Therapie bei Covid-19-Patienten Covid-19-Patient nach Blutplasma-Transfusion entlassen

Essen · Der Fall aus der Uniklinik Essen gibt Anlass zu Hoffnung. Ob die Antikörper genesener Patienten wirklich helfen, ist aber nicht erwiesen. Dazu braucht es kontrollierte Studien, nicht nur eine klinische Beobachtung.

 Viele Kliniken testen derzeit Blutplasma von genesenen Covid-19-Patienten bei schweren Krankheitsverläufen.

Viele Kliniken testen derzeit Blutplasma von genesenen Covid-19-Patienten bei schweren Krankheitsverläufen.

Foto: dpa/Christian Charisius

Wenn man nicht viele Pfeile im Köcher hat, muss man die nutzen, die verfügbar sind. So beschreibt Frank Herbstreit, Oberarzt auf der Intensivstation der Uniklinik Essen, die derzeitige Situation im Kampf gegen Covid-19. Denn noch fehlen effektive Therapien, mit denen sich die Folgen der Viruserkrankung zuverlässig eindämmen lassen. Einer der erwähnten Pfeile ist die Transfusion von Blutplasma bereits geheilter Patienten, weil dieses bereits Antikörper gegen das Virus enthält. So wird der Erkrankte quasi mit Antikörpern geimpft, und sein Organismus kann den Eindringling attackieren. Im Falle eines erst 29-jährigen Nordhorners mit Erfolg: Der schwer an Covid-19 erkrankte Mann konnte nach drei Blutplasma-Gaben aus dem Uniklinikum in die Reha verlegt werden.

Von einer Wunderwaffe gegen Corona könne man aber bei der Blutplasma-Therapie jedoch nicht reden, dämpft Herbstreit zu große Hoffnungen. „Ob es das ist, was dem Patienten letztendlich geholfen hat, wissen wir nicht“, sagt der Essener Oberarzt. Das bestätigt auch Professorin Monika Lindemann, die als Transfusionsmedizinerin der Uniklinik den Fall mitbetreut hat. „Um solche Aussagen treffen zu können, benötigten wir kontrollierte Studien mit einer Placebo-Gruppe“, sagt Lindemann. So aber handele es sich nur um eine klinische Beobachtung; für die Heilung könnten auch andere Faktoren verantwortlich sein. Bislang wurden sechs Patienten in Essen mit Plasma behandelt.

Dennoch spricht vieles dafür, dass die Gabe von Blutplasma genesener Covid-19-Patienten den Verlauf der Krankheit mildern und verkürzen kann. Dies wurde auch in China bei der Behandlung mehrerer schwer Erkrankten festgestellt. Allerdings wurden die Patienten parallel auch noch mit anderen Medikamenten therapiert.

Im Falle des 29-Jährigen kam die Blutplasmaspende aus der Uniklinik Düsseldorf. Neben der Blutgruppe, die natürlich passen muss, werde laut Lindemann besonders auf Zahl und Funktion der Antikörper geachtet. Diese reifen mit der Zeit, werden also wirksamer und passgenauer. Deshalb müssen Covid-19-Genesene rund vier Wochen symptomfrei sein, bevor sie Plasma spenden dürfen.

Spender werden weiterhin gesucht, die Regeln sind vergleichbar mit denen bei der Blutspende – allerdings kann Plasma weitaus häufiger gespendet werden, weil die roten Blutkörperchen zurück in den Körper geführt werden und der Organismus nicht so belastet wird.

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