Leverkusen Currenta-Betriebsräte kritisieren Bayer-Vorstand

Leverkusen · Zum Konzern-Jubiläum verleiht Bayer weltweit an seine Mitarbeiter Goldmünzen. Ausgenommen: Currenta-Beschäftigte. Die sind sauer.

 Dauerthema seit 2005: Schon bei der Ausgliederung fragten die heutigen Currenta-Beschäftigten (bei der Demonstration in Wiesdorf) bissig, welche Bedeutung die Mitarbeiter beim Bayer-Vorstand haben.

Dauerthema seit 2005: Schon bei der Ausgliederung fragten die heutigen Currenta-Beschäftigten (bei der Demonstration in Wiesdorf) bissig, welche Bedeutung die Mitarbeiter beim Bayer-Vorstand haben.

Foto: US

Die Mitarbeiter von Currenta und den Tochterfirmen Tectrion und Chemion sind enttäuscht. Sehr enttäuscht, sagt Currenta-Betriebsrat Jörg Feldmann. "Selbst von den Bayer-Kollegen gibt es Solidarität." Für folgenden Sachverhalt: Bayer spendiert zum Konzernjubiläum seinen Mitarbeitern weltweit eine Goldmünze mit dem Aufdruck "150 Jahre Bayer". Dazu gibt es noch ein Jubiläumsbuch für jeden.

Das heißt, für jeden gibt es die Geschenke nicht, moniert Feldmann: "Die Mitarbeiter der Currenta und deren Tochterfirmen werden von der Jubiläumsaktion der Bayer AG ausgeschlossen. Obwohl die meisten von ihnen vor dem Konzernumbau 20 oder sogar 30 Jahre lang für Bayer gearbeitet, teils ihre Ausbildung dort gemacht haben."

Kopfschütteln löse auch das Wie aus, mit dem die Bayer-Spitze den Ausschluss im unternehmensinternen Internet BNC kundgetan habe. In einer Betriebsrats-Info formulieren Feldmann und sein Betriebsratskollege Detlef Rennings: "Nüchtern ist der Satz in der BNC Berichterstattung: ,Die Unternehmen Currenta, Chemion und Tectrion sind von der Verteilung ausgenommen." Diesen Satz hält auch Bayer-Gesamtbetriebsratschef Thomas de Win für nicht ausreichend. "Ich kann den Unmut der Currenta-Mitarbeiter nachvollziehen. Natürlich ist es eine unternehmerische Entscheidung, aber die muss man den Mitarbeitern mit mehr als diesem Satz erklären."

Bayer äußerte zur Betriebsratskritik: "Die Entscheidung ist klar und vorher an Currenta kommuniziert worden." Für Deutschland sei entschieden worden, die Münze allen Bayer-AG-Mitarbeitern und den Mitarbeitern aller 100-prozentigen Tochterunternehmen zu schenken. Currenta sei eine eigenständige Gesellschaft, erläuterte ein Konzernsprecher auf RP-Nachfrage. Insgesamt werden Mitte des Jahres rund 113000 Bayer-Mitarbeiter weltweit die Medaille samt Buch bekommen. Laut Feldmann sollen auch Bayer-Pensionäre die Geschenke erhalten.

Der Sprecher ergänzte: "Bei anderen Aktionen im Jubiläumsjahr sind die Kollegen von Currenta mit dabei." Der Chemparkbetreiber Currenta ist ein Joint Venture, 60 Prozent am Unternehmen gehören Bayer, 40 Prozent Lanxess.

Jörg Feldmann betont: "Die Konzernumstrukturierung war für uns alle nicht einfach, und viele haben erhebliche Einbußen in Kauf nehmen müssen, sind aber immer noch in der 60-prozentigen Beteiligung der Bayer AG, wertschöpfend für den Konzern tätig und fühlen sich als Teil der Bayer-Familie." Die Münze habe als Wertschätzung der Mitarbeiter einen hohen ideellen Wert. Und auch einen materiellen. "Die Goldlegierung dürfte beim aktuellen Goldpreis einen Wert von rund 300 Euro haben", sagt Feldmann. Wenn man überlege, dass bei der Currenta samt ihrer Töchter 5500 Beschäftigte arbeiten und auch sie alle eine Münze bekämen, "würde das den Konzern gut zwei Millionen Euro mehr kosten". Vielleicht erfolge der Ausschluss der Currenta-Mitarbeiter auch aus Kostengründen, mutmaßt er.

Bisher hat der Currenta-Betriebsrat von Bayer-Vorstandschef Marijn Dekkers oder dessen Kollegen noch keine Rückmeldung. "Wir planen, das Gespräch mit der Geschäftsführung zu suchen", betont Feldmann. In der Currenta-Betriebsratsinfo heißt es: "Der Gesamtbetriebsrat erwartet hierzu eine hinreichende öffentliche Erklärung der Bayer AG an seine ,ehemaligen Mitarbeiter' und fordert die Geschäftsführung von Currenta und Tectrion auf, eine Klärung herbeizuführen.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort