Wegen Coronavirus Beerdigungen nur noch im kleinsten Kreis

Düsseldorf/Jüchen · Auch Beerdigungen sind von der Corona-Pandemie betroffen. Öffentliche Messen werden zwar nicht mehr gehalten, aber auf den Friedhöfen finden weiterhin Trauerfeiern statt. Die Regelungen sind jedoch unterschiedlich.

 Lilien auf einem Grab (Symbolbild).

Lilien auf einem Grab (Symbolbild).

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Keine öffentlichen Messen, keine Hochzeiten oder Taufen und Beerdigungen nur im engsten Kreis. So kann man die aktuelle Situation in den Kirchen zusammenfassen. Doch vor allem für Trauernde, die ohnehin bereits durch den Verlust eines Angehörigen emotional betroffen sind, ist die Situation nicht leicht.

In Düsseldorf gilt, dass maximal zehn Trauernde an einer Beerdigung teilnehmen dürfen. In Köln und Essen sind nur Familienmitglieder ersten Grades zugelassen - also Partner, Eltern und Kinder eines Verstorbenen - Geschwister oder Enkel beispielsweise nicht. Die Stadt Dormagen untersagte alle Urnenbestattungen - es sei denn, sie finden ohne Angehörige statt. Weil die Verstorbenen ohnehin eingeäschert werden, bestehe bei der Beisetzung kein Zeitdruck, sagte ein Sprecher der Stadt. Die meisten Angehörigen hätten bereitwillig zugestimmt, die Beisetzung zu einem späteren Zeitpunkt durchzuführen. Zudem finden die Feiern nun alle im Freien statt, da die Friedhofskapellen mittlerweile auch geschlossen wurden.

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Foto: dpa/Jean-Christophe Bott

Andreas Düvel ist Bestatter in Düsseldorf. Er musste in den vergangenen Tagen bereits einigen Trauernden erklären, dass nur sehr wenige Verwandte zu den Beerdigungen erscheinen dürfen. „Bislang haben aber alle Betroffenen sehr verständnisvoll reagiert“, sagt der Bestatter. Vielen Kunden sei bereits klar, dass man sich in Zeiten von Corona auch bei Beerdigungen einschränken muss. Auch die Beerdigung des Düsseldorfer FDP-Politikers Burkhard Hirsch hatte Düvel geplant- und musste die Trauerfeier verschieben.

Es sei einmal vorgekommen, dass etwas mehr als zehn Personen erschienen sind. „Aber die Menschen kann man nicht einfach nach Hause schicken“, sagt Düvel. In kleineren Gruppen und mit größerem Abstand voneinander hätten die Betroffenen dann trotzdem Abschied genommen.

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Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

Dass Beerdigungen weiterhin stattfinden, hält der Düsseldorfer für sehr wichtig. „Wenn man als Betroffener im Tal der Tränen ist, will man auch endlich wieder Boden unter den Füßen haben“, sagt er. Die Beerdigung des Verstorbenen trage dazu bei.

Eine bundesweit einheitlich geltende Regelung für Beerdigungen gibt es nicht. Die Bistümer in NRW können laut eines Sprechers des Bistums Köln in dieser Sache eigenständig entscheiden. „Wobei sie in weiten Teilen an die Vorgaben staatlicher Stellen wie Landesregierungen und kommunaler Behörden gebunden sind und auf diese reagieren“, sagte der Sprecher weiter. Dennoch ist die Anzahl der zulässigen Trauergäste in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich und kann sich täglich verändern: Einige Geistliche empfehlen nicht mehr als 25 Personen, andere halten eine maximale Anzahl von fünf Trauernden angemessen.

In Jüchen musste am Dienstag das Ordnungsamt zum Friedhof anrücken. Bei einer Trauerfeier hatten sich laut Stadtsprecher Norbert Wolf rund 40 Personen versammelt, um von dem Verstorbenen Abschied zu nehmen. Seit Dienstag sind in Jüchen jedoch nur noch Beisetzungen mit maximal zehn Personen zulässig. „Da wir uns gerade in der Übergangsphase befinden, wurden die Anwesenden darüber nochmal vor Ort informiert", sagte der Sprecher unserer Redaktion. Die Trauernden haben laut Wolf „sehr verständnisvoll“ reagiert und seien anschließend in kleinen Gruppen mit genügend Abstand zueinander an das Grab getreten. Laut dem Stadtsprecher sind alle Bestatter über das künftige Vorgehen informiert.

Bestattungen im Allgemeinen müssen laut Pfarrer Ulrich Clancett weiterhin möglich sein. „Auch wenn es natürlich eine eigenartige Situation ist, wenn man mit nur wenigen Trauernden und einem großen Abstand zueinander vor einem Grab steht“, sagt der Jüchener Pfarrer.

„All diese Einschnitte werden für die Hinterbliebenen im Zweifelsfall schmerzlich sein. Es gilt, die Situation einfühlsam zu erklären und um Verständnis zu werben“, teilte das Erzbistum Köln am Montag mit. „Beten Sie mit den Trauernden, damit diese daraus Kraft schöpfen können“, empfiehlt es den Pfarrern.

Der Bundesverband Deutscher Bestatter hat einige Empfehlungen für Beerdigungen ausgesprochen. Dazu gehören auch Folgende:

  • Auf körperliche Gesten der Kondolenz und Anteilnahme wie Umarmungen, Küsse und Händeschütteln verzichten
  • Möglichst weit auseinander stehen oder sitzen
  • Eine Teilnehmerliste der Trauerfeier führen, damit bei einer späteren Erkrankung eines Teilnehmers der Infektionsweg nachverfolgt werden kann
  • Gedenkfeier nach der Beisetzung verschieben
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