Coronavirus im Kreis Heinsberg Landrat Pusch mit deutlichen Worten - „Tickt ihr noch ganz sauber?“

Heinsberg · Der Heinsberger Landrat Stephan Pusch sieht Anzeichen dafür, dass Menschen aus dem Kreis Heinsberg überregional stigmatisiert werden. Mit deutlichen Worten äußerte er sich in einem Video.

Stephan Pusch, Landrat des Kreises Heinsberg.

Stephan Pusch, Landrat des Kreises Heinsberg.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Außerhalb der Region werde gewarnt: Wer nach einem Kontakt mit Leuten aus dem Kreis einen Schnupfen bekomme, der solle sich direkt auf den Coronavirus testen lassen. „Da hab ich mich gefragt: Liebe Leute, ehrlich gesagt: tickt Ihr noch ganz sauber!“, sagte Pusch am Mittwoch in einem auf Facebook veröffentlichten Video.

Dass das Ansteckungsrisiko im Kreis höher sei als etwa in Garmisch-Partenkirchen, möge ja sein. Er glaube aber, dass die Menschen im Kreis Heinsberg, die die Auswirkungen vor Augen hätten, viel gelassener seien als die Leute weit weg vom tatsächlichen Geschehen.

Nach Aachen schickt jetzt auch der Kreis Heinsberg medizinisches Personal, das in Kontakt mit Coronavirus-Infizierten war, nicht mehr automatisch in Quarantäne. Die Richtlinie des Robert Koch-Instituts (RKI) führe dazu, dass nach und nach immer mehr medizinisches Personal nicht mehr arbeiten dürfe, sagte Pusch am Mittwoch. „Das heißt also Arztpraxen, Kliniken haben massiv Probleme, den Betrieb aufrecht zu erhalten“, sagte Pusch. Jetzt dürften Betroffene unter Einhaltung strenger Schutzvorschriften weiterarbeiten.

Das RKI teilt bei der sogenannten Kontaktpersonennachverfolgung die Betroffenen in drei Kategorien ein. Kategorie eins ist beispielsweise der Krankenpfleger, der 15 Minuten lang direkten Kontakt mit einem Infizierten hatte und dabei weitgehend ohne Mundschutz oder dergleichen gearbeitet hat. Er sollte laut dem RKI 14 Tage – die maximale Inkubationszeit – in Quarantäne. Kategorie zwei wären die Kollegen des Pflegers. Ihnen wird lediglich nahegelegt, sich nach Hause zu begeben. Vielmehr sollten sie regelmäßig bei sich selbst auf Symptome achten („Selbstmonitoring“) und den Kontakt mit anderen vermeiden. Wer mit voller Schutzmontur arbeitet, fällt in Kategorie drei. Hier bedarf es kaum besonderer Maßnahmen nach einem Kontakt mit einem Infizierten.

(mba/mja/dpa)
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