rummels verborgen. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen.

On Tour - So leben die Schausteller
9 Bilder

On Tour - So leben die Schausteller

9 Bilder

Direkt am Rhein und etwas abseits der Fahrgeschäfte stehen zahlreiche Wohnwagen — das Heim der Schausteller. Einer von ihnen ist Friedrich Trumpf. Gemeinsam mit seiner Frau Brigitte betreibt er seit ungefähr 50 Jahren das Imbissgeschäft "Wurstpavillon". Mit Ehefrau und Hund Paula ist er fast das ganze Jahr über unterwegs, von einem Ausstellungplatz zum nächsten. Ihren 110 Quadratmeter großen Wohnwagen haben sich die beiden gemütlich eingerichtet. "Es fehlt uns an nichts", sagt Brigitte Trumpf.

Ihre inzwischen erwachsenen Kinder wuchsen bei Pflegeeltern auf, da sie eine normale Kindheit durchlaufen sollten. Von Schaustellern, die ihre Kinder von klein auf mitreisen lassen, hält der 70-jährige Friedrich Trumpf nichts, denn auch Schausteller seien verpflichtet ihren Sprösslingen eine solide Ausbildung zu ermöglichen.

Auch Peter Seeböck, bekannt als der "Tracht'n Bäda", sorgte dafür, dass seine Kinder in seiner Heimatstadt München die Schule besuchen konnten. Während seine Frau die meiste Zeit in Bayern blieb, um sich um die Kinder zu kümmern, reiste Seeböck mit seiner "Tiroler Speckhütte" und dem "Kleinen Markt" 250 Tage im Jahr durch Deutschland.

Inzwischen stehen seine Kinder auf eigenen Beinen. Trotzdem hat Seeböck auch nach vielen Jahren die Begeisterung für seinen Beruf nicht verloren. Vor allem die familiäre Atmosphäre unter den Schaustellern gefällt ihm. "Der Zusammenhalt zwischen uns ist viel größer als im normalen Leben."

Er selbst hat nicht von Beginn an als Schausteller gearbeitet, sondern verdiente sein Geld zunächst in der Textilbranche. Seine Trachten verkaufte er auf Tagesmärkten bis er schließlich den Rummel für sich entdeckte. Inzwischen könne er sich nicht mehr vorstellen in einem Büro zu arbeiten, da er die ständige Abwechslung liebe.

Die Weltwirtschaftskrise hat sich auch bei den Schaustellern bemerkbar gemacht. "Die Besucher geben ihr Geld viel bewusster aus und verlangen dafür auch mehr Qualität. Wir geben unser Bestes, was die Menschen auch honorieren."

"Die Kirmes ist unser Leben"

Die Geschwister Philip und Kevin Traber aus der berühmten Hochseilartisten-Familie haben das Gewerbe ihrer Eltern in der zweiten Generation übernommen. Während ihr Vater noch die Tradition der bekannten Familie weiterführte, konzentrieren sich die Geschwister vorwiegend auf den Jahrmarktsbetrieb.

"Die Kirmes ist unser Leben", so Kevin Traber. Während Philip es vorzog seine Kindheit bei Pflegeeltern zu verbringen, ist Kevin schon als kleines Kind mit seinen Eltern durch die Städte gereist.

Heute zieht Philip das Leben als Schausteller dem Leben mit einem festen Wohnsitz bei seinen Pflegeeltern vor. Nur in der Winterpause zieht er mit seiner Schausteller-Familie in das Winterquartier. Von dort aus bringen sie die Fahrgeschäfte wieder auf Stand und bewerben sich um neue Ausstellungsplätze.

Wie jeder der befragten Schausteller wünschen sich die Traber Brüder, dass ihre Kinder eines Tages ihr Gewerbe übernehmen, doch sie lassen ihnen freie Wahl bei der Zukunftsplanung: "Die Hauptsache ist, dass sie zufrieden und glücklich sind."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort