„Wir sind am Ende“ Bekannter Krankenpfleger kritisiert Regierung für Umgang mit Corona-Krise

Düsseldorf · Der Krankenpfleger Alexander Jorde ist vielen seit seinem Fernsehauftritt bekannt, bei dem er Angela Merkel mit Problemen im Pflegebereich konfrontierte. Nun übt er Kritik am Umgang mit der Corona-Krise.

 Der Krankenpfleger Alexander Jorde (Archivfoto).

Der Krankenpfleger Alexander Jorde (Archivfoto).

Foto: dpa/Silas Stein

„Wir sind am Ende. Wir können nicht mehr.“ Diese deutlichen Worte richtet der Krankenpfleger Alexander Jorde an die Politik und die Öffentlichkeit. Der Pfleger kritisiert bei Twitter den Umgang der Regierung mit der aktuellen Corona-Krise und fordert diverse Maßnahmen.

Der 24-Jährige wurde im Jahr 2017 bekannt, als er - damals noch als Azubi - Bundeskanzlerin Angela Merkel in der „ARD-Wahlarena“ auf Missstände in der Pflege aufmerksam machte. Im Gespräch sagte er etwa, dass die „Würde tagtäglich in Deutschland tausendfach verletzt wird“, weil die Pflegekräfte überlastet seien. Damit kritisierte er die Bilanz von Merkels Regierungszeit. 2019 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel „Kranke Pflege - Gemeinsam aus dem Notstand“.

Er fühle sich als Krankenpfleger von der Politik im Stich gelassen, schreibt Jorde in seinen Tweets vom 13. März. Zudem übt er scharfe Kritik: „Unser Gesundheitssystem stand schon vor dem Coronavirus am Rande des Abgrunds.“ Zwar gebe es im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland viele Intensiv- und Beatmungsplätze - „aber keiner fragt nach den Menschen, die die darin liegenden Patienten versorgen sollen“, schreibt er. „Das heißt, wir müssen bald deutlich mehr Patienten versorgen und das bei gleichzeitig höherem Aufwand bei Schutzausrüstung und Hygiene.“ Außerdem gebe es Lieferprobleme bei der Schutzausrüstung. Nordrhein-Westfalen etwa wartet auf eine Million Schutzmasken. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte bereits am 4. März angekündigt, die große Menge an Schutzmasken für Ärzte und Krankenhäuser im Land zu beschaffen.

Die Aussagen von Politikern, Deutschland sei gut auf die derzeitige Corona-Lage vorbereitet, hält der Pfleger für schlicht falsch. „Wir sind NICHT gut vorbereitet“, stellt er klar. In seinen Tweets verwendet Alexander Jorde drastische Beschreibungen für die Lage: „Mir fliegen bei der Versorgung von Corona-Patienten Sekrete um die Ohren und ich darf erst dann einen Test machen, wenn ich bereits infektiös bin und mein halbes Team angesteckt habe.“ Die gegenwärtige Corona-Krise decke „auf einen Schlag“ auf, wovon die Pflegebranche bereits seit Jahren oder teilweise gar Jahrzehnten berichte. „Bald werden immer mehr Pflegende selbst infiziert sein und ausfallen. [...] Und trotz all dem gibt’s für die Wirtschaft Milliarden und für uns nur warme Worte.“

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Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

Alexander Jorde formuliert in seinem Tweet zudem Forderungen an die Politik. Mitarbeiter, die in die direkte Versorgung eingebunden sind, sollten eine Gefahrenzulage bekommen. Um eine Verbreitung des Virus zu verhindern, sollten täglich Abstriche von Mitarbeitern gemacht werden, die längere Zeit direkten Kontakt zu Corona-Infizierten hatten. Außerdem fordert Jorde die Einhaltung von Ruhezeiten sowie der maximalen Wochenarbeitszeit. Die geforderte Sicherstellung der Kinderbetreuung von Pflege- und medizinischem Personal wird bereits gewährleistet. Diese Berufsgruppen haben trotz der Schul- und Kitaschließungen einen Anspruch auf Betreuung.

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