Verdi-Streik und die Folgen Das erwartet NRW-Bürger am Donnerstag

Düsseldorf · Der Mittwoch ist geschafft, am Donnerstag folgt der zweite Streik-Tag: Der Nahverkehr steht vielerorts still, Kitas bleiben geschlossen, Fluggäste müssen sich auf massive Behinderungen einstellen. Warnstreiks im öffentlichen Dienst schränken die Bürger ein.

Streik: Diese Pendler steigen um
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Warnstreiks im öffentlichen Dienst machen Reisenden, Pendlern und Eltern das Leben schwer. Wegen des geplanten Verdi-Ausstandes an sieben deutschen Flughäfen müssen sich Reisende an diesem Donnerstag auf massive Behinderungen einrichten.

Allein die Lufthansa streicht fast 600 Flüge und damit nahezu jede dritte geplante Verbindung. Vor allem innerdeutsche und europäische Flüge sind betroffen.

Schon am Mittwoch behinderten Ausstände den öffentlichen Nahverkehr. Ein Schwerpunkt war Nordrhein-Westfalen. An diesem Donnerstag sind weitere Aktionen in zehn Bundesländern geplant.

Blick in die Region

Neben weiteren Ausständen im Nahverkehr, in Kitas oder bei der Müllabfuhr plant Verdi Warnstreiks an den Flughäfen Frankfurt, München, Düsseldorf, Hamburg, Köln/Bonn, Stuttgart und Hannover. Schwerpunkt der Ausstände des Flughafenpersonals ist das größte deutsche Drehkreuz in Frankfurt, wo vom frühen Morgen bis 14.30 Uhr gestreikt werden soll. Eine von der Gewerkschaft nicht bezifferte Zahl von Mitarbeitern der Flughafenbetreiber arbeitet noch nach den Tarifbedingungen des öffentlichen Dienstes.

Vom Streik erheblich betroffen war das bevölkerungsreichste Land NRW. Hier lesen Sie, welche Auswirkungen der Streik am Mittwoch hatte.

Mönchengladbach Mehr als 5000 Schüler mussten am Mittwoch sehen, wie sie zum Unterricht kommen. Und auch am Donnerstag werde die Busse in ihren Depots bleiben. Die Stadt bezuschusst alleine 5200 Schokotickets für Schüler. Zudem sind elf städtische Kitas vom Streik betroffen.

Krefeld In der Innenstadt lief der Nahverkehr größtenteils fast wie gewohnt. Die Pendler zeigten sich in der Regel verständnisvoll. Viele Menschen verweisen auch auf das gute Wetter, den funktionierenden S-Bahn- und Zugverkehr sowie die deutlich schlechtere Lage in vielen anderen Kommunen.

Die Warnstreiks sorgten bereits im Vorfeld für heftige Kritik der Luftverkehrsbranche. "Flughäfen werden immer mehr zum öffentlichkeitswirksamen Schauplatz für Tarifauseinandersetzungen. Was früher eine absolute Ausnahme war, darf nicht zur Regel werden", erklärte Ralph Beisel vom Flughafenverband ADV in Berlin.

Lufthansa kritisiert Verdi

Auch die Lufthansa kritisierte die Verdi-Streiktaktik. "Wie schon bei dem Warnstreik des Sicherheitspersonals in Frankfurt vor gut einem Monat nimmt Verdi bewusst in Kauf, dass unbeteiligte Menschen und Unternehmen zur Durchsetzung von Gewerkschaftsforderungen instrumentalisiert werden. Alleine bei der Lufthansa Gruppe entstehen zudem Millionenschäden", sagte Vorstandsmitglied Bettina Volkens.

Die verschiedenen Airlines forderten ihre Fluggäste auf, sich auf der jeweiligen Website über den Status ihrer Flüge zu informieren. Für innerdeutsche Lufthansa-Tickets ist ein Umtausch in Bahnfahrkarten möglich. Umbuchungen sämtlicher abgesagter Flüge seien zudem kostenfrei möglich.

Die Interkontinentalflüge der Lufthansa von München sollen alle stattfinden, während in Frankfurt einige bereits abgesagt sind. Die Tochter Germanwings plant den vollen Betrieb. Der Ferienflieger Condor verlagert vier Fernflüge von Frankfurt nach Düsseldorf. Dort werde mit geringeren Auswirkungen des Ausstands gerechnet, sagte ein Condor-Sprecher. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin strich zunächst sechs Flüge.

43.000 Beschäftigte beteiligen sich

Für diesen Donnerstag ruft Verdi zudem Zehntausende Beschäftigte aus fast allen Bereichen des öffentlichen Dienstes zu Warnstreiks auf. Arbeitsniederlegungen und Kundgebungen soll es in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein sowie Thüringen geben.

Am Mittwoch waren von dem Kräftemessen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern besonders der Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen sowie in mehreren Städten in Hessen, Niedersachsen und Baden-Württemberg betroffen. In Bayern blieben zahlreiche Kitas geschlossen, Mülltonnen wurden nicht geleert. Ingesamt beteiligten sich Verdi zufolge knapp 43.000 Beschäftigte an Warnstreiks.

Verdi-Chef Frank Bsirske gab sich selbstbewusst. Sollte es bei den Verhandlungen nicht zu einer Einigung kommen, drohe ein Arbeitskampf mit hoher Beteiligung, sagte der Gewerkschafter auf einer Kundgebung vor rund 5500 Teilnehmern in Kassel. Ziel bleibe aber eine Einigung in der nächsten Gesprächsrunde.

Verdi will mit den Aktionen Druck vor der dritten Tarifverhandlungsrunde ab dem kommenden Montag in Potsdam machen. In der zweiten Runde hatte es zwar eine Annäherung in einzelnen Punkten, aber insgesamt keinen Durchbruch gegeben. Die Gewerkschaften fordern, dass die Einkommen der 2,1 Millionen Angestellten im Bund und in den Kommunen um einen Betrag von 100 Euro und dann zusätzlich um weitere 3,5 Prozent steigen. Die Arbeitgeber haben bislang kein Angebot vorgelegt.

(rpo/dpa)
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