Leiter von Action Medeor im Gespräch „Afrika ist unser blinder Fleck in der Corona-Krise“

Düsseldorf · Afrika ist einer der wichtigsten Handelspartner für China. Entsprechend viele Chinesen fliegen dorthin - auch während der Corona-Krise. Wir haben Christoph Bonsmann, Vorstand von Action Medeor, gefragt, wie gefährdet Afrika ist.

Christoph Bonsmann ist Apotheker und Vorstand von Action Medeor.

Christoph Bonsmann ist Apotheker und Vorstand von Action Medeor.

Foto: Boris Breuer

China ist in Afrika so präsent wie kein anderes Land. Quer durch den Kontinent beteiligt sich China an dem Betrieb von Regierungsgebäuden, Zugstrecken, Flughäfen, aber auch von Kasernen und Raffinerien. Seit Jahren beläuft sich das Handelsvolumen zwischen beiden Seiten zudem auf Milliardenbeträge im dreistelligen Dollar-Bereich. 2018 kündigte Chinas Staatschef Xi Jinping auch noch an, innerhalb von drei Jahren 60 Milliarden Dollar in die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas investieren zu wollen. Kein Wunder also, dass viele Chinesen aus geschäftlichen Gründen nach Afrika reisen - auch jetzt noch, während der Corona-Krise. Wir haben Christoph Bonsmann, Vorstand von Action Medeor, drei Fragen zur Lage gestellt:

Wie gefährdet ist Afrika in der Corona-Krise?

Christoph Bonsmann Das Problem ist, dass in Afrika eine Milliarde Menschen leben, es auf dem ganzen Kontinent aber nur zwei Labore gibt, die in der Lage sind, Proben auf den Coronavirus zu testen. Hinzu kommt, dass die Frühwarnsysteme, die die Länder wegen Ebola in der Vergangenheit entwickelt haben, bei Corona nicht funktionieren. Ebola war nur übertragbar, wenn Symptome wie Fieber erkennbar waren. Bei Corona gibt es aber viele Patienten, die erkrankt sind, aber keine oder kaum Symptome zeigen. Es ist also sehr schwer, schnell zu handeln, wenn Fälle auftreten. Gleichzeitig wäre das der einzige Weg, um eine starke Ausbreitung zu verhindern. Man kann sagen, Afrika ist unser blinder Fleck in der Corona-Krise.

Sie rechnen also mit einem großen Ausbruch?

Bonsmann Nicht zwingend. Aber Afrika ist einer der der wichtigsten Handelspartner für China. Entsprechend reisen viele Chinesen dorthin und halten sich in Afrika auf. Das habe ich selbst auf meinen letzten Reisen gesehen. Der Flughafen in Addis Abeba etwa ist ein großes Drehkreuz in Afrika. Im Gegensatz zu vielen anderen Fluglinien, hat Ethiopian Airlines den Flugbetrieb zwischen China und Afrika aber nicht eingestellt. Die Möglichkeit, dass sich das Virus in Afrika ausbreitet ist also durchaus gegeben.

Wie bereiten Sie sich die Länderbüros von Action Medeor darauf vor?

Bonsmann Richtig vorbereiten kann man sich nicht. Schutzanzüge sind größtenteils ausverkauft, Gesichtsmasken bringen nichts. Am besten wirkt Händewaschen. Dafür lagern wir alkoholhaltige Desinfektionsmittel. Die sind leicht anzuwenden, egal wo man ist. Außerdem müssen Betroffene sofort isoliert und die Kontakte, die sie hatten, nachverfolgt werden.

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