Coronavirus Land gegen Schließung aller Schulen

Düsseldorf · In NRW soll es aufgrund der Corona-Krise vorerst keine flächendeckenden Zwangsferien wie in Italien geben. Urlauber müssen sich auf Einreisevorbote für bestimmte Länder einstellen.

 Der Kreis Heinsberg ist vom Coronavirus besonders getroffen. (Archiv)

Der Kreis Heinsberg ist vom Coronavirus besonders getroffen. (Archiv)

Foto: dpa/Jonas Güttler

Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus betrifft zunehmend auch die Schulen im Land. Vereinzelt musste der Unterricht eingestellt werden, weil sich Schüler, Lehrer oder Eltern infiziert hatten. Flächendeckende Schließungen, wie sie etwa in Italien angeordnet wurden, stehen derzeit aber noch nicht zur Debatte. Der Präsident des Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, sagte, lange Komplettschließungen ohne „konkret nachgewiesene, bestätigte Verdachtsfälle“ halte er für falsch. „Das wäre ein Maßnahmen-Overkill.“

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) betonte, abgesehen vom Kreis Heinsberg gebe es derzeit überwiegend kurzfristige, das heißt ein- bis zweitägige Schulschließungen zur Abklärung von Virus-Verdachtsfällen. Alle Schüler könnten ihre vorgesehenen Prüfungen ablegen und die angestrebten Abschlüsse erwerben. Zurzeit finden an den Gymnasien etwa die Vorabiturklausuren statt. Mit möglichen Nachschreibeterminen werde es keine Probleme geben. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) verwies allerdings darauf, die Landesregierung beurteile die Lage dynamisch. In vier oder acht Wochen könne die Situation anders sein.

So muss etwa die Düsseldorfer Dieter-Forte-Gesamtschule an diesem Freitag vorläufig schließen. Grund: Mehrere Lehrer hatten sich krankgemeldet, nachdem eine Kollegin positiv auf das Virus getestet worden war. Zunächst war der Schulbetrieb auf Geheiß der Behörden noch weitergelaufen. Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) forderte ein abgestimmtes Handeln der Kommunen: „Es ist wichtig, dass wir besonnen reagieren, um Hysterie und Panik zu vermeiden.“ Die Bürger müssten sehen, dass die zuständigen Stellen die Lage im Griff haben. „Dafür braucht es einheitliche Kriterien, wann etwa Veranstaltungen abgesagt oder Schulen geschlossen werden“, sagte Geisel. Düsseldorf hat dafür vorläufig eine eigene Handreichung entwickelt.

Befürchtet wird eine Situation wie in Italien, wo fast zehn Millionen Schüler und Studenten zu Hause bleiben müssen, weil alle Schulen und Universitäten bis 15. März geschlossen bleiben. Mit 3100 Infektionsfällen ist Italien in Europa am stärksten betroffen. Weltweit haben sich mindestens 97.000 Menschen mit dem neuen Coronavirus infiziert, rund 54.000 gelten als genesen. In Deutschland gibt es mindestens 482 Infizierte, davon 302 in Nordrhein-Westfalen.

Schwer angeschlagen ist der Tourismus. „Großveranstaltungen werden abgesagt oder verschoben, Urlauber stornieren ihre Reisen und halten sich mit ihren Buchungen zurück“, teilte der Deutsche Tourismusverband mit. Am Montag wollen Branchenvertreter bei einer Spitzenrunde im Bundeswirtschaftsministerium über mögliche Hilfsmaßnahmen sprechen.

Gleich mehrere Länder verhängten unterdessen Einreiseverbote für Bürger aus Staaten mit vielen Coronavirus-Fällen. So untersagt etwa Israel ab diesem Freitag die Einreise aus Deutschland für nicht-israelische Staatsangehörige – es sei denn, sie begeben sich in eine 14-tägige Quarantäne. Transitreisende mit Anschlussflügen sind davon nicht betroffen. Ähnliche Maßnahmen gibt es unter anderem in Kasachstan, Eritrea, Turkmenistan und der Republik Moldau.

Leitartikel, Report, Wirtschaft

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